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Land-Kraft-Wagen

Lesezeit: 4 Minuten

Das Unternehmen Paul Nutzfahrzeuge stellt einen Lkw für die Landwirtschaft vor. Wir haben den umgebauten Actros 1846 Probe gefahren.


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Eine Sattelzugmaschine mit Ladewagen ist schon ein ungewöhnlicher Anblick – besonders, wenn auch die Zapfwelle gekuppelt ist. Möglich macht das die Firma Paul Nutzfahrzeuge aus Passau. Sie rüstet Actros-Zugmaschinen nach Kundenwunsch für die Landwirtschaft aus.


Das Grundfahrzeug kommt dabei von Mercedes Benz. Der Actros 1846 4x4 entstammt der dritten Generation, bei Mercedes MP3 genannt. Ein V6 mit 456 PS und SCR-Kat treibt die Maschine an, 400 l Diesel und 35 l AdBlue sind an Bord. Das manuelle Getriebe hat 16 Gänge, geschaltet wird über einen Vorwahlhebel. Beim Kuppeln wählt die Elektronik automatisch den nächsten passenden Gang.


Tuning für den Lkw:

Von Paul Nutzfahrzeuge kommen die vielen landwirtschaftlichen Umbauten. Die mechanische Heckzapfwelle stellt nahezu die maximale Motorleistung zum Antrieb von Anbaugeräten zur Verfügung. Die Antriebswelle verläuft dabei mittig aus einem Nebenabtrieb des Motors nach hinten. Ein Versatzgetriebe sorgt für die benötigte Drehrichtung, Höhenversatz und die passende Drehzahl. Optional hat der „Tuner“ sogar eine Heckhydraulik mit 7 t Hubkraft im Programm.


Der Actros verfügt über eine Load-Sensing-Hydraulik und drei elektrische Proportionalventile. Sie werden mit einem Joystick aus der Kabine bedient. Auf Wunsch sind bis zu fünf Steuergeräte möglich.


In den Anhängebock ist die K80-Kugel fest verbaut, ein normales Zugmaul kann in den „Fahrstuhl“ eingehängt werden – ähnlich wie bei einem Schlepper. Zusätzlich lässt sich die Sattelplatte nutzen. Im Zugmaul sind 2 t, auf der K80 bis zu 3 t und auf der Sattelkupplung 7,8 t Stützlast möglich. Durch die großen Reifen und den Hilfsrahmen für die Zapfwelle wandert die Sattelkupplung im Vergleich zu Standard-Zugmaschinen übrigens ein ganzes Stück höher. Es passt also nicht ohne Weiteres jeder Auflieger an den Actros. Statt der Sattelkupplung kann auch eine Pritsche oder ein Kipper aufgebaut werden, die Länge ist allerdings auf ca. 3 m begrenzt.


Unser Testfahrzeug war mit 16.00 R20 auf der Vorderachse und 650/55R26,5 hinten bereift. Diese Bereifung ist bis 70 km/h zugelassen, der Actros wurde von Paul in seiner Höchstgeschwindigkeit begrenzt. Es sind Dimensionen bis zu 495/70R24 vorne und 750/45R26,5 hinten möglich. Damit ist das Fahrzeug dann 2,75 m breit. Eine Reifendruckregelanlage wäre von Mercedes lieferbar, allerdings lägen die Füllzeiten für die großen Reifen mit etwa 10 Minuten sehr hoch. Eine eigene Lösung kann Paul Nutzfahrzeuge auf Wunsch anbieten.


Mit Isobus:

Für die Maschinenbedienung komplettiert eine Isobus-Ausrüstung mit Müller-Terminal die Ausstattung. Bei unserer Probefahrt ließ sich darüber der angehängte Pöttinger-Ladewagen problemlos bedienen. Die Zapfwelle schaltet man über den Nebenabtrieb zu. Vor dem Schalthebel befindet sich ein Poti für das Handgas. Zwei Handgas-Festdrehzahlen können ab Werk programmiert werden.


Und der Führerschein? Hier hat der Kunde die Wahl. Grundsätzlich ist eine Zulassung als LoF-Zugmaschine erforderlich, das passiert direkt nach dem Umbau. Die Geschwindigkeit kann auf 60 km/h begrenzt werden, so dass der Actros in landwirtschaftlichen Anwendungen mit Führerschein T gefahren werden darf. Je nach Bereifung sind aber auch bis zu 80 km/h mit Führerschein CE möglich. Ein EG-Kontrollgerät ist verbaut, muss aber nur bei gewerblichen Fahrten eingesetzt werden.


Im Praxiseinsatz fährt sich der Actros zunächst ungewohnt, vor allem auf dem Feld. Dank voll gefederten Chassis und sehr gutem Sitz, ist der Fahrkomfort sehr gut. Dürftig fällt dagegen die Übersicht nach hinten aus. Hier stört vor allem der Auspuff hinter der Kabine. Auf Wunsch gibt es eine (teure) Zwischenachslösung. Zur besseren Sicht auf die Arbeit hat Paul eine Kamera im Heck verbaut. Beim Ladewageneinsatz fehlten uns die Lastschaltstufen. Dank Untersetzung bietet das Getriebe genügend Gänge, man muss aber immer kuppeln.


Schnell auf der Straße:

Hoher Fahrkomfort, Leistung satt: Auf der Straße spielt der Actros seine Vorteile voll aus. Hier ist man locker im Schnitt 10 km/h schneller unterwegs als mit einem leistungsstarken Schlepper, und das auch auf Nebenstraßen und Wirtschaftswegen. Bei 1 300 bis 1 400 Umdrehungen pro Minute erreicht der Actros 70 km/h. Weiterer Vorteil: Der Lkw ist leise. Besonders bei häufigen Ortsdurchfahrten ein Pluspunkt.


Für die Grundmaschine werden je nach Ausstattung ca. 85 000 – 100 000 € fällig. Dazu kommt der Umbau von Paul Nutzfahrzeuge. Die Zapfwelle kostet etwa 15 000 €, für die Hydraulikanlage sind es in Testausstattung 18 000 €. Insgesamt kann man mit etwa 150 000 € für den Transportspezialisten rechnen. Ein vergleichbarer Schlepper ist teurer, aber auch vielseitiger.


Alle Umbauten sind übrigens von Mercedes Benz abgenommen. Sie können also nach dem Kauf Wartungen und Reparaturen in einer Mercedes-Nutzfahrzeuge-Werkstatt durchführen lassen. Auch die Werksgarantie gilt weiter. Frank Berning

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