Wenn es nach Agrarkommissar Ciolos geht, soll 2015 Schluss mit der Zuckerquote sein. Kein Problem, meinen die Wissenschaftler des Thünen-Instituts. Auf den deutschen Rübenanbau werde das keine großen Auswirkungen haben. Selbst bei niedrigen Rübenpreisen von 26 €/t würde die Anbaufläche in Deutschland zwar um 20 % zurückgehen, das Einkommen der Rübenanbauer sänke aber nur um maximal 5 %, und das auch nur in Betrieben mit sehr hohen Zucker-rübenanteilen in der Fruchtfolge. Viele Betriebe würden dann alternativ stärker auf Getreide, Mais und Raps setzen, heißt es in der Studie.
Bei hohen Weltmarktpreisen für Zucker und entsprechend hohen Rübenpreisen würden in Deutschland sogar 9 % mehr Rüben angebaut. Die Einkommen der Betriebe stiegen um bis zu 10 %, haben die Braunschweiger Marktforscher berechnet.
Die Wissenschaftler begründen ihre positiven Ergebnisse mit den unbegrenzten Exportmöglichkeiten, die die EU nach Aus- laufen der Zuckerquote hätte und mit der Beibehaltung des EU-Aussenschutzes bei niedrigen Weltmarktpreisen.
Vor diesem Hintergrund warnt das Thünen-Institut vor einem gleitenden Ausstieg aus der Zuckerquote. Dies würde nur Anreize zur Produktionsausweitung geben. Bei dann noch fehlenden Exportmöglichkeiten bedeute das hohe Preisabschläge.
Die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ)lässt sich von den Braunschweiger Ergebnissen nicht beeindrucken. Der Branchenverband begrüßt, dass das EU-Parlament gegenwärtig über eine Verlängerung der Quotenregelung 2020 diskutiert. „Das versetzt die europäischen Rüben- und Zuckererzeuger in die Lage, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu optimieren“, sagte der Vorsitzende der WVZ, Dr. Hans-Jörg Gebhard, kürzlich bei der Zucker-tagung 2012 in Berlin.