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In 10 Minuten ist die Spritze sauber

Lesezeit: 6 Minuten

Immer mehr Landwirte rüsten ihre Feldspritze mit der relativ neuen kontinuierlichen Innenreinigung aus. Diese säubert den Tank blitzschnell. Wie das System funktioniert, erklärt Harald Kramer, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Reinigen Sie die Feldspritze sorgfältig! Selbst geringste Herbizidrückstände in Feldspritzen können in der nachfolgend behandelten Kultur zu bösen Überraschungen führen. Sulfonylharnstoff-Reste können in Raps erhebliche Herbizidschäden nach sich ziehen und den Geldbeutel stark strapazieren.


Zudem muss sich die Reinigung aber auch zügig durchführen lassen. Denn bei „Infektionswitterung“ sind die optimalen Spritzfenster häufig sehr eng.


Sauber in 10 Minuten:

Um Punkteinträge von Wirkstoffen bei der Reinigung zu vermeiden, muss der Vorgang unbedingt auf dem Acker erfolgen. Doch jeder, der schon einmal die klassische absätzige Innenreinigung durchgeführt hat, weiß, warum diese oft nicht auf dem Acker erledigt wird. Vor allem bei älteren Feldspritzen erfordert das dreifach absätzige Verfahren in der Regel vom Anwender dreimal vom Schlepper auf- und abzusteigen, um die entsprechenden Schalthebel an der Spritze zu betätigen und danach die verdünnte Restmenge auf dem Feld auszubringen. Der gesamte Vorgang dauert bei diesen Spritzen nicht selten rund eine Stunde. Die unterschiedlichen elektronischen Systeme der neueren Spritzen bieten zwar Erleichterung, benötigen aber auch ihre Zeit. Gibt es Alternativen?


Eine Lösung ist die kontinuierliche Innenreinigung. Dieses System, von der Landwirtschaftskammer Nordrhein- Westfalen gemeinsam mit Zulieferfirmen entwickelt, ist mittlerweile praxisreif. Der Vorteil: Die Feldspritze ist auf dem Acker in weniger als 10 Minuten sauber.


Die Handhabung ist einfach. Entleeren Sie die Feldspritze auf dem letzten Schlag vollständig. Das ist in der Regel der Fall, wenn die Düsen „Luft spucken“ bzw. der Spritzdruck drastisch abfällt. Haben Sie gegen Ende der Spritzung den Rücklauf abgestellt, müssen Sie diesen nun wieder öffnen. Fahren Sie dann bei laufender Spritzpumpe erneut in die Fläche ein und aktivieren Sie die Reinigungspumpe von der Schlepperkabine aus. Das System drückt nun die technische Restmenge aus der Spritze.


Bei Feldspritzen mit Zirkulationssystem und Gleichdruckarmatur muss man den Hauptschalter für etwa 15 Sekunden ausstellen (aktivieren der Zirkulation), sobald etwa die Hälfte des Klarwasservorrates aufgebraucht ist. Schalten Sie danach kurz die Teilbreiten einzeln durch, um die Druckrückläufe ebenfalls zu spülen. Nach dem Ausspritzen setzt das System die kontinuierliche Innenreinigung fort.


Wer regelmäßig direkt nach der Anwendung reinigt, kann in vielen Fällen auf zusätzliche Reinigungsmittel verzichten. Ausnahme: Vor der Behandlung von Raps, Rüben, Leguminosen und Mais ist eine intensivere Innenreinigung der Feldspritze mit zusätzlichen Reinigungsmitteln (z. B. All clear extra 0,5 bis 1 %ig) zu empfehlen, wenn vorher Sulfonylharnstoffe, Sulfonylharnstoff-ähnliche Mittel, Wuchsstoffe und wuchsstoffhaltige Präparate gespritzt wurden (siehe dazu die Übersicht auf Seite 28).


Innenreinigung nachrüsten:

Mittlerweile lassen sich alle gängigen Pflanzenschutzspritzen mit diesem System ausrüsten. Nur wenige zusätzliche Teile sind dafür notwendig. Kernstück ist eine separate Reinigungspumpe, die zwischen dem Frischwassertank und den Innenreinigungsdüsen im Spritz-tank eingebaut wird. Die Leistung dieser Pumpe muss genau 90 % des maximalen Düsenausstoßes der Spritze erreichen. Beispiel: Für ein 15 m-Gestänge mit kompakten Injektordüsen der Größe 03 (blau) ergibt sich ein Gesamtausstoß von etwa 30 l/min. Die Reinigungspumpe benötigt demnach eine Leistung von 27 l/min.


Die Anzahl der Innenreinigungsdüsen richtet sich nach der Form des Spritzfasses bzw. den Einbauten im Innern des Fasses, wie z. B. Schwallwände. Weil die Reinigungspumpe weniger leistet als die Spritzpumpe, kann man in den meisten Fällen nicht auf die bereits vorhandenen Düsen zurückgreifen. Denn diese benötigen häufig eine höhere Liter-Leistung, um sicher und effektiv zu arbeiten.


Möchten Sie eine kleinere Spritze mit 12 m Gestänge umrüsten, können Sie auch elektrische Pumpen verwenden. Werden die Gestängebreiten jedoch größer, sind hydraulische Systeme vorzuziehen. In Deutschland bieten z. B. die Firmen Agrotop und Herbst Pflanzenschutztechnik solche Nachrüstsätze mit Einbauhinweisen an. Das hydraulische System von Agrotop bietet zusätzlich noch die Sicherheit der JKI-Anerkennungsprüfung. Hierbei liefen drei Systeme ein Jahr lang auf Ackerbaubetrieben und mussten sich im Praxiseinsatz bewähren. Weil sie bei regelmäßiger Nutzung einwandfrei funktionierten, hat das JKI (Julius Kühn-Institut) die Anerkennung G 1906 ausgesprochen.


Kosten von 1 000 bis 2 000 €:

Im Rahmen von einer finanziell geförderten Nachrüstaktion durch die Wasserwirtschaft wurden in Nordrhein-Westfalen weit mehr als 50 Spritzen mit dem System der kontinuierlichen Innenreinigung nachgerüstet. Zudem zeigen auch renommierte Hersteller wie Amazone, Inuma, John Deere und Leeb mit weiterentwickelten und angepassten Systemen der kontinuierlichen Innenreinigung, dass der Zeitvorteil entscheidend am Markt ist. Doch was kostet es, eine Spritze mit dem System nachzurüsten?


Je nach System (elektrisch oder hydraulisch) sind bis zu 2 000 € zu berappen. Das scheint zunächst zwar teuer zu sein, doch wer schon einmal bei einem 36 m-Gestänge im Feld verstopfte Düsenfilter gereinigt hat, wird schnell zugeben, dass das Geld gut investiert ist.


Wer seine Feldspritze nachgerüstet hat, sollte auch wirklich jedes Mal reinigen, wenn das Fass leer ist – auch wenn danach dieselbe Mischung gespritzt werden soll. Der Grund: Wird die Behandlung nicht unverzüglich fortgeführt und bleibt die Spritze ein paar Stunden stehen, lagern sich die meisten Mischungen langsam in den Leitungen und Filtern ab (Tropfsteinhöhleneffekt). Bei sofortiger Reinigung sind dagegen noch alle Beläge frisch und die Wirkung ist am besten. Das gilt vor allem, wenn in der Mischung noch Mikronährstoffdünger usw. enthalten sind.


Wird dagegen nicht unverzüglich gereinigt, können sich Ablagerungen in der Filteranlage des Spritzsystems festsetzen und bei einer entsprechend formulierten Folgebehandlung langsam wieder lösen. Auch kann es bei einer Folgespritzung mit derselben Mittelkombination zum Ausflocken bis hin zu einer gallertartigen Masse in der Spritze kommen. Spätestens dann wird es teuer. Denn in diesem Fall muss man das gesamte System gründlich reinigen und die Gallerte teuer entsorgen. In der Regel gibt es kein Zaubermittel, das eine ausspritzfähige Brühe wiederherstellen kann.


Außenreinigung ist ein Muss:

Für die Außenreinigung auf dem Acker muss man leider auch bei Feldspritzen mit kontinuierlicher Innenreinigung ein Mal vom Schlepper absteigen. Führen Sie diese aber sorgfältig durch, da sich teils erhebliche Wirkstoffmengen am Gerät befinden. Das gilt vor allem, wenn man sie beim Befüllen mit einer kritischen Mischung bis unters Dach füllt und sich dann Schaum bildet.


Der Verschmutzungsgrad hängt auch von der Düsenwahl ab. Greift man auf die in der Praxis bewährten Injektordüsen zurück, reduziert man den Feintropfenanteil beim Spritzen erheblich, sodass Spritze und Schlepper deutlich sauberer bleiben.


Wer die Außenreinigung nicht auf dem Acker durchführen kann, weil z. B. nicht ausreichend Wasser vorhanden ist, muss auf den Betrieb ausweichen. Prüfen Sie in diesen Fällen aber die örtlichen Gegebenheiten kritisch. Denn auf dem Betrieb gelten diverse gesetzliche Vorgaben, wie Wasserhaushaltsrecht, Baugenehmigungen usw. In einigen Bundesländern (z. B. Nordrhein-Westfalen) werden in bestimmten Regionen Waschplätze mit einem direkten Ablauf in den Güllevorratsbehälter genehmigt. Die Kosten belaufen sich je nach Größe des Waschplatzes auf rund 5 000 €.

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