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Lesezeit: 8 Minuten

Viel Arbeit, doch manchmal geht es nicht ohne: Anton Wilhelm* gibt Tipps zur richtigen Kulturpflege mit dem Freischneider.


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Beim Pflanzen haben Sie alles richtig gemacht, doch jetzt verschwinden Ihre Schützlinge unter dem dichten Bewuchs der „Begleitvegetation“ – in Waldbauernkreisen auch als „Unkraut“ bekannt. Früher wurde das Unkraut konsequent gemäht, um den jungen Bäumen den besten Start zu verschaffen. Je nach Kultur arbeiteten die Waldarbeiter bis zu dreimal auf jeder Fläche bis zur Dickungsphase.


Heute rückt man den wuchernden Pflanzen sehr viel seltener auf den Stängel. Denn die Begleitvegetation kann auch Vorteile bringen: Sie sorgt für Windruhe und wenigstens etwas Schatten. Vor allem Baumarten wie die Buche brauchen Schatten, um zu wachsen. Deshalb lassen viele Förster auch Pionierbaumarten wie die Birke, Eberesche oder Elsbeere stehen, z. B. als leichter Schirm mit Abstand von ca. 8 x 8 m. Die Begleitvegetation bremst den Verbiss durch Rehe. Die Tiere finden reichlich Nahrung und der Verbiss konzentriert sich nicht nur auf die jungen Bäume.


Auf gemähten Flächen bildet sich schnell eine Grasmatte, und die finden Mäuse besonders gut. Die Nager können im Schutz des Grases die Wurzelhälse der Pflanzen ungestört annagen. Also: So lange Sie die neuen Bäumchen noch im „Wildwuchs“ von oben erkennen können, ist alles in Ordnung. Erst wenn sich Brombeeren, Farn, Ginster und andere Wildpflanzen zu stark entwickeln, müssen Sie eingreifen.


Dabei geht es nicht in erster Linie um die direkte Konkurrenz um Licht, Wasser und Nährstoffe. Das Überwuchern der jungen Bäume ist die größere Gefahr. Sterben die Wildpflanzen im Herbst ab, legen sie sich als dichte Matte über die Bäumchen. Fällt jetzt noch Schnee auf die Matte, gehen die jungen Pflanzen noch schneller ein.


Machen Sie sich die Arbeit so leicht wie möglich! Wir haben uns das richtige System deshalb zusammen mit Forstwirtschaftsmeister Anton Wilhelm einmal genauer angesehen. Zwar schwören manche Profis auf die Kulturpflege per Hand-Sense. Wir konzentrieren uns in diesem Beitrag aber auf den mittlerweile üblicheren Freischneider bzw. auf die Motorsense.


Kulturpflege ist ein Knochenjob. Vor allem wenn Sie größere Flächen pflegen müssen, sollten Sie deshalb nicht an der (Schutz-)Ausrüstung sparen. Gefah-ren drohen durch weggeschleuderte Fremdkörper, durch Stolpern/Umknicken, Dornen und durch Insekten.


Richtige Ausrüstung:

Achten Sie besonders auf den Schutz Ihrer Augen! Forstwirtschaftsmeister Wilhelm setzt eine Gehör- und Gesichtsschutz-Kombination mit Netzvisier ein. Dazu trägt er eine Schutzbrille, um auch Querschläger abzufangen. Bei sonnigem Wetter bieten sich Brillen mit UV-Schutz an. Die schlagfesten „Sonnenbrillen“ gibt es im Fachhandel für weniger als 20 €.


Sehr sinnvoll sind durchstichsichere Hosen bzw. „Prallschutzhosen“ für die Freischneiderarbeit. Wer schon einmal auf Brombeerflächen damit unterwegs war, weiß warum. Diese Spezial-Hosen kosten um 100 €.


Die Arbeitsschuhe sollten den Knöchel gut stützen, damit Sie nicht so schnell umknicken. Vor allem unsere Testfläche – mäßig geräumt nach dem Windwurf, hängig – war ziemlich unwegsam. Die Arme sollen bedeckt sein. Hier bieten sich atmungsaktive Funktionshemden mit langen Ärmeln an. Sehr großen Wert legt Anton Wilhelm auf einen möglichst bequemen Tragegurt für den Freischneider. Der Profi hat gute Erfahrungen mit dem Komfort-Tragegurt Balance X von Husqvarna gemacht, der um 100 € kostet. Der Gurt bietet viele Einstellmöglichkeiten, auch für Frauen. Gut ist der Panikhaken, mit dem sich die Motorsense schnell abwerfen lässt, wenn Sie ein Wespennest erwischen.


Die richtige Höhe des Hakens richtet sich nach dem Freischneider und dem angebauten Werkzeug. Für Grasschneide- oder Dickichtmesser sollten Sie den Haken etwa auf Schritthöhe einstellen. Für Kreissägeblätter wird der Haken höher eingestellt.


Der (gepolsterte) Hüftgurt soll auf dem Becken aufliegen, um die Schultern zu entlasten. Zusammen mit der Platte auf dem Rücken schützt er so die Wirbelsäule. Beide Schultergurte müssen gleich eingestellt sein, der Brustgurt zentriert das Ganze.


Richtig eingestellt, sind die Arme zum Griffrohr des Freischneiders leicht angewinkelt. Wichtig: Verschieben Sie das Griffrohr des Freischneiders möglichst weit nach links, damit Sie die Arme gerade vor dem Körper haben. In der Praxis bleiben viele Motorsensen in Werkseinstellung, und die ist oft nicht optimal.


Die Unterscheidung in Freischneider und Motorsensen ist nicht bei allen Herstellern gleich. Wichtig sind die Schaftlänge und die Motorleistung. Klassische Freischneider haben meist einen 10 bis 15 cm kürzeren Antriebsschaft und mehr Motorleistung. Wenn Sie nur selten mit einem Kreissägenblatt (Stammzahl reduzieren) arbeiten, sollten Sie das Gerät fürs Mähen optimieren (Motorsense).


Meistens reichen für diese Aufgaben mittlere Freischneider mit rund 2,5 PS Motorleistung aus, die um 8 kg wiegen. Die größeren Kaliber sind 2 bis 3 kg schwerer – sie sollten also genau überlegen, ob Sie diese Leistungsreserve wirklich brauchen. Gute Motorsensen in der 2,5 PS-Klasse kosten zwischen 650 und 950 €. Motorsensen und Freischneider lassen sich mit unterschiedlichen Werkzeugen bestücken. Je nach Motorleistung haben die Geräte einen Antriebszapfen mit 20 oder 25,4 mm Durchmesser – darauf müssen Sie achten, wenn Sie ein neues Werkzeug für Ihre Maschine kaufen.


  • Fadenkopf: Heute sind häufig Fadenköpfe mit selbstnachstellendem Automatiksystem üblich. Der Fadenkopf eignet sich im Forst – wenn überhaupt – nur auf vergrasten Flächen. Er ist leicht und muss nicht geschärft werden. Fremdkörper machen kaum Probleme, allerdings schädigt auch der Fadenkopf die Rinde der jungen Bäume. Er ist also keine Lebensversicherung für Ihre Pflanzen!


Von Oregon gibt es spezielle Köpfe (Jet Fit), in die besonders robuste und scharfe Fäden eingeschoben werden. Das Schnittergebnis ist auch bei widerspenstigen Pflanzen gut, allerdings ist auch der Verbrauch an Fäden hoch.


  • Grasschneideblatt: Grasschneideblätter haben vier oder mehr Schneiden. Sie laufen ruhiger und vibrieren weniger als Dickichtmesser. Bei Fremdkörperkontakt sind die Schläge auf die Motorsense nicht so stark. Je nach Form der Schneiden lassen sich die Grasschneideblätter auch beidseitig nutzen. Robuste Grasschneideblätter werden mit Stängeldicken bis zu einer Stärke eines Daumens gut fertig. Allerdings häckseln sie das Material weniger, was in Flächen mit starkem Brombeerbewuchs wirklich ein Nachteil ist.
  • Dickichtmesser: Die Dickichtmesser sind Allrounder. Sie haben drei Schneiden und Durchmesser von 250 bis 350 mm. Durch die drei Schneiden ist die Häckselwirkung gut, sie arbeiten dafür aber deutlich ruppiger. Die Gefahr durch wegfliegende Fremdkörper ist höher. Die Dickichtmesser kappen alles bis zu einem Durchmesser von ca. 3 cm ohne Probleme. Für Flächen mit starkem Brombeerbewuchs bietet u. a. Stihl ein spezielles Häckselmesser an. Bei diesem sehr aggressiven Werkzeug sind die beiden Schneiden nach unten abgekantet.
  • Kreisschere: Bei diesem sehr seltenen Werkzeug rotieren die zwei Schneiden gegenläufig. Vorteile sind der saubere Schnitt und eine sehr geringe Gefahr von Steinschlägen. Für die Arbeit in stark verunkrauteten Kulturen sind die Kreisscheren nicht aggressiv genug.


Grasschneideblätter und Häckselmesser müssen scharf sein. Deshalb während der Arbeit regelmäßig mit der Feile oder einem Akku-Winkelschleifer nachschärfen. Die meisten Blätter und Messer können Sie übrigens wenden und von beiden Seiten nutzen.


Zeitpunkt und Taktik:

Den „richtigen“ Zeitpunkt zur Kulturpflege gibt es eigentlich nicht. Wie immer müssen Sie die Fläche zunächst richtig „ansprechen“. Geht es darum, Birken und Ginster auszudünnen, arbeiten Sie am besten im Winter bzw. Frühjahr, wenn Sie die jungen Pflanzen besser erkennen können.


Farn bearbeiten Sie am besten im Frühjahr, wenn er die ersten Triebe bildet. Dann aber nicht mähen, sondern mit Stöcken „abknüppeln“. Bekommt der Farn Schläge auf den Kopf, bleibt er niedrig. Wird er gemäht, wächst er erneut aus.


Mähen Sie Wildkräuter nicht zu früh, damit die Pflanzen nicht direkt wieder ausschlagen und verstärkt weiter wachsen. Am besten erwischen Sie die Wildkräuter vor dem Aussamen. Schwierig wird es bei der Brombeere, die sehr schnell wächst. Hier sollten Sie nicht zu lange warten, sonst kommen Sie in der Kultur später überhaupt nicht mehr vorwärts.


Mähen Sie nicht die ganze Fläche! Das ist nur was fürs Auge. Es kostet unnötig viel Zeit und außerdem finden Rehe die freigestellten Gassen sehr praktisch, um die Bäume reihenweise zu verbeißen. Stellen Sie nur die einzelnen Pflanzen frei. Der Durchmesser des freigemähten Kreises richtet sich nach dem Bewuchs. Wenn das Unkraut später abstirbt, darf es sich nicht auf den jungen Baum legen. Also je höher der Bewuchs, desto größer der Kreis um den Baum.


Einzelne Stängel direkt am Bäumchen können stehen bleiben, sie verursachen keinen Schaden. Viel schlimmer ist es, wenn Sie sehr dicht arbeiten wollen und dabei häufiger einen Baum erwischen! Die richtige Schnittfolge haben wir in der Übersicht 1 zusammengefasst.


Je höher der Bewuchs, desto schwieriger wird es, die jungen Bäume zu finden. Jetzt zahlt sich in jedem Fall ein präzises Pflanzen mit Fluchtstangen aus!


Wenn Sie die jungen Bäume nicht sehen können, tasten Sie sich zuerst vorsichtig von oben mit dem Mähkopf heran. Sollten Sie dann vielleicht die Spitze kappen ist das zwar ärgerlich aber nicht so schlimm, als wenn Sie den Baum komplett über dem Boden abschneiden. Wenn der Pflanzer ordentlich gearbeitet hat, finden Sie beim aufmerksamen Mähen nach recht kurzer Zeit die richtige Richtung und die passenden Abstände. Keine Frage: Die Kulturpflege müssen „wache“ Leute erledigen. Wird hier geschlampt, ist der Schaden riesig. In der Praxis gelten Verluste von etwa 3 % gerade noch als akzeptabel.Guido Höner

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