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Liquidität: So behaltenSie den Überblick

Lesezeit: 7 Minuten

Bisher kamen viele Milcherzeuger ohne detaillierte Liquiditätsplanung aus. Doch für das kommende Wirtschaftsjahr ist sie dringend geboten. Wir ­zeigen, wie Sie dabei vorgehen sollten.


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Die Planung der Liquidität war bisher eher ein Thema für Schweinehalter als für Milchviehbetriebe. Doch das hat sich in den letzten zwei Jahren gründlich geändert. Nachdem die Milchpreise zeitweise bis auf über 40 Cent angestiegen waren, sind sie jetzt auf teilweise unter 20 Cent pro kg regelrecht abgestürzt. Das hat erhebliche Folgen für die betriebliche Liquidität.


Viele Milcherzeuger konnten dies in den letzten Monaten schon an der Entwicklung ihres Kontokorrentkontos ablesen. Und die Liquiditätslücke wird sich weiter vergrößern. Finanziell besonders eng dürfte es in vielen Betrieben in den Monaten September/Oktober werden, wie aktuelle Vorausberechnungen zeigen.


Damit Sie rechtzeitig erkennen, was auf Ihren Betrieb finanziell zukommt, sollten Sie jetzt eine Liquiditätsvorschau für das Wirtschaftsjahr 2009/10 erstellen (einjähriger Geldvoranschlag). Wie man dabei vorgeht und wie Sie die Zahlen dann richtig interpretieren, zeigen wir am Beispiel eines 60-Kuh-Be­triebes mit 70 ha LF (siehe Betriebspiegel).


Die kurzfristige Liquiditätsplanung erfolgt in unserem Beispiel in zwei Schritten. Wir beginnen mit einer „Zielplanung“, die das komplette Wirtschaftsjahr 2009/10 umfasst, also vom 1. Juli 2009 bis zum 30. Juni 2010. Dabei rechnen wir alle zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben des Betriebes sowie den voraussichtlichen Gewinn hoch. Erst dann erfolgt die Zuteilung der Einnahmen und Ausgaben auf die einzelnen Monate.


Mit welchem Milchpreissoll man kalkulieren?


Die Planung der Einnahmen und Ausgaben ist immer eine Schätzung. Am besten geht man von den Daten des aktuellen Wirtschaftsjahres aus und schreibt diese – mit entsprechenden Korrekturen bei Mengen und Preisen – für das Wirtschaftsjahr 2009/10 fort.


Das Problem: Die Buchführungsabschlüsse für das Wirtschaftsjahr 2008/09 werden erst in einigen Monaten vorliegen. Hier sind Betriebe im Vorteil, die ihre Belege immer zeitnah an die Buchstelle geben und deshalb bereits über die aktuellen Geldrückberichte z. B. bis April oder sogar Mai verfügen. Manche Buchstellen haben in den vergangenen Wochen auch schon die Gewinnentwicklung bis zum Stichtag 30.6.2009 hochgerechnet. Dann hat man relativ aktuelle Daten, mit denen man die Liquiditätsvorschau für 2009/10 starten kann.


So sind wir auch für unseren Beispielsbetrieb vorgegangen. Als erstes haben wir die zu erwartenden Ausgaben für das kommende Wirtschaftsjahr unter die Lupe genommen (linke Seite der Übersicht). Ergebnis: Eine Entlastung ist von dieser Seite nicht zu erwarten. Zwar dürfte es leichte Verschiebungen bei einzelnen Positionen geben. Unter dem Strich kalkulieren wir aber mit einem etwa gleichbleibenden betrieblichen Aufwand von insgesamt rund 200 000 €.


Die größeren Veränderungen gibt es auf der Einnahmen-Seite. Im Ackerbau setzen wir vorsichtshalber etwas niedrigere Einnahmen als im WJ 2008/09 an. Die Betriebsprämie sinkt leicht aufgrund der erhöhten Modulation.


Die entscheidende Größe ist der Milchpreis, der im Rahmen der Liquiditätsvorschau angesetzt werden soll. Hier muss jeder selbst entscheiden, wie pessimistisch oder optimistisch er kalkulieren will. In dem man alle übrigen Positionen konstant lässt, also nur den Milchpreis variiert, kann man jedes mögliche Szenario für den weiteren Verlauf der Krise relativ schnell durchrechnen.


Wir gehen für unseren Beispielsbetrieb im Juli 2009 von einem Grundpreis von 22 Cent/kg Milch aus, der sich bis zum Jahresende schrittweise wieder auf ca. 28 Cent befestigen soll. Bis zur Jahresmitte 2010 würde der Grundpreis nach diesen Annahmen dann aber wieder auf 24 Cent absinken. Ob es wirklich so kommt, weiß derzeit niemand. Wirklich belastbare Prognosen sind leider kaum möglich.


Im zweiten Schritt zur Monatstabelle


Saldiert man nun die hochgerechneten Einnahmen und Ausgaben, erhält man – unter Berücksichtigung der AfA – den möglichen „Gewinn“ für das kommende Wirtschaftsjahr. Diese Zahl sollten Sie jedoch nicht überbewerten, sie dient lediglich als Orientierungsgröße. An ihr sieht man, auf welchem möglichen Gewinn-Niveau die Liquiditätsentwicklung basiert.


Im nächsten Schritt müssen die Jahresdaten – für jede einzelne Position – in die Monatstabelle übertragen werden. Und zwar jeweils genau in die Monate, in denen sie voraussichtlich bezahlt werden müssen bzw. in denen der Zahlungseingang erwartet wird. So muss z. B. bei der Milch die saisonale Mengenentwicklung berücksichtigt werden.


Ganz wichtig ist, dass punktuell auftretende große Geldbewegungen (Betriebsprämie, Ernteverkauf, Pachtzahlungen, Kapitaldienst, Einkommensteuerzahlungen usw.) möglichst exakt eingetragen werden. Denn die Häufung solcher Zahlungsströme in einem bestimmten Zeitraum hat erhebliche Auswirkungen auf die Liquidität.


Bei den Futterkosten haben wir einen Kompromiss gemacht. Hier wurden die benötigten Futtermengen (einschließlich des eigenerzeugten Getreides) lediglich für das gesamte Jahr ermittelt und die Kosten dann gleichmäßig auf die einzelnen Monate verteilt. Andere Positionen, deren Fälligkeit schwer planbar ist (z. B. Reparaturausgaben), werden ebenfalls gleichmäßig über das Jahr verteilt.


Bei der Liquiditätsplanung werden nur tatsächlich anfallende Einnahmen und Ausgaben berücksichtigt. Deshalb spielen Abschreibungen und Bestandsveränderungen in diesem Zusammenhang keine Rolle, sie werden also bei der Auflistung der monatlichen Einnahmen und Ausgaben nicht aufgeführt! Dagegen müssen Tilgungen für Kredite und die Privatentnahmen unbedingt erfasst und eingetragen werden.


Falls es Bestandsveränderungen im Betrieb gibt, werden die entsprechenden Beträge in der zugehörigen Zeile liquiditätswirksam eingetragen (z. B. Verkauf überjähriger Ernte in der Zeile „Ackerbau Verkauf). Mögliche Ersatzinvestitionen werden zusammen mit eventuellen Neuinvestitionen in der Zeile „Investitionen“ eingetragen.


Negativer Saldofür 9 Monate


Die wichtigsten Erkenntnisse der Liquiditätsvorschau liefern die beiden letzten Zeilen der Übersicht. Der monatliche Saldo zeigt an, in welchen Monaten die Ausgaben voraussichtlich höher sein werden als die Einnahmen (und umgekehrt). In unserem Beispielsbetrieb wäre – bei der unterstellten Milchpreisentwicklung – der Saldo im kommenden Wirtschaftsjahr in 9 von 12 Monaten negativ!


Bei diesen Werten handelt es sich allerdings noch nicht um die monatliche Liquidität. Entscheidend ist, was auf dem laufenden Konto passiert. Hier droht die höchste Unterdeckung im Oktober 2009 mit rund 41 000 €!


Dabei ist noch unterstellt, dass die volle Betriebsprämie erst im Dezember fließt. Wird die Auszahlung – wie politisch angekündigt – teilweise auf Oktober vorgezogen, hätte dies durchaus einen positiven Effekt. Der schlimmste Absturz der Liquidität könnte dann verhindert bzw. zumindest deutlich abgemildert werden.


Die Auszahlung der Betriebsprämie verschafft dem Betrieb – so oder so – aber nur vorübergehend Luft. Falls sich die Milchpreise nicht deutlich positiver entwickeln, als von uns unterstellt, droht dem Betrieb spätestens ab dem Frühjahr 2010 erneut eine monatlich wachsende Liquiditätslücke.


Diese ungünstige Entwicklung könnte sich auch noch im Wirtschaftsjahr 2010/11 fortsetzen. Unsere überschlägige Kalkulation ergibt folgendes Bild: Selbst wenn die Milchpreise im zweiten Halbjahr 2010 allmählich wieder in Richtung 40 Cent steigen sollten, würde unser Beispielsbetrieb erst wieder im Dezember 2010 einen Liquiditätsüberschuss erwirtschaften! Die aktuelle Krise wird also bei der Liquidität der Milchviehhalter noch relativ lange nachwirken.


Wir halten fest


In der aktuellen Krise ist es notwendig, die finanzielle Entwicklung des eigenen Betriebes frühzeitig zu durchleuchten. Nur so können Sie drohende Liquiditätsengpässe rechtzeitig erkennen, mit Ihrer Bank verhandeln und konkrete Gegenmaßnahmen einleiten (siehe Beitrag ab Seite 26).


Die Liquiditätsplanung ist relativ einfach, wenn sich am Viehbestand und den Betriebsabläufen wenig ändert. Das ist in Milchviehbetrieben häufig der Fall. Wenn es größere Änderungen gibt, müssen im Rahmen der Liquiditätsvorschau ganz exakte Anbau- und Fruchtfolgepläne erstellt sowie die Bestandsänderungen und Futterrationen konkret durchgeplant werden. Dies ist allerdings sehr aufwendig und meist nur in besonderen Fällen, z. B. bei finanzschwachen Betrieben oder bei Wachstumsschritten mit hohem Fremdkapitaleinsatz, gerechtfertigt.


Sinnvoll ist es, wenn Sie die Ergebnisse Ihrer Liquiditätsvorschau in einer Grafik darstellen. Für unseren Beispielsbetrieb finden Sie diese Grafik auf den Seiten 18 bis 19. Während man anhand der Grafik einen schnellen Überblick über die künftige Entwicklung bekommt, kann man mit Hilfe der detaillierten Tabelle relativ gut die Ursachen dafür ausfindig machen und nach Lösungen suchen.

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