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Kühe, Mühe, Lebensqualität?

Lesezeit: 4 Minuten

Teil 2 der großen Bäuerinnen-Umfrage


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Lesen Sie hier den zweiten Teil der Auswertung unserer großen Bäuerinnen-Umfrage. Ein Ergebnis: Die Arbeitsbelastung ist für Milchbäuerinnen am höchsten. Wie kommen sie damit klar?


Was wir schon lange vermutet haben, bestätigt die aktuelle Bäuerinnen-Umfrage: Im Vergleich weisen Milchbäuerinnen die höchste Arbeitsbelastung auf. Zwar ist insgesamt der Anteil der Bäuerinnen, die sich im Betrieb engagieren, hoch. Doch kein anderer Betriebszweig erfordert einen derart hohen Arbeitseinsatz – auch der Frauen – wie die Milchviehhaltung.


Milchbäuerinnen sind zu 47 Prozent mit zwei bis fünf Stunden täglich bzw. zu 39 Prozent mit über fünf Stunden pro Tag auf dem Betrieb engagiert. Dagegen sind in der Schweinemast 15 Prozent der Bäuerinnen bzw. im Ackerbau 14 Prozent täglich mehr als fünf Stunden für den Betrieb im Einsatz.


Hohe Arbeitsbelastung,wenig Zufriedenheit?


Offensichtlich bleibt die hohe Arbeitsbelastung aber nicht ohne Folgen. Primär leidet die Arbeitszufriedenheit der Frauen darunter: Jede fünfte Milchbäuerin würde auf die Mitarbeit im Betrieb lieber verzichten. Nur knapp 80 Prozent der Bäuerinnen von Milchviehbetrieben gehen mit Freude an die Arbeit. Zum Vergleich: In der Bullenmast überwiegt für 93 Prozent der Bäuerinnen die Freude an der Mitarbeit.


Woran liegt das? Unbestritten binden Kühe die Betriebsleiterfamilie enger an den Hof als andere Tierarten. Zudem sind viele Arbeitsabläufe weiterhin eine Knochenarbeit bei Wind und Wetter. Die aktuell mangelnde Entlohnung über den Milchpreis führt bei vielen Milchbauern außerdem zu anhaltender Frustration. „Jeden Morgen stehst Du im Stall – für nichts und wieder nichts. Das zermürbt“, äußert sich eine Bäuerin im Gespräch. Zudem hat der Milchstreik auf vielen Dörfern seine Spuren hinterlassen: Dort sind die Zerwürfnisse zwischen Nachbarn immer noch spürbar.


Wie erleben die Milchbäuerinnen also den Spagat aus hoher Arbeitsbelastung, Zukunftsangst, Zwist und eingeschränkter Zufriedenheit?


Besonders heftig erlebte Beate Weber die Doppelbelastung aus Familienphase und Hofarbeit. Mit ihrem Mann Hans-Martin bewirtschaftet sie einen Milchviehbetrieb mit 70 Kühen, eigener Nachzucht und Ackerbau im Sauerland. „Als die Kinder klein waren und wir noch keinen Lehrling hatten, bin ich oft an meine Grenzen gestoßen“, resümiert sie. Neben dem guten Kinderwagen hatte die Bäuerin stets auch einen Hof-Buggy mit im Melkstand und im Stall.


Neue Freiheiten genießen


Jetzt, da die Söhne und die Tochter fast erwachsen sind, genießt Beate Weber zurückgewonnene Freiheiten, wie z. B. ein ausgiebiges Kaffeetrinken mit der besten Freundin oder die Übernahme eines Ehrenamtes. „Nach vielen Höhen und Tiefen bin ich heute zufrieden“, sagt sie. Täglich schlüpft die gelernte Industriekauffrau mit Begeisterung für die Stallarbeit in den Overall. „Klar, die Arbeit mit den Kühen ist körperlich sehr belastend. Und falls es finanziell nicht rund läuft, sind die Sorgen groß“, gibt die Bäuerin zu bedenken. Glücklicherweise gewährte die Bio-Molkerei dem Betrieb aber auch während der Krise einen halbwegs stabilen Milchpreis.


In die Zukunft blickt Beate Weber dennoch mit gemischten Gefühlen. „Nach dem Stallneubau warten wir zurzeit ab – wie viele unserer Kollegen“, sagt sie.


Familienleben als Gewinn


Auch Gerhild Meyboom, gelernte Krankenschwester und Landwirtsfrau aus Wesel am Niederrhein, kennt die Schattenseiten der Rinderhaltung. „Egal, ob ich Nachtdienst im Krankenhaus habe oder nicht – im Stall bin ich jeden Tag!“, sagt sie. Dennoch überwiegen für sie die positiven Seiten. „Die Hofarbeit ist für mich ein guter Ausgleich. Und wenn die Kälber fit sind, bestätigt das meinen Einsatz.“


Sie melkt fast jeden Abend mit ihrer Schwiegermutter die 70 Kühe des Betriebs und sie macht keinen Hehl daraus, dass die Tiere der Familie im Privaten die Flexibilität rauben. „Um halb sieben wird gemolken, egal wie lange wir abends aus waren“, so die Bäuerin. In den Arbeitsspitzen sagt sie zudem private Termine rigoros ab. „Aber das kennen unsere Freunde.“ Dafür ist der Familie mit den Zwillingen Julia und Matthias (13) der Ski-Urlaub heilig.


Insgesamt bewertet Gerhild Meyboom die Vorteile des Landlebens höher als die Nachteile. „Ich möchte mit niemandem tauschen. So ein intensives Familienleben könnten wir in der Stadt nicht führen.“


Reingard Bröcker

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