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Kühe treiben ohne Stress

Lesezeit: 6 Minuten

Automatische Nachtreibe­hilfen erleichtern das Treiben der Kühe in den Melkstand. top agrar zeigt, welche Modelle es für Ställe ohne separaten Vorwartehof gibt.


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Auf vielen Betrieben spielt sich tagtäglich dasselbe Szenario ab: Die Kühe haben keine Lust den Melkstand zu betreten und müssen einzeln nachgetrieben werden. Das dauert pro Melkzeit rund 15 bis 20 Minuten. Hierunter leidet häufig die Qualität der Melkarbeit, da der Melker durch das ständige „Rein und Raus“ aus seinem natürlichen Arbeitsrhythmus kommt. Blindmelkzeiten, Fehler bei der Melkroutine und verlängerte Melkzeiten sind die Folge. Oft muss auf eine weitere Arbeitskraft zurückgegriffen werden, obwohl die Melkarbeit an sich von einer Person erledigt werden könnte.


Nachtreiben ohne Wartehof:

In Ställen mit Vorwartebereich ist es mittlerweile gängig, eine automatische Nachtreibehilfe einzubauen. Was ist aber auf den Betrieben ohne Vorwartehof? Hier sind große und massive Nachtreibe-Varianten aufgrund der baulichen Gegebenheiten meist nicht umsetzbar.


Doch auch für die meist engen Laufgänge zwischen den Liegebuchten hält der Markt Nachtreibelösungen parat. Derzeit werden drei verschiedene Systeme angeboten:


  • Treibevorhang mit Ketten oder Drahtseilen.
  • Treibeschlitten, der mechanisch ohne Strom arbeitet.
  • Treibegatter zum Aufbau auf den Mistschieber.


Die Systeme unterscheiden sich vor allem in Aufbau, Stabilität, Montageaufwand und Preis. Die wichtigsten Merkmale der Systeme entnehmen Sie Übersicht 1.


Vorhang ist einfach und gut.

Positive Praxiserfahrungen gibt es mit dem Treibevorhang, der eine simple, aber effektive Hilfe für das Treiben zwischen den Liegeboxenreihen darstellt.


Er besteht aus einer quer zum Laufgang angebrachten Eisenstange, die mit senkrecht hängenden Drahtseilen oder Ketten ausgestattet ist. Diese stehen unter Strom. Die Vorrichtung läuft auf Schienen oder Drahtseilen und wird automatisch über einen Motor gezogen (Übers. 2, S. R 39).


Solche Vorhänge werden derzeit u.a. von den Firmen Betebe (Vreden), Wasserbauer (Österreich) und Schneider (Weesby) vertrieben.


Bedienung: Der Vorhang wird bei den meisten Anbietern über ein Schaltersystem vom Melkstand aus bedient. Eine Steuerung via Fernbedienung ist beim Modell „Cowboy“ (Fa. Wasserbauer) in der Grundausstattung inbegriffen. Die Treibezeit bzw. die gewünschte Entfernung, die der Vorhang jeweils auf Knopfdruck zurücklegen soll, ist einstellbar.


Eine Besonderheit zeigt das Modell „Kuhtreibär“ (Fa. Schneider). Nachdem der Treiber die programmierte Strecke zurückgelegt hat, fährt er ein Stück zurück. Dadurch sollen wartende Kühe nicht unnötig eingeengt werden.


Beim elektrischen „Hund“ (Fa.Betebe) verfügt der Vorhang über zwei nach vorne ausgerichtete Bügel. Der ca. 1 m lange Vorlauf soll sicherstellen, dass die Kühe frühzeitig aus den Boxen aufstehen bevor der Vorhang sie erreicht.


Ist das Nachtreiben beendet, fährt die Nachtreibehilfe wieder in ihre Ausgangsposition zurück. Beim „Cowboy“ werden die Ketten automatisch abgesenkt und angehoben, wodurch das Gerät auch direkt im Stall zu parken ist. Der „Kuhtreibär“ kann mit einem Stab nach oben geklappt werden.


Strom und Hupe: Bei einem Treibevorhang muss mit Strom gearbeitet werden, da sich die Kühe lediglich durch locker hängende Seile schlecht zum Laufen animieren lassen. Den Strom liefert ein Weidezaungerät. Die Geräteleistung ist bei den Vorhängen relativ niedrig angesetzt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Spannung nach Abschalten des Gerätes möglichst schnell auf das Ausgangsniveau zurück geht.


Die Praxis zeigt, dass der Vorhang meist nur in der Anfangsphase mit Strom betrieben werden muss. Nach ersten „unangenehmen“ Berührungen vermeiden die Kühe in der Regel jeden weiteren Kontakt. In den ersten Tagen ist es sinnvoll, wenn eine Person beim Treiben hinter dem Vorhang her läuft. So reagieren die Kühe schneller auf den Vorhang und können Stromschlägen besser ausweichen.


Bei den Treibevorhängen empfiehlt es sich, mit einer Hupe zu arbeiten, die erklingt, sobald sich der Treiber in Bewegung setzt. Die Kühe sollen nach einer Eingewöhnungsphase auf das akustische Signal reagieren und sich daraufhin selbstständig zum Melkstand bewegen. Die Hupe sollte möglichst in Melkstandnähe angebracht werden, damit auch die Kühe im vorderen Stallbereich wissen, wann es hinten „losgeht“. Zusätzliche Ausläufer, die in oder über den Liegeboxen verlaufen, sind nachrüstbar.


Der Preis für einen Nachtreibevorhang ist abhängig von der Breite und Länge des Laufganges. Für einen 3,20 m breiten und 28 m langen Vorhang müssen rund 3 100 € veranschlagt werden. Hinzu kommen die Montagekosten. Der Einbau kann in Eigenregie oder durch den Anbieter erfolgen. In der Regel dauert die Montage durch Fachpersonal nicht länger als ein oder zwei Tage.


Schlitten arbeitet ohne Strom.

Der Treibeschlitten „CowMover C“ (Fa. DeLaval) ist eine mechanische Nachtreibehilfe, die ohne elektrischen Strom betrieben wird (Übersicht 3, S. R 39).


Hierbei handelt es sich um ein verleimtes rechteckiges Holzbrett in einem Metallrahmen. Dieser wird in zwei parallel verlaufenden Schienen eingehängt. Das Brett wird über einen Motor gesteuerte Drahtseile gezogen. Das Treibeschild kann automatisch über eine Bedienvorrichtung vom Stall oder Melkstand aus gesteuert werden. Per Knopfdruck wird es hoch- oder heruntergeklappt, in Gang gesetzt oder gestoppt. In der Werkseinstellung fährt der Schlitten jeweils 15 cm vor und bleibt dann für eine vorher eingestellte Zeit stehen.


Trifft der Treiber auf ein Hindernis, hält er unmittelbar an. Nach kurzer Verzögerungszeit nimmt er den Betrieb wieder auf. Beim Treiben kann mit einem akustischen Signal gearbeitet werden, das ertönt, sobald der Schlitten anfährt.


An den Seiten des Schlittens können Metallbügel befestigt werden, die ober- oder unterhalb der Liegeboxen verlaufen. Die Kühe sollen dadurch aus den Boxen getrieben werden. Die Metallbügel können nur dann eingesetzt werden, wenn sich im Fahrbereich des Schildes keine Hindernisse befinden (z. B. Balken oder Futterstationen).


Positiv bewerten Landwirte, dass der „CowMover C“ durch Hochklappen über Boxen und wartende Gruppen zurückgefahren werden kann. So ist es möglich, verschiedene Melkgruppen ohne Wartezeit hintereinander in den ­Laufgang zu treiben. Für diese Nachtreibehilfe sind rund 10 000 € zu veran­schlagen.


Der „CowMover C“ ist ausgelegt für eine Laufganglänge von max. 60 m. Die Breite sollte zwischen 2,5 m und 4,5 m liegen. Die Nachtreibehilfe wird vom Hersteller individuell dem jeweiligen Boxentyp und der Laufgangbreite angepasst. Der Hersteller benötigt für die Montage rund drei Tage.


Gatter nicht praxistauglich.

Das Treibegatter zum Aufbau auf den Mistschieber hat sich nach Praktikeraussagen nicht bewährt. Das Metallgestell muss für jeden Einsatz in eine Vorrichtung auf den Mistschieber gesteckt werden. Das ist umständlich und zeitaufwändig.


Ein weiterer Knackpunkt ist, dass Kühe in den Boxen vergessen werden, weil keine seitlichen Ausläufer vorhanden sind. Außerdem fällt der Treiber bei „heftigeren“ Zusammenstößen leicht vom Schieber. Esther Achler

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