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Hagelschäden: Die unterschätzte Gefahr

Lesezeit: 4 Minuten

Hagel kann auf Solarstromanlagen große Schäden anrichten. Nicht immer sind die Einschläge auf Anhieb zu erkennen. Oft machen sie sich erst Jahre später bemerkbar. Mit diesen Tricks kommen sie den unsichtbaren Problemen auf die Schliche.


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Oft dauern sie nur ein paar Sekunden, aber der Schaden, den sie anrichten, ist erheblich: Hagelschauer. Mit hoher Geschwindigkeit knallen die Eiskugeln auf die Solarmodule und hinterlassen einen bleibenden Eindruck – aber keinen guten.


Schäden nicht sichtbar:

Das tückische aus seiner Sicht: Nur wenige Schäden sind sichtbar. Oft bemerken die Anlagenbetreiber daher gar nichts von den Problemen auf dem Dach. „Es gibt Schätzungen, wonach es sich nur bei 2 bis 3 % aller Schäden an Solarstromanlagen um sichtbare Hagelschäden handelt“, bestätigt Karsten Callondann vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft aus Berlin.


Das Problem: Wenn die Hagelkörner mit bis zu 150 km/h auf die Scheiben knallen, halten diese dem Aufprall vielleicht noch stand. Es bilden sich aber häufig haarfeine Risse in den Scheiben und Zellen. Diese ziehen nicht immer sofort Leistungseinbrüche nach sich. Aber im Laufe der Zeit kann es dazu kommen. „Durch die jahres- und tageszeitbedingten Wechsel der Temperatur weiten sich die Mikrorisse und werden zu Brüchen, die dann die elektrisch leitenden Finger auf den Zellen abtrennen. So entstehen inaktive Bereiche“, fügt Erik Lohse, Geschäftsführer der MBJ Services und Solar-Experte hinzu.


Den Rissen auf der Spur:

„Ganz hilflos sind Anlagenbetreiber dem Problem dennoch nicht ausgeliefert“, so Weinreich. Nach einem Hagelschauer sollten diese zunächst erst einmal einen kritischen Blick auf die Module werfen. Glasbrüche ließen sich bei genauem Hinsehen immer ausmachen.


Bei größeren Anlagen mit mehr als 50 Kilowatt Leistung zahlt sich auch der Einsatz eines Hubsteigers aus, um die Anlage in Augenschein nehmen zu können. Für kleine Anlagen wäre das zu viel Aufwand. Bei diesen hilft aus Weinreichs Sicht auch der Blick durch eine Kamera mit Zoom oder ein Fernglas, um die Glasfläche auf Brüche abzusuchen. Außerdem gehört ein Vergleich der Wechselrichter-Erträge nach einem Hagelschauer zum Pflichtprogramm – sofern mehrere Geräte an die Anlage angeschlossen wurden. Weichen die Ergebnisse stark voneinander ab, kann das zumindest ein Hinweis sein.


Um den nicht sichtbaren Rissen auf die Spur zu kommen, muss man hingegen auf andere Methoden zurückgreifen: die Elektrolumineszenz und die Thermografie.


Technik umstritten:

Ob die preiswerten Alternativen geeignet sind, haarfeine Risse in den Zellen aufzuspüren, ist umstritten. Verfechter der klassischen Elektrolumineszenz verweisen vor allem auf die hohe Auflösung, die mit deren Technologie möglich ist. Sie raten Kunden daher auch: Achten Sie darauf, dass zumindest die Aufnahmequalität acht Megapixel pro Modul nicht unterschreitet. Andernfalls seien die haarfeinen Risse, auf die es ankomme, nicht zu erkennen.


Günstig, aber nicht so genau:

Ähnlich funktioniert das Verfahren bei der Fehlersuche in Solarstromanlagen. Denn in der Regel sind geschädigte Stellen in den Zellen etwas wärmer als intakte Bereiche und verraten sich so ebenfalls durch eine Verfärbung auf dem Thermografiebild.


Für eine Thermografie fallen pro Anlage je nach Aufwand mindestens 500 € Kosten an. Das ist deutlich günstiger als die Elektrolumineszenz, bei der vor allem die Demontage und anschließende Montage sehr aufwendig sind.


Wer einen Schaden eindeutig mit diesem Verfahren nachweisen kann, muss dennoch damit rechnen, dass sich die Versicherung womöglich weigert, diesen zu begleichen. Denn Gutachter können ältere Schäden, die zum Beispiel von der Installation oder dem Transport der Platten herrühren, oft schlecht von denen durch den Hagelschauer unterscheiden.


Für Experten gibt es daher nur einen Ausweg aus dem Dilemma: Am besten die Module vor der Installation von einem Fachmann thermografieren lassen oder spätestens wenn die Anlage ans Netz angeschlossen wurde. Damit lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Mögliche Fehler in den Modulen oder bei der Installation werden so aufgedeckt und können reklamiert werden. Außerdem kann der ursprüngliche Untersuchungsbefund der Versicherung im Schadensfall vorgelegt werden, um zu belegen, dass der Fehler vorher noch nicht bestand (Vorher-Nachher-Vergleich).


Noch besser: Der Versicherung direkt nach der Thermografie die Bilder vorlegen, damit im Nachhinein nicht noch eine Diskussion darüber auf-flammt, wann die Aufnahme entstanden ist.


Module werden schlechter:

Unabhängig davon können Anlagenbetreiber aber auch schon bei der Auswahl der Module Einfluss auf die Schadensbilanz eines Hagelschauers nehmen. Denn die Qualität der Module ist sehr unterschiedlich. „Zwar haben die Hersteller sich in den vergangenen Jahren verbessert – zum Beispiel was die Leistungsfähigkeit betrifft. Am Material wird hingegen immer mehr gespart“, sagt Lohse. Und damit werden die Module auch immer anfälliger für mechanische Belastungen.

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