Mein Traktor tut mir manchmal leid. Morgens aufgetankt kann er den ganzen Tag schuften ohne Pause. Wie freue ich mich dagegen, wenn beim langen Tagwerk in der freien Natur endlich mal eine Pinkelpause, z. B. an einem dieser „Landschaftselemente“, notwendig wird. Einen vermutlich heimlich mit einer Kamera hoch über mir fliegenden Satelliten ignoriere ich gelassen in der Gewissheit, dass dieses Tun noch nicht gesetzwidrig ist. Doch wie lange noch?
Wissenschaftler der Uni Leipzig sollen kürzlich auf der Suche nach Stadtmenschen mit glyphosatfreiem Urin, keinen einzigen solchen gefunden haben! Gut, das Roundup ist ja angeblich die harn … äh, harmloseste Agrarchemikalie überhaupt, weswegen es auch bis jetzt immer noch zur Ernteerleichterung beim Getreide zugelassen ist. Vorsichtshalber nennt man diesen Vorgang Sikkation, damit er für die Brotkonsumenten schwerer verständlich und damit leichter verdaulich wird. Es gibt also, selbst wenn diese Studie stimmt, keinen Grund zur Panik.
Ich habe aber ganz andere Sorgen. Diese Art der Ernteerleichterung könnte mir bald meine Blasenerleichterung erschweren. Darf ich in freier Natur noch überall, wo ich muss, oder laufe ich Gefahr, bei einer Vor-Ort-Kontrolle mit Beweisfotos vom Satelliten konfrontiert zu werden? Darf ich nur noch mit Spritzen-TÜV, Pflanzenschutz-Befähigungsnachweis und Dokumentation bieseln? Soll ich vorsichtshalber nur noch Unkrautpflanzen aufsuchen, damit es keine Ertragsausfälle gibt? Und: Ist meine Greening-Prämie in Gefahr, wenn die ökologische Vorrangfläche gelbe Flecken bekommt?
Ich hoffe, dass die Sachsen sich geirrt haben oder dass diese Sikka-Dingsbums bald verboten wird, sonst kann ich mein Wasser wohl nie mehr gelassen lassen. Und Sie auch nicht!
Wärmstens
Ihr Hans Neumayer