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Die Gemeinde liefert den Schotter …

Lesezeit: 5 Minuten

In einigen rheinischen Gemeinden kümmern sich die Landwirte selbst um die Instandhaltung der Wirtschaftswege. Das Füllmaterial dafür stellt die Gemeinde zur Verfügung.


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Seitdem wir Landwirte uns selbst um die Wirtschaftswege kümmern, hat sich deren Zustand zusehends verbessert!“ Diesen Satz würden sicherlich alle hier vorgestellten Landwirte unterschreiben.


Bis vor etwa 10 Jahren lief es in den betroffenen Gemeinden bzw. Ortsbauernschaften so wie andernorts auch: Die Wirtschaftswege wurden immer schlechter und die Gemeinden kamen ihrer Unterhaltspflicht mehr schlecht als recht nach. Als dann bei der Rübenabfuhr zunehmend Lkw eingesetzt wurden, kamen die alten Wirtschaftswege endgültig an ihre Grenzen.


Grund genug für einige Landwirte, sich selbst zu organisieren und – in Absprache mit den Kommunen – die Wirtschaftswege auf eigene Faust wieder in Schuss zu bringen.


Füllmaterial ist das Limit!

Im Gebiet der Stadt Zülpich übernahmen die Landwirte schon in den 90er-Jahren freiwillig und gegen Entlohnung das Abschälen der Bankette.


Seit einigen Jahren engagieren sich die Landwirte zusätzlich beim Wegebau. Jedes Frühjahr besichtigen sie mit Vertretern der Kommune die Wege und legen gemeinsam die durchzuführenden Maßnahmen fest. Das Material für die Wegebauarbeiten – in aller Regel Recyclingmaterial aus dem Straßenbau – stellt die Stadt Zülpich an drei zentralen Lagerstellen zur Verfügung. Die Instandsetzung der Wege übernehmen die Landwirte selbst. Dafür nutzen sie eigene Geräte oder können diese beim örtlichen Maschinenring ausleihen.


„Nach zehn Jahren ist jetzt ein Großteil der Wege instandgesetzt und sehr belastbar“, berichtet Gerd Volker Berning, langjähriger Ortslandwirt der Stadt Zülpich. Die Landwirte sind eingespielt, die Instandsetzung und Pflege ist zur Routine geworden. Ein weiterer Vorteil, so Berning: „Die Landwirte betrachten die Wege zunehmend als Wirtschaftsgut und behandeln sie entsprechend gut.“


Mitunter fehlt es allerdings an Füllmaterial, notwendige Sanierungen können nicht durchgeführt werden. „Dennoch sollten Landwirte das Füllmaterial nicht selbst besorgen, damit sie bei eventueller Schadstoffbelastung nicht haftbar gemacht werden können“, mahnt Berning.


„Auf der anderen Seite muss man aufpassen, dass die Gemeinden mit ihren Forderungen nicht über das Ziel hinausschießen“, betont Richard Hansen, Landwirt in Vettweiß und Vorreiter in Sachen Wegebau. So könne es z. B. nicht angehen, dass Landwirte angehalten werden, die Wege nach den Ansprüchen von Rennrädern und Buggys zu sanieren.


Schotter statt Asphalt!

Im Gebiet des Maschinenrings Neuss-Mönchengladbach-Gillbach diente das Wegebauprojekt eines hessischen Maschinenrings als Vorbild für die Eigeninitiative. Das be­richtet Josef-Albert Rath, der Ge­schäfts­führer des Maschinenrings.


Die Landwirte der einzelnen Ortsbauernschaften boten den Gemeinden ihre Mitarbeit an und stießen dabei auf offene Ohren. Ähnlich wie in Zülpich finden in den betreffenden Orten jährliche Besichtigungen statt. Und auch hier sind es die Gemeinden, die das Material liefern.


Welche Materialien die Kommunen zur Verfügung stellen, ist ganz unterschiedlich. „Recycling-Material, das in den einen Gemeinden gängig ist, ist in anderen Kommunen nicht erlaubt“, erklärt Karl-Georg Klauth, Vorstandsvorsitzender des Maschinenrings. Angesichts des knappen Materials sei dies immer wieder ein Konfliktpunkt zwischen Landwirten und Kommunen .


Die eigentliche Instandsetzung erfolgt auf Ebene der Ortsbauernschaften. „In der Ortsbauernschaft Elsdorf bearbeiten wir innerhalb von 3 Tagen etwa 7 bis 8 Wegekilometer“, berichtet Karl-Josef Conzen, Ortslandwirt von Elsdorf. Die Geräte werden von Mitgliedern des Maschinenrings bzw. der Gemeinde zur Verfügung gestellt. „Mittlerweile sind die größten Schritte getan“, so Conzen, „die Hauptverbindungswege sind saniert.“


Wichtig ist: Wie auch in anderen Gemeinden bevorzugen die Landwirte im Gebiet des Maschinenringes Schotterwege. „Denn die wassergebundenen Wege können wir selbst sanieren, bei asphaltierten Wegen stoßen wir schnell an Grenzen“, beschreibt Karl-Georg Klauth die Vorzüge der Schotterwege. Vielfach würden die Landwirte sogar einen Rückbau von Asphalt- zu Schotterwegen begrüßen!


Eigenbeitrag freiwillig!

In der Ortsbauernschaft Gereonsweiler, in der Gemeide Linnich, brachte der Abschluss eines beschleunigten Flurbereinigungsverfahren den Stein ins Rollen. So schildert es Eugen Viehof, Ortslandwirt von Gereonsweiler.


Der aus dem Verfahren verbliebene Geldbetrag, so beschlossen die Landwirte, sollte in den Wegebau investiert werden. In den Jahren 2007 bis 2011 wurden insgesamt gut 50 000 € für den Wegebau verwendet. Knapp 60 % des Geldes kamen von der Flurbereinigungsbehörde, gut 10 % von der Stadt Linnich, 30 % steuerte die Ortsbauernschaft aus freiwilligen Eigenbeiträgen (je 15 €/ha) hinzu.


Anfangs beauftragten die Landwirte einen Unternehmer, der die wassergebundenen Wege mit Gräder und Walze bearbeitete. „Das machte zunächst einen guten Eindruck, jedoch hielten die Wege den Belastungen der Zuckerrübenabfuhr nicht lange stand“, schildert Viehof die Anfangsprobleme.


Daraufhin nahmen die Landwirte die Sache selbst in die Hand: Sie besorgten Füllmaterial (Schlacke aus der Hochofenverbrennung), ließen das Material von Stadt und Unterer Landschaftsbehörde genehmigen und verfüllten die Wege in Eigenregie. Die Befestigung erfolgte mit Hilfe eines Planierschildes.


„Jetzt halten die Wege für die Kampagnen der nächsten Jahre“, so Viehof. „Die Eigeninitiative hat sich bewährt, bis jetzt sind 20 bis 30 km der Wege fertiggestellt.“-sv-

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