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Brauchen wir schärfere Salmonellen-Grenzwerte?

Lesezeit: 5 Minuten

QS diskutiert über schärfere Grenzwerte für die Salmonellen-Ein­stufung der Mast­betriebe. Ist das sinnvoll?


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PRO


Prof. Dr. Thomas Blaha, Tierärztliche Hochschule Hannover, QS-Beirat


Salmonellen gehören zu den häufigsten Durchfallerregern beim Menschen, zumindest zu denen mit tödlichem Ausgang. Gefährdet sind vor allem Menschen mit geschwächtem Immunsystem und kleine Kinder. Schweine können Salmonellenträger sein, ohne selbst sichtbar zu erkranken.


Um den Salmonelleneintrag in den Schlachthof und damit in die Lebensmittelkette zu minimieren, führt die QS-GmbH seit acht Jahren ein Salmonellenmonitoring durch. Pro Mastbetrieb und Jahr werden im Schlachthof 60 Fleischsaftproben von den angelieferten Mastschweinen gezogen und auf Antikörper gegen Salmonellen untersucht.


Anhand der Ergebnisse führt QS eine Kategorisierung der Betriebe durch. Betriebe mit weniger als 20 % positiven Proben kommen in Kategorie I, Mastbetriebe mit 20 bis 40 % in Kategorie II und Betriebe mit noch höherer Belastung in Kategorie III.


Um den Salmonelleneintrag zu vermindern, werden Kategorie III-Betriebe unter anderem verpflichtet, die Hygienemaßnahmen und die Schad-nagerbekämpfung zu verbessern. Zudem können die Lieferpartien anhand der Kategorisierung im Schlachthof nach Risiko getrennt und separat geschlachtet werden.


Auf diese Weise ist es QS gelungen, den Anteil von Kategorie III-Betrieben in acht Jahren von 7 % auf 3 % zu senken. Um die Salmonellengefährdung weiter reduzieren zu können, müssen wir die Kriterien jetzt weiter verschärfen. Das ist keine spontane Entscheidung, sondern wurde bereits zu Beginn der Sanierungsmaßnahmen so beschlossen.


Zu den Verschärfungen gehört auch, den so genannten Cut off-Wert von OD (Optische Dichte) 40 auf OD 20 zu reduzieren. Der Cut off ist der Grenzwert, ab dem eine Fleischsaftprobe als Antikörper-positiv oder Antikörper-unauffällig eingestuft wird.


Der Hersteller des Testverfahrens hat schon immer OD 20 als Schwellenwert empfohlen. Zu Beginn des Sanierungsverfahrens haben wir den Wert jedoch bewusst so hoch bei OD 40 angesetzt, um im ersten Durchgang nicht gleich zu viele Betriebe in Kategorie III rutschen zu lassen.


Jetzt wird es jedoch Zeit, den Cut off auf den vom Hersteller vorgegebenen Grenzwert zu senken. Dänemark hat dies bereits vor sechs Jahren gemacht.


Natürlich erhöht sich durch die Herabsetzung der Grenzwerte schlag-artig die Anzahl der Kategorie II- und Kategorie III-Betriebe. Die QS GmbH kalkuliert, dass 18 % aller Mastbetriebe in Kategorie III rutschen statt der bisherigen 3 %. Und in Kategorie II würden 29 % der Betriebe statt der bisherigen 14 % landen. Das ist unvermeidlich.


Entscheidend ist nur, dass die Schlachtindustrie dieses Ergebnis nicht als Druckmittel für Preisdiskussionen missbraucht oder als Argument, um die Schweine von bestimmten Mastbetrieben zu verweigern. Denn die Schweine sind qualitativ die gleichen wie vor der Verschärfung der Grenzwerte.


Die rote und die grüne Seite müssen sich endlich an einen Tisch setzen und ein gemeinsames Konzept zur Verbesserung der Produkt- und Fleischqualität erarbeiten. Dabei ist die Salmonellenreduzierung nur ein einziges – wenn auch sehr wichtiges – Modul.


CONTRA


Zugegeben: Nach nunmehr acht Jahren Salmonellenmonitoring und erfolgreicher Reduzierung des Kategorie III-Anteils von 7 % auf 3 % wird es Zeit, die Bewertung der Mastbetriebe anzupassen. Es muss jedoch bezweifelt werden, dass eine alleinige Halbierung des Cut off-Wertes auf OD 20 der richtige Weg ist.


Da sind zunächst einmal fachliche Bedenken. Aus wissenschaftlicher Sicht stimmt es zwar, dass OD-Werte über 20 als Salmonellen-Antikörper-positiv zu werten sind. Dies entspricht auch den Vorgaben der Testkid-Hersteller. Es gibt aber erhebliche Zweifel, ob dieser Grenzwert noch geeignet ist, das Risiko eines Salmonelleneintrages in die Lebensmittelkette widerzuspiegeln. Genau darum geht es jedoch beim Salmonellen-Monitoring.


Bei OD-Werten über 40 kann man davon ausgehen, dass zumindest ein Teil der Tiere auch tatsächlich Salmonellenträger sind. Bei OD-Werten im 20er-Bereich trifft dies aber nicht unbedingt zu. Denn es ist durchaus möglich, dass niedrige Antikörpertiter noch von einem Salmonellenkontakt des Schweines im Aufzuchtstall herrühren. Es kann sich quasi um „Altlasten“ aus der Flatdeckphase handeln, ohne dass im Maststall ein erneuter Kontakt stattgefunden haben muss. Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Tiere tatsächlich Salmonellen in den Schlachthof eintragen, ist allerdings eher gering.


Darüber hinaus würde das Absenken des Cut off zu einer Wettbewerbsverzerrung innerhalb der EU führen. Es stimmt zwar, dass Dänemark den Grenzwert bereits vor Jahren auf OD 20 herabgesetzt hat. Dafür sind bei unseren nördlichen Nachbarn aber auch die Kategoriegrenzen viel höher angesetzt als bei uns. In DK werden die Betriebe z. B. erst dann in Kategorie III eingestuft, wenn mehr als 65 % der beprobten Tiere einen positiven Wert aufweisen. Bei uns liegt die Grenze bei 40 %. Und alle Betriebe mit 20 bis 40 % positiven Tieren, die bei uns bereits in Kategorie II landen, werden in Dänemark noch in Kategorie I eingestuft.


Um eine Gleichbewertung der Betriebe zu erhalten, müssten daher auch in Deutschland die Kategorie-grenzen nach oben verschoben werden. Dazu wäre allerdings eine Änderung der in Deutschland gültigen Salmonellen-Verordnung erforderlich. Und damit ist nicht zu rechnen.


Auch im Vergleich mit unseren westlichen Nachbarn würde der Wettbewerb verzerrt. Denn hier ist eine Absenkung des Cut off bislang noch nicht vorgesehen. Die nieder-ländischen Betriebe haben ohnehin schon jetzt den Vorteil, dass sie nur 36 statt der in Deutschland vorge-schriebenen 60 Proben pro Jahr untersuchen lassen müssen.


Nach neueren Berechnungen würde das Herabsetzen des Cut off von 40 auf 20 zu einer Versechsfachung des Anteils von Kategorie III-Betrieben führen. Wie Handel und Verbraucher auf ein plötz­liches Hochschnellen der Kategorie III-Betriebe reagieren, lässt sich denken. Ganz abgesehen davon gäbe es große logistische Probleme bei den Schlacht­unternehmen, wenn jedes sechste Schwein aus einem Kategorie III-Betrieb käme und diese Tiere gesondert geschlachtet werden sollen. H. Lehnert

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