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Getreide-Fungizide: Was ist neu?

Lesezeit: 9 Minuten

Zur kommenden Saison gibt es einige neue Fungizide. Richtig innovative Mittel kommen aber nicht hinzu. Über die Neuheiten und die aktuelle Resistenzsituation informiert Hermann Hanhart, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.


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Die Neuheiten


Mit Ceralo steht ein Alternativprodukt zum Pronto Plus zur Verfügung. Es enthält die Wirkstoffe 250 g/l Spiroxamine + 167 g/l Tebuconazol + 43 g/l Triadimenol. Das Mittel ist mit 1,2 l/ha in Weizen, Roggen, Triticale und Gerste von Mitte Bestockung bis zur Blüte mit maximal zwei Anwendungen zugelassen. Gute Wirkungen sind gegen Rostkrankheiten und Mehltau zu erwarten. In Weizen und Hartweizen darf man es auch bis Ende der Blüte gegen Fusarium-Arten einsetzen. Gute Einsatzmöglichkeiten sind zur frühen Behandlung von Mehltau und Gelbrost in Triticale gegeben.


In unseren Versuchen hat das Mittel vergleichbare Wirkungen wie Pronto Plus erreicht. Der gegen Mehltau gut wirksame Wirkstoff Spiroxamine führt aber zu ungünstigen Gewässerauflagen. Selbst bei Einsatz 90 % driftreduzierter Düsen ist noch ein Abstand von 10 m einzuhalten.


Mittel mit neuen Namen:

Für das Mittel Property erwartet der Hersteller eine Zulassung in 2014, eventuell schon zur kommenden Saison. Es ist vergleichbar mit Flexity. Property enthält den Wirkstoff Pyriofenone (180 g/l), der wie Metrafenone (Flexity) zur Gruppe der Aryl-phenyl-ketone gehört. Dementsprechend sind nur eingeschränkte Wirkungen vor allem gegen Weizen-Mehltau zu erwarten. Die Zulassung ist in allen Getreidearten (inkl. Hafer) gestellt. Mit einer Menge von 0,5 l/ha wird vor allem eine Wirkung gegen Mehltau erreicht.


In unseren Versuchen zeigte Property gegen Weizenmehltau erheblich wechselnde Wirkungen. Das Mittel sollte vorbeugend eingesetzt werden. Auf vorhandenen Mehltau wirkt es nicht. Property muss immer mit einem weiteren Fungizid kombiniert werden, um zu verhindern, dass sich Resistenz ausbreitet. Bei Befall sind hierzu optimal Produkte geeignet, die eradikativ bekämpfen können, wie zum Beispiel. Pronto Plus, Ceralo, Epoxion Top oder Gladio. Property kann dann die Dauerwirkung verbessern.


Ein weiteres Tebuconazol-haltiges Produkt wird es mit dem Mittel Fezan (250 g/l Tenazol) geben. Es ist nur im Weizen mit 1,0 l/ha gegen Mehltau, Braunrost und Fusarium-Arten zugelassen. Die Fusarium-Indikation erlaubt einen sehr langen Einsatz bis EC 71 (Beginn Kornfüllung). Trotz der EC-Formulierung soll es wegen neuer enthaltener Lösungsmittel sehr gut verträglich sein. Fezan sollte vorzugsweise als Mischpartner zu Fungiziden mit Braunrostschwäche oder zur Abschlussbehandlung, z. B. mit Siltra Xpro, angewendet werden.


Ende 2013 läuft die Zulassung von Flamenco FS aus. Restbestände werden zurzeit vorverkauft. Es ist erlaubt, diese im Rahmen der üblichen Vermarktungs- und Einsatzfristen im Frühjahr einzusetzen. Der Hersteller hofft mit dem Antrag auf Wiederzulassung bzw. Zulassungsverlängerung, das Produkt auch längerfristig vermarkten zu können.


Darüber hinaus wird für das Produkt Soleil (67 g/l Tebuconazol + 167 g/l Bromuconazol) die Zulassung im ersten Halbjahr 2014 erwartet. Das Mittel soll vor allem gegen Fusarium-Arten mit 1,25 l/ha eingesetzt werden. In unseren Versuchen haben wir hiermit gute Wirkungen und Mehrerträge erzielt, erst recht als Zumischpartner zu Siltra Xpro zur Abschlussbehandlung im Weizen. Bleibt abzuwarten, ob und wann dieses Produkt der Praxis zur Verfügung steht.


Vornehmlich für die Abschlussbehandlung im Weizen wird Magnello erwartet, eventuell aber nicht rechtzeitig zur Saison. Hierbei handelt es sich um ein Fertigprodukt aus 250 g/l Tebuconazol + 100 g/l Difenoconazol. Angestrebt wird die Zulassung von 1,0 l/ha von EC 51 bis 69 gegen Fusarium und Abreifeerkrankungen im Weizen. In den diesjährigen Versuchen zeigte Magnello eine gute Fungizid- und Ertragsleistung.


Neue Carboxamid-Produkte werden noch länger auf sich warten lassen.


Jede Menge Packs:

Neue Pack-Lösungen wird es von verschiedenen Anbietern geben:


  • Ein Pack aus Proline + Vegas, hauptsächlich für Blattbehandlungen im Weizen. Es ist abgepackt im Verhältnis 0,8 l/ha Proline + 0,25 l/ha Vegas. Hiermit lässt sich eine gute Wirkung gegen Mehltau und Septoria erreichen. Zur Kontrolle von Gelb- bzw. Braunrost ist es aber z. B. mit Alto, Epoxion, Orius oder anderen Produkten zu ergänzen.
  • Ein Pack aus Proline + Don-Q.
  • Ein Pack aus 1,5 l/ha Opus Top + 0,25 l/ha Talius – in Triticale gegen Roste und Mehltau für frühe Behandlungen gut zu gebrauchen. Talius solo wird leider nicht angeboten.
  • Zusätzlich zum Seguris Opti Pack wird es zwei neue Packs mit Seguris geben. Für Weizen die Kombination aus 1,0 l/ha Seguris + 1,5 l/ha Bravo 500 und für Roggen Seguris Alto Pack (1,0 l/ha Seguris + 0,33l/ha Alto).


In der Regel wird mit der Kombination aus Seguris + Bravo die gleiche Leistung gegen Septoria erzielt wie mit dem Zusatz von Amistar Opti – vermutlich aber mit geringeren Kosten.


  • Neuer Pack aus Adexar + Diamant: Erste Hinweise in 2012 zur Entwicklung resistenter Netzflecken aus Mecklenburg-Vorpommern wurden in 2013 durch weitere Funde bestätigt (siehe Seite 63 und Seite 64 in dieser Ausgabe). Als Reaktion hierauf will der Hersteller mit breiter wirksamen Kombinationen – also mit Zumischen guter Strobilurine – dem vorschnellen Verbreiten weniger sensitiver Populationen entgegenwirken. Das im Diamant enthaltene Pyraclostrobin zählt mit Picoxystrobin zu den wirksamsten Netzflecken-Wirkstoffen. Innerhalb eines guten Resistenzmanagements empfiehlt die Firma in Gerste den Einsatz von jeweils 1,1 l pro ha.


Da Ramularia auch als resistenzgefährdet einzustufen ist, wäre die noch breitere Kombination mit Chlorthalonil noch sicherer. Hierfür kommen dann z. B. Kombinationen aus Adexar + Credo infrage.


Der Osiris-Diamant Pack, der vorzüglich zur Rostbekämpfung im Roggen eingesetzt wurde, steht voraussichtlich nicht mehr zur Verfügung. Alternativ, mit deutlich besserer Wirkung, kann hier der Adexar + Diamant Pack zum Einsatz kommen.


Über Wirkungen, Auflagen und Preise der Getreidefungizide für die neue Saison informieren die Übersichten 1 und 2 auf den Seiten 62 bis 64.


Die Wirksamkeit


Bei der Wirksamkeit der Fungizide gibt es im Vergleich zum Vorjahr – bis auf eine Ausnahme – nur geringe Veränderungen.


Mehltau-Mittel:

Von den Mehltau-Spezialprodukten sind Vegas und Talius noch immer nahezu voll wirksam. Nur an der Ostküste in Schleswig Holstein wird eine langsame nachlassende Wirkung auch beim Talius beobachtet. Der Wirkstoff Metrafenone, im Capalo und Flexity enthalten, baut deutlicher ab. Geringen bis mittleren Befall kann Capalo bei Wirkungsgraden um 60 bis 70 % aber immer noch ausreichend bekämpfen. Da aktuelle Laboruntersuchungen keine Zunahme der weniger sensitiven Typen für 2013 nachgewiesen haben, stabilisiert sich eventuell die Wirksamkeit auf den momentanen Stand. Gezielte Behandlungen gegen stärkeren Befall sind aber nicht mehr möglich. Gleiches dürfte für das neue Produkt Property gelten, da der enthaltene Wirkstoff Pyriofenone zur selben Wirkstoffgruppe gehört.


Gegen stärkeren Befall müssen Sie Produkte mit guter eradikativer Wirkung, die Fenpropidin oder Fenpropimorph enthalten, einsetzen. Es dürfen auch Spiroxamine sein. Diese haben aber eine etwas schlechtere Wirkung. In unseren Versuchen zeigte Epoxion Top eine vergleichbar gute, zum Teil sogar noch bessere Wirkung als Gladio. Wichtig bleibt aber, auf optimale Einsatzbedingungen zu achten. Kühle, feuchte Witterung fördert die Wirksamkeit. In warmen Phasen sollten Sie immer früh morgens in den Tau hinein behandeln.


Azole:

Hier ist in erste Linie die Veränderung bei der Kontrolle von Septoria tritici zu beachten. Über die letzten zehn Jahre haben sich die Populationen diese Pilzes verändert. Dazu hat der einseitige ­Einsatz bestimmter Wirkstoffe geführt. Der ursprüngliche Wildtyp ist in der Gesamtpopulation kaum noch anzutreffen. Vielmehr finden sich immer mehr Typen mit unterschiedlichsten Mutationen am Wirkort im Cyp51. Entsprechend zeigen die verschiedenen Azole spezifische Unterschiede in ihrer Wirkung. Um eine einseitige Selektion zu vermeiden, müssen Sie innerhalb der Gesamtstrategie unterschiedliche Azole anwenden.


Insgesamt haben die Azole gegen Septoria tritici Leistung eingebüßt, ganz besonders in der heilenden Wirkung. Selbst das wirksamste Azol, Prothiconazol, hat Leistung verloren. Gute Wirkungen werden nur noch mit hohen, nahezu vollen Mengen erreicht. Bei hohem Septoria-Druck sind Spritzfolgen mit einer frühen Anwendung von Prochloraz in Kombination mit dem nicht resistenzgefährdeten Chlorthalonil, gefolgt von einem einmaligen Einsatz eines sehr gut wirksamen Carboxamids, zu favorisieren.


Bei den anderen Getreidekrankheiten sind diese Wirkungsverluste nicht zu erkennen. Dennoch ist auch hier zur Vorsorge ein Wirkstoffwechsel mit ausreichend hohen Mengen angeraten.


Carboxamide:

Monitoringerhebungen und Resistenzuntersuchungen bestätigen für 2013 eine volle Wirksamkeit der Carboxamide in ganz Europa gegen Septoria tritici. Auch wenn man in 2012 in Nordfrankreich erste Isolate mit Mutationen entdeckt hat, so fand offenbar auch in dieser Region keine weitere Verbreitung statt. Für 2014 ist also von einer sehr guten Wirkung auszugehen.


Leider ist die Situation bei den Netzflecken anders. Hier hat man 2012 in Mecklenburg-Vorpommern erste Isolate mit einer sogenannten Boscalid-Resistenz (B-H277Y) gefunden. In 2013 hat sich diese über Niedersachsen bis nach Nordrhein-Westfalen und deutlich stärker in Nordfrankreich verbreitet. Zusätzlich findet man Isolate mit Mutationen, die auch bei den Pyrazol-Carboxamiden (Adexar, Seguris, Aviator Xpro) zu Wirkungsverlusten führen. Somit ist in den nächsten Jahren mit einer weiteren Verbreitung zu rechnen. Inwieweit Carboxamide dann noch gegen Netzflecken wirken, bleibt abzuwarten.


Bei Ramularia und Rostkrankheiten ist die Welt noch in Ordnung. Hier können Sie weiterhin von voller Wirksamkeit der Carboxamide ausgehen.


Strobilurine:

Bereits seit mehreren Jahren sind Strobis nur noch gegen einige Getreidekrankheiten gut wirksam. Dazu zählen mit exzellenter Wirkung Braun- und Gelbrost sowie Septoria nodorum. Bei DTR ist von einer zunehmenden Resistenz (Mutation G143A) auszugehen. Je nach Anteil der resistenten Typen in der Gesamtpopulation sind oft nur noch geringe Zusatzeffekte zu erwarten. Septoria tritici, Weizenmehltau und Microdochium nivale sind mit Strobilurinen nicht mehr bekämpfbar. Gegen Gersten-, Roggen- und Triticalemehltau sind – je nach Wirkstoff (die besten von Picoxystrobin) – noch deutliche Wirkungen zu erwarten. Auch gegen Rhynchosporium können sie noch wirken, zumindest hat man bislang keine Erreger mit Mutationen am Wirk­ort gefunden.


Auch bei den Netzflecken bleiben Strobis wirksam. Obwohl vermehrt Populationen mit Mutationen (F129L und G137R) zu finden sind. Diese Veränderung kann man als „sanfte Mutation“ ansprechen. Mit ausreichender Menge lassen sich immer noch gute Wirkungen erzielen. Die „absolute Mutation“ (G143A) tritt bei Netzflecken nicht auf, sodass mit der beginnenden Carboxamid-Resistenz die Strobis wieder vermehrt zum Einsatz kommen werden.

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