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Geben Sie Dieben keine Chance!

Lesezeit: 9 Minuten

Solaranlagen sind begehrt – und das nicht nur bei Landwirten. Auch Diebe haben es auf die Module und Wechselrichter abgesehen. Mit neuen Technologien schützen Sie sich vor Langfingern.


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Solaranlagen stehen bei gut organisierten Diebesbanden seit Jahren hoch im Kurs. Die mittlerweile Tausenden von Anlagenbetreibern sorgen sich dem Anschein nach allerdings am wenigsten darum. Stattdessen fristet das Thema Diebstahlsicherungen in der Solarbranche eher ein Nischendasein.


Vermutlich liegt dies auch daran, dass die meisten Versicherungen bislang noch für den Schaden und die damit verbundenen Ertragsausfälle aufkommen. Für den Solarexperten der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Stefan Blome, ist dies allerdings eine trügerische Sicht auf die Dinge. „Versicherer preisen heutige Schäden in zukünftige Prämien ein. Und da die Verträge meistens eine Laufzeit von einem Jahr haben, stehen Ihnen somit spätestens zwölf Mona-te nach dem Diebstahl der Module höhere Ausgaben ins Haus“, so der In-genieur. Und obendrein könne die Versicherung auch noch Schadensobergrenzen festlegen oder einen Selbstbehalt vom Betreiber verlangen.


Es gibt somit einige gute Gründe, seine Anlage vor den Langfingern zu schützen. Vor allem wenn Ihr Betrieb in der Nähe einer Autobahnen liegt, sollten Sie sich über eine Diebstahlsicherung Gedanken machen, rät die Polizei. Denn in deren Umfeld werden überdurchschnittlich oft Module und Wechselrichter geklaut. Das liegt womöglich daran, dass die Diebe die geklaute Ware in diesen Regionen schneller abtransportieren können.


Wir haben uns daher bei verschiedenen Firmen umgeschaut, welche Diebstahlsysteme sie derzeit anbieten und zeigen deren Stärken und Schwächen auf. Beachten Sie: Nicht jeder Diebstahlschutz lässt sich mit jedem Anlagentyp kombinieren! Daher sollten Sie bei der Auswahl Ihren Installateur zu Rate ziehen.


Bewegungsmelder taugen nichts


Am einfachsten und günstigsten sind Bewegungsmelder, die mit Licht oder akustischen Signalen Diebe abschrecken. Sie bekommen diese bereits für un-ter 100 Euro (inkl. MwSt.).


Allerdings ist diese Lösung auch sehr ungenau. Wenn beispielsweise nachts ein Tier den Hof überquert, streift es wo-möglich den Radius des Sensors und löst einen Alarm aus. In Kombination mit einem anderen Diebstahlschutz-System sind Bewegungsmelder hingegen auf jeden Fall eine sinnvolle Ergänzung.


Sehr viel effektiver sind spezielle Diebstahlschutz-Schrauben. Fast jeder Hersteller von Montagesystemen hat diese mittlerweile in seinem Angebot. Zwar lassen sich diese mit einem Trennschleifer oder einem Bohrer lösen – das macht allerdings Lärm und kostet Zeit. Und letzteres haben Diebe nicht.


Experten empfehlen vor allem folgende Systeme:


Innen-Sechskant-Schrauben mit Kugeln: In den Schraubenkopf schlägt der Installateur nach der Montage kleine Kugeln aus weichem Stahl. So können Diebe die Schraube nur mit einem Trennschleifer entfernen oder sie müssen eine Nut in den Kopf fräsen, um die Schraube mit einem Akkuschrauber lösen zu können. Und das geht mit Lärm einher, weshalb Diebe Anlagen mit solchen Systemen meiden. Allerdings: Wenn ein Modul wegen eines Defektes vor dem Austausch steht, haben Sie dasselbe Problem.


Innen-Sechskant-Schrauben mit gerundeten Köpfen: Nach der Installation überdreht der Monteur den Schraubenkopf, so dass sich die Kanten der Schrauben abrunden. Auch hier hilft nur noch ein Trennschleifer bei der Demontage.


Schrauben, deren Kopf bei einem bestimmten Drehmoment abgedreht werden: Zwar bricht der Kopf dabei ab, die Schraube sitzt aber dennoch sehr fest. Um diese wieder zu lösen, muss ein Bohrer her. Das schreckt wiederum nicht nur Diebe ab, sondern kann unter Umständen auch für Sie zur Last werden.


Codierte Schrauben: Bei diesen werden die Köpfe so geformt, dass sie sich nur mit einem speziellen Werkzeug wieder lösen lassen. In der Regel liefern die Firmen ihre Schrauben daher auch mit einem Spezial-Bit für den Akkuschrauber aus. Einige Systeme sind so konzipiert, dass sie sich nach der Montage selbst mit dem Spezialwerkzeug nicht mehr lösen lassen. Auch hier beleibt nur noch der Griff zum Trennschleifer oder Bohrer. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich Diebe die Werkzeuge auch besorgen und die Sicherung schnell entfernen können.


Innen-Sechskant-Schraube, die nach der Montage mit Gießharz verschlossen werden. Vorteil: Gießharz bekommen Sie in jedem Baumarkt. Sie können diese Arbeit daher selbst in Angriff nehmen. Nachteil: Bei Anlagen mit einem sehr steilen Neigungswinkel, läuft das Harz solange es noch nicht trocken ist womöglich wieder aus dem Schraubenkopf raus. Zudem müssen Sie die Schraube vor der Demontage wie bei den anderen Systemen aufbohren.


Spezialschrauben sind günstig


Ganz gleich, für welches System Sie sich entscheiden: Die Diebstahlsicherung mit Schrauben ist einfach und kostengünstig (max. 2 % der Gesamtkosten für das Gestell). „Wem das zuviel Aufwand ist, der sollte aber auf jeden Fall die untersten Reihen der Anlage auf diese Art und Weise sichern“, sagt Blome.


Die jeweils ersten Module einer Reihe sollten obendrein noch mit einer weiteren Diebstahlsicherung abgesichert werden, raten Experten. Denn diese sind für Diebe relativ gut zu erreichen und werden im Fall der Fälle als erstes entwendet.


Manch ein Hersteller bietet auch Modulschlösser an. Die Sicherungen lassen sich nur mit Spezialwerkzeugen entfernen. Allerdings ist es keine besonders große Kunst für Diebe, sich ebenfalls die entsprechenden Schlüssel zuzulegen. Die Methode ist daher unsicher. Die Kosten der Modulschlösser dagegen mit 1 oder 2 € pro Modul überschaubar.


Es gibt auch Ansätze, Module mit Sa-tellitenüberwachungschips auszurüsten. Diese überprüfen permanent mit Hilfe eines Satelliten ihren eigenen Standort. Weicht der von dem Standort der Anlage ab, schaltet der Chip das Modul aus. Erst mit Hilfe eines Codes, den der Eigentümer der Module erhält, kann die Sperre gelöst werden. Das System ist wirkungsvoll, jedoch für den Masseneinsatz derzeit noch viel zu teuer, so Experten.


Alarm per SMS


In die gleiche Richtung zielt auch ein Überwachungschip, den das Unterneh-men Storm Energy entwickelt hat. Sobald ein Modul entfernt wird, schlägt der so genannte Sunsniffer per Mail oder SMS Alarm. Das System kann aber noch mehr: Es misst die Spannung und die Temperatur direkt in der Anschlussbox des Moduls. Die Daten werden an einen Server per Internet übertragen und ausgewertet. Technische Defekte werden so schnell erkannt. Allerdings ist das System mit rund 100 Euro pro Kilowatt sehr teuer.


Eine weitere Möglichkeit sind so genannte Reißdrahtsysteme. Diese Sicherungssysteme sind nicht neu, werden aber nun auch immer häufiger für Solaranlagen eingesetzt. Beispielsweise bietet das italienische Unternehmen „Luceat Spa“ ein solches System an (Litesun). Die Module sind hierbei mit einem Lichtfaserdraht verbunden. Wird der Draht durchtrennt, sendet das System einen Impuls. So kann eine beliebige Signaleinrichtung ausgelöst werden. Befestigt wird der Draht an dem Modul mit einer Schraube, die sich laut Hersteller nicht lösen lässt bzw. wer sie entfernt beschädigt das Modul. Eine Überbrückung des Lichtfaserdrahtes ist nicht möglich.


Die Drähte sind zudem einfach zu montieren, es ist kein Sonderwerkzeug notwendig. Beim Austausch der Module kann das Alarmsystem abgeschaltet wer-den und die Kabel lassen sich leicht wieder verbinden. Ein Gerät kann bis zu 500 Module (rund 100 Kilowatt Nennleistung) schützen. Die Fasern übertragen im Übrigen nur Licht, keine elektrische Energie. Damit ist das Reißdrahtsystem absolut ungefährlich. Kosten: je nach Größe der Anlage 3 500 bis 5 000 Euro.


Nachteile: Für rahmenlose Module gibt es noch keine LiteSun-Lösung. Außerdem sind Nachrüstungen bei Dachanlagen der zusätzlich anfallenden Gerüst- und Montagekosten kaum wirtschaftlich.


Freiflächen einzäunen


Für Freiflächenanlagen können Sie grundsätzlich ebenfalls die aufgeführten Systeme einsetzen. Allerdings empfeh-len Experten: Das Gelände sollte zusätz-lich mit einem Sicherheitszaun umzäunt und ggf. noch eine Videoüberwachung installiert werden.


Kosten: Wer sich einen Sicherheits-zaun zulegen will, muss mit Kosten von bis zu 50 Euro pro Meter kalkulieren (Gesamthöhe: 2,20 Meter, zwei Stacheldrahtaufsätze, inkl. Installation, Netto). Pro Tor in dem Zaun kommen etwa 2 500 Euro (Netto) noch hinzu.


Eine Überwachungskamera fällt je nach Ausstattung mit rund 200 bis 1 000 Euro zu Buche. Bedenken Sie: In der Regel müssen Sie mehrere Kameras installieren, da Sie sich mit einer allein kaum das gesamte Gelände überwachen lässt. Außerdem kommen Kosten für die Installation und Verkabelung hinzu, die schnell ebenfalls einige Tausend Euro verschlingen können.


Tipp: Legen Sie sich eine Kamera zu, die einen Alarm per Sms oder Mail an Sie sendet, sobald sie eine Bewegung im Überwachungsradius erfasst. An jedem beliebigen Rechner können Sie sich dann per Internet in die Kamera einwählen und sich die aktuellen Bilder von der Anlage anzeigen lassen. Voraussetzung: Die Kamera muss ebenfalls mit dem Internet verbunden sein, was wei-tere Kosten verursacht.


Weiterer Nachteil: Die Kamera erfasst sämtliche Bewegungen in Ihrem Überwachungsradius – z. B. auch die ei-ner Katze oder eines Vogels. Die Fehl-alarm-Quote ist somit relativ hoch und kann den Eigentümer einige Nerven kosten. Allerdings schreckt eine Kamera Diebe ab und im Fall der Fälle hilft die Video-Aufnahme bei der Suche nach den Tätern. Daher sollte auf die Kombination Zaun plus Kamera bei Freiflächenanlagen nicht verzichtet werden.


Auch für Wechselrichter gibt es Diebstahlsicherungen. Oft werden die kleinen Kästen an der Nordseite von Gebäuden installiert, weil sie dort gut gekühlt werden. Allerdings sind sie so auch gut für Diebe zu erreichen. Idealer wäre ein gesicherter Wechselrichterraum mit einer Kühlung für den Sommer.


Wer seine Wechselrichter dennoch an einer Außenwand befestigt, kann beispielsweise auch einen Wechselrichtersicherungsbügel installieren. Der „StealStop“ besteht aus einer Schiene, die den Wechselrichter mit der Wand verbindet. Öffnen lässt sie sich nur mit einem speziellen Schloss. StealStop kostet bei Kleinserienbestellungen min-destens 15 €/kWp (ohne Mehrwertsteuer). Damit sind die Kosten überschaubar und die Installation ist einfach.


Fazit


Diebstahlsicherungen gibt es einige. Allerdings sind die meisten relativ teuer oder taugen nichts. Freilandanlagen sollten am besten eingezäunt werden und zusätzlich mit Kameras überwacht werden. Bei herkömmlichen, landwirtschaftlichen Anlagen empfehlen sich so genannte Diebstahlschutz-Schrauben. Sie sind relativ effektiv und kostengünstig. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte die für Diebe gut zu erreichenden Module zusätzlich noch mit einem anderen System absichern.


Roger Kanzenbach/-ro-

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