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Futter nachschieben wie von Geisterhand

Lesezeit: 7 Minuten

Jetzt schieben Roboter das Futter nach. Damit soll die Futteraufnahme der Kühe steigen und der Landwirt entlastet werden. Mittlerweile sind drei Fabrikate am Markt. top agrar hat Praktiker dazu befragt.


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Wer kennt das nicht? Es ist kalt, die Finger frieren und der abendliche Stallrundgang steht bevor. Allein der Gedanke, jetzt eine Schaufel in die Hand zu nehmen und das Futter manuell nachzuschieben, verdirbt die gute Laune.


Abhilfe können automatische Futterschieber schaffen: Die lästige und zeitaufwändige Handarbeit soll damit endgültig passé sein. Den ersten selbst-fahrenden Robi hat Fa.Lely entwickelt.


Einfache Funktionsweise:

Der „Juno“ ist eine runde Maschine mit einem Durchmesser von knapp 1,6 m. Er fährt auf drei Rädern und wird von einem Elektromotor über einen Akku angetrieben. Das Gerät ist 106 cm hoch und besteht im Kern aus einem 575 kg schweren Betonblock. Mit Gummilippen schiebt der Roboter in rotierenden Bewegungen bis zu 75 cm hohe Futterberge an den Futtertisch.


Eine Ersteinstellung erfolgt über das Handsteuergerät „E-Link“. Die zu fahrende Route wird einmal manuell abgefahren und gespeichert.


Die Steuerung erfolgt ausschließlich über Sensoren. Ein Ultraschallsensor misst den Abstand zum Fressgitter, an dem sich der Juno orientiert. Dieser Abstand minimiert sich mit jeder Fahrt, so dass alle Futterreste nachgeschoben werden. Induktive Sensoren messen an den Rädern die zurückgelegte Entfernung.


Nach dreißig Minuten an der Ladestation ist der Futternachschieber wieder startbereit. Die Station kann entweder im Stall oder außerhalb des Gebäudes installiert werden. Insgesamt kann der Juno mit einer Geschwindigkeit von 12 m/min bis zu 48 Fahrten am Tag zurücklegen.


Der Roboter ist auch in einem zweiten Stall, z.B. beim Jungvieh, einsetzbar. Metallstreifen auf dem Boden weisen ihm dabei den Weg.


Damit der Futterschieber einwandfrei läuft, muss ein ebener, glatter Stallboden vorhanden sein. In der Breite benötigt das Gerät zusätzlich zum Futtertisch mindestens 2 m Platz. Auch für die Ladestation müssen mindestens 3 m Platz eingerechnet werden. Firma Lely bietet den Juno für fast alle Fressgittertypen, vom Nackenriegel über waagerechte Rohre bis hin zur U-Form an. Der Futterschieber kostet derzeit etwa 15 000 €.


Das sagen die Praktiker:

Inzwischen hat Lely etwa 200 der kleinen Roboter in Deutschland verkauft. Unsere drei befragten Praktiker sind sich einig: Missen wollen sie den Juno nicht mehr.


Die drei Betriebe hatten sich trotz der hohen Anschaffungskosten bewusst für den automatischen Futterschieber entschieden. Ausschlaggebend war, dass herkömmliche Technik, etwa ein Planierschild vor dem Schlepper, zwar die körperliche Arbeit ersetzen würde und auch vielseitiger auf dem Hof nutzbar wäre. Dennoch wollten die Praktiker ein Gerät, das rund um die Uhr automatisch das Futter nachschiebt. In den drei Betrieben werden die Kühe von Melkrobotern gemolken. Gerade die Kombination zwischen automatischer Melktechnik und automatischem Futterschieber sehen die Praktiker positiv.


Mit dem Arbeitsergebnis des Junos sind sie zufrieden: Keine Abweichungen von der programmierten Route, selten Stillstand und bisher kein Verschleiß und keine Reparaturen.


Ständig frisches Futter.

Johannes Sprünken bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb mit 60 Holsteinkühen im niederrheinischen Straelen. Der Landwirt hat im Februar 2009 den ersten Juno in Deutschland installiert. Zusammen mit einem Melkroboter und einem Spaltenroboter hat Sprünken die wichtigsten Arbeiten auf dem Betrieb automatisiert.


Für den Betriebsleiter war es wichtig, dass seine Kühe rund um die Uhr Futter nachgelegt bekommen. Johannes Sprünken und Ehefrau Kerstin sind vom Konzept überzeugt: „Melken kann bei uns jeder, aber nachts Futter nachschieben, das macht nur der Roboter.“ Mit dem Arbeitsergebnis des Schiebers ist Familie Sprünken ebenfalls zufrieden. Sie ist sich sicher: „Die anfangs hohe Investitionssumme relativiert sich schnell mit den zusätzlich erzielten Leistungen der Kühe.“ Der Landwirt lässt seinen Futterschieber etwa alle zwei Stunden laufen. Während der Futtervorlage mit dem Mischwagen stellt er das Gerät aus.


„Das häufige Futter nachschieben hat sich positiv auf die Tiergesundheit und im Endeffekt auf die Milchleistung ausgewirkt“, glaubt Landwirt Johannes Sprünken.


Auch auf dem Fleckviehbetrieb von Holger Popp mit 70 Kühen im bayerischen Gefrees bringt der Futterschieber eine enorme Arbeitserleichterung. Der Betriebsleiter wollte vor allem seinen Rücken entlasten.


Im Jahr 2010 wurde auf dem Betrieb ein neuer Boxenlaufstall mit Melkroboter gebaut. „Dabei habe ich direkt darauf geachtet, ausreichend Platz für die Ladestation des Junos einzuplanen“, erinnert sich der Landwirt. Am Anfang blieb der Roboter manchmal mitten auf dem Futtertisch stehen. Auch die Abstände zum Fressgitter wurden nicht immer richtig eingehalten.


Handarbeit ist Geschichte!

„Seitdem wir aber die Daten wie Stalllänge, Fahrtzeiten und Abstände exakt eingegeben haben, macht der Roboter seine Arbeit alleine.“ Nach den leichten Startschwierigkeiten ist Holger Popp vom Juno überzeugt.


Popp füttert seine Kühe zu einem festen Termin am Vormittag. „Der Futterschieber erzielt somit die besten Arbeitsergebnisse und die Kühe bekommen einen Tagesrhythmus“, erklärt der Landwirt seine Vorgehensweise.


Das hessische Landwirtschaftszentrum Schloss Eichhof in Bad Hersfeld hat ebenfalls einen automatischen Futterschieber im Einsatz. Thomas Bonsels, Berater beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), sieht im Juno eine von mehreren Automatisierungs-Techniken für Betriebe, die abends und nachts nicht mehr manuell Futter nachschieben wollen oder können.


Die Herde im Landwirtschaftszentrum hat derzeit einen Stalldurchschnitt von knapp 10 000 kg Milch. Etwa 40 % der Melkungen werden nachts im Melk-roboter durchgeführt. Über die Hälfte der Kühe sind in der 1. oder 2. Laktation. „Der Juno ist ständig im Einsatz, dadurch können wir sicherstellen, dass auch die niederrangigen Tiere während der Nachtstunden genug Futter aufnehmen können“, begründet Bonsels die Entscheidung für das Gerät.


Konkrete Angaben über Steigerungen der Futteraufnahme oder der Milchleistung konnten die drei Praktiker jedoch nicht machen.


Kritisch bewerten die Milcherzeuger, dass die Futtervorlage auf dem Futtertisch in jedem Fall gleichmäßig sein müsse. Bei zu hohen Futterbergen bekämen die Räder des Schiebers Schlupf und würden durchdrehen. Ergebnis sei, dass der Juno auf dem Futtertisch stehen bleibe. „Das Gerät schiebt das Futter nur nach, die gleichmäßige Futtervorlage muss der Landwirt mit dem Futtermischwagen übernehmen“, erklärt Milch­erzeuger Johannes Sprünken. Ein breites, flaches Futterband ist bei der Anwendung eines Junos ratsam, denn nur so können auch kleine, frische Portionen Futter nachgeschoben werden.


Auch die Nutzung in Altgebäuden ist nicht immer einfach. Holger Popp spricht aus Erfahrung: „In meinem alten Stall wäre die Breite des Futtertisches für einen Juno nicht ausreichend gewesen.“


Sicherheit geht vor!

Auf den Betrieben Sprünken und Popp spielen auch die Kinder schon mal auf dem Futtertisch. Einwandfreie Sicherheitsvorkehrungen waren daher für die Betriebsleiter Entscheidungskriterien für den Kauf.


„Ein Kollisionsdetektor stoppt den Juno, falls Gegenstände im Weg sind“, versichert Johannes Sprünken. Zusätzlich befindet sich ein Not-Aus-Schalter auf der Oberfläche des Roboters. „Die Gummilippe ist so dicht am Boden, dass sich nichts unter den Juno schieben kann“, fügt Holger Popp ergänzend hinzu. Lediglich sehr leichte Gegenstände wie Spielzeuge aus Plastik oder Gabeln und Schaufeln könne der Juno vor sich herschieben. Ein wenig Achtsamkeit ist hier gefragt.


Die Hülle des Futterschiebers steht leicht unter Strom, damit die Kühe nicht mit dem Gerät „spielen“. Gerade für kleine Kinder ist das nicht ungefährlich. „Ich habe meinen Sohn frühzeitig mit dem Gerät vertraut gemacht und ihn auf mögliche Gefahren hingewiesen“, erklärt Holger Popp. Auch ein Hinweisschild macht auf den Strom aufmerksam.


Ein akkustischer Signalton zeigt, dass der Juno gerade unterwegs ist. Neben der Sicherheit werden die Kühe so kondi­tioniert. Sie laufen oft schon beim ersten „Piepen“ zum Futtertisch. Darin sehen die Praktiker einen nützlichen Zusatz­effekt zur Steigerung der Futteraufnahme.

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