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Mais: Hilfe gegen Hirsen

Lesezeit: 8 Minuten

Vor allem Hirsearten lassen sich in Mais immer schwieriger bekämpfen. Über Ursachen und Gegenkonzepte informiert Günter Klingenhagen, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Bei einigen Landwirten treten sie bereits auf, bei vielen anderen ist es nur eine Frage der Zeit, wieder andere werden wohl nie Probleme damit bekommen – gemeint sind Hirsearten, die sich in Mais immer schwerer chemisch bekämpfen lassen. Nach einer Spritzung übriggebliebene Arten profitieren sogar noch vom Einsatz, weil die anderen Hirsen dabei auf der Strecke bleiben. Bei dieser Selektion, die innerhalb einer Population, einer Familie und mittlerweile häufiger auch innerhalb der Art stattfindet, setzen sich einzelne Hirsen stärker durch. Dazu drei Beispiele:


  • Selektion in der Population: Auf einer Fläche mit starkem Besatz an Hüh-nerhirse sterben nach der Behandlung die empfindlichen Pflanzen ab. Übrig bleiben die resistenten.
  • Selektion in der Familie: Nach der Behandlung von Hühner- und Borstenhirse verbleibt nur die Borstenhirse.
  • Selektion innerhalb der Art: Nach dem Herbizideinsatz sterben die Grüne- oder die Klebrige-Borstenhirse ab, die Große- und/oder die Fuchsrote Borstenhirse jedoch nicht.


Hartnäckigere Hirsen:

Selektionen innerhalb der Familie und Art erschweren die Unkrautbekämpfung im Mais zunehmend. Das zeigt ein Versuch der LWK Nordrhein-Westfalen. In den Parzellen wurden im April letzten Jahres verschiedene Hirsearten ausgesät und anschließend mit Herbiziden behandelt. Hier die wichtigsten Ergebnisse:


  • Bei hohem Hühnerhirsedruck zeigte sich die Konkurrenzstärke dieses Ungrases. So kam die Borstenhirse erst richtig zum Zuge, nachdem die Hühnerhirse von Hand entfernt wurde. Erfolgten zudem frühe Einsätze mit Sulcogan oder Callisto gegen Hühnerhirse, hatte die schwer bekämpfbare Borstenhirse freie Bahn und bildete enorme Aufwüchse.
  • Nach Einsatz der Bodenherbizide Dual Gold und Gardo Gold (6 Tage nach der Saat) war die Zusatzleistung des Terbuthylazin-Anteils im Gardo Gold deutlich zu erkennen.
  • Dass die Fuchsrote Borstenhirse äußerst widerstandsfähig ist, zeigte sich nach Einsatz von Motivell, Cato, MaisTer, Sulcogan, Callisto, Clio + Dash und Laudis. Die Spritzung erfolgte zum 2- bis 3-Blattstadium der Hirsen, 14 Tage nach der Saat. Weil im Versuch der Mais als Konkurrenzpflanze fehlte, kam es zu Neuauflauf. Obwohl wir alle Produkte nach 2 Wochen ein weiteres Mal eingesetzt haben, gelang mit keinem Mittel eine ausreichende Bekämpfung. Auch die nach Clio + Dash bzw. Laudis stark gestauchte, aufgehellte Fuchsrote Borstenhirse trieb letztendlich wieder aus.
  • Gegen weitere schwer bekämpfbare Borstenhirse-Arten wirkten Clio + Dash und Laudis sehr unterschiedlich. Diese Unterschiede waren auch bei den Gräsermitteln zu beobachten.


Die Ergebnisse dieses „kleinen“ Versuches lassen erahnen, wie variabel sich Hirsepopulationen innerhalb einer Region, aber auch eines Schlages entwickeln können. Dabei sind die Finger- und Bluthirse sowie die Haarstiel- und Gabelblütige-Hirse noch gar nicht erwähnt.


Spritzfolgen bei hohem Druck:

Vermeiden lassen sich derartige Hirse-Probleme mit einer geschickten Kombination aus Blatt- und Bodenherbiziden. Zudem sind Spritzfolgen bei hohem Unkraut-/Ungrasdruck unerlässlich. Das gilt nicht nur für Hirsen, sondern auch, wenn Storch- und Reiherschnabel, Bingelkraut, Stiefmütterchen und Knöterich-Arten verstärkt auftreten. Setzen Sie Bodenherbizide im Vor- bzw. frühen Nachauflauf der Unkräuter ein, um deren Potenzial auszunutzen. Ein gut abgesetzter, feuchter Boden gewährleistet eine gute Wirkung.


Ist es zu diesem Termin sehr trocken, können Sie mittlere Böden auch blindstriegeln. Nicht zu empfehlen ist ein Einsatz auf stark tonigen Böden, weil hier der Wirkungsgrad nicht ausreicht. Dasselbe gilt für sehr leichte Böden, weil der Striegel die geringe Struktur weiter zerstört. Bei windigem Wetter würde dadurch noch mehr Sand verweht als üblich. Kommt das Striegeln nicht infrage, empfiehlt es sich abzuwarten, um mit zunehmender Größe der Unkräuter den Anteil des Blattherbizids zu erhöhen. Warten Sie allerdings nicht zu lange. Meist ist es in Trockenphasen richtig, den Tau zu nutzen und den Mais in den frühen Morgenstunden zu behandeln.


Auch wenn die Vorlage sehr gut wirkt, muss eine 2. Behandlung erfolgen. Selbst wenige verbliebene oder neu auflaufende Pflanzen sollte man konsequent an der Samenbildung hindern. Der 2. Einsatz ist in der Regel zum 6- bis 8-Blattstadium des Maises optimal platziert. Auch eine Hacke + Bandspritze können Sie zu diesem Termin nutzen.


Neu sind die sogenannten Dropleg-Düsen, mit denen sich das Einsatzfenster deutlich erweitern lässt. Der Vorteil: Weil das System unterblatt arbeitet, lassen sich damit vor allem Wurzelunkräuter wie Winden oder Disteln zu späten Terminen kulturverträglich ausschalten (siehe dazu top agrar 10/2013, Seite 42).


Strategien für Hirseflächen:

Geeignete Spritzfolgen für Hirsestandorte sind in Übersicht 1 auf Seite 80 aufgeführt. Zu empfehlen ist z. B. eine Kombination aus Gardo Gold + Laudis + Buctril. Bei günstigen Bedingungen zum Vorauflauftermin können Sie Gardo Gold mit 3 bis 4 l/ha solo einsetzen. Kommt es wegen Trockenheit zu späteren Einsätzen, sollte man den Gardo Gold-Anteil etwas reduzieren (2,5 bis 3 l/ha) und Laudis + Buctril aus dem Laudis Express Pack zugeben. So ist zum 2-Blattstadium der Hirsen z. B. eine Mischung aus 2,5 l/ha Gardo Gold + 1,5 l/ha Laudis + 0,3 l/ha Buctril angemessen. Alternativ zum Gardo Gold eignet sich auch Aspect (1,5 l/ha) oder Spectrum Gold (1,5 l/ha).


Für die 2. Behandlung bietet sich z. B. der Elumis P-Pack an. Neben Hühner-, Borsten-, und Haarstielhirsen erfasst die Kombination ein breites Unkrautspektrum und erreicht eine sichere Dauerwirkung gegen Nachtschatten. Die Wirkung gegen Storchschnabel ist ordentlich und sollte nach der oben beschriebenen Vorlage auch ausreichen. Zusätzlich bekämpft die Mittelkombi Quecken und Winden.


Eine zweite sehr gute Vorlage für Hirsestandorte bietet der Clio Top BMX Pack. Bei hohem Hirsedruck kann der Pack – jeweils mit halber Menge – zum 1. und 2. Termin zum Einsatz kommen. Spielen Finger- und Bluthirse keine Rolle, ist alternativ wiederum eine Nachlage mit dem Elumis P-Pack oder MaisTer flüssig möglich.


Als Terbuthylazin-freie Variante eignet sich für Hirsestandorte der Clio Star + Spectrum Pack. Wegen der höheren Temperaturansprüche des enthaltenen Dicambas sind optimale Einsatzbedingungen für Wirkung und Verträglichkeit eher im Süden als im Norden gegeben. Bei den feucht-kühlen Bedingungen im Norden hat sich z. B. der Spectrum Aqua Pack als Bodenkomponente bewährt. Diese Mischung verfügt über eine sehr gute Dauerwirkung gegen Hirse. Alternativ ist als bodenwirksamer Hirsepartner auch Dual Gold geeignet. Die fehlende Blattwirkung erreichen Sie z. B. über Clio + Dash oder Laudis Express.


Wann ein Einsatz reicht:

Steht Ihr Mais in weiter Fruchtfolge auf besseren Böden ist der Unkrautdruck oft gering. In diesen Fällen reicht eine einmalige Behandlung aus. Optimaler Termin ist je nach Witterung das 2- bis 4-Blattstadium des Maises. Bewährt haben sich Kombipräparate wie Calaris mit 1 bis 1,5 l/ha (Übersicht 2, Seite 81).


Gegen Gräser können Sie z. B. 0,5 bis 0,75 l/ha Motivell Forte oder 30 bis 50 g je ha Cato + 0,18 bis 0,3 l/ha FHS oder 0,75 bis 1,5 l/ha MaisTer flüssig zumischen. Die geringen Mengen eignen sich gegen Rispe, die hohen gegen Ausfallgetreide, Flughafer, Weidelgras, Ackerfuchsschwanz und Quecke. Treten erste Hirsen auf, empfehlen sich die Zintan- bzw. Clio-Packs oder der Elumis Extra Pack mit zwei Drittel bis voller Aufwandmenge. Um Schäden durch Gräserherbizide zu vermeiden, sind unbedingt die Einsatzbedingungen und Sorteneinschränkungen zu beachten. Kritische Bedingungen sind gegeben, wenn nach einer längeren Phase langsamen Wachstums ein extremer Witterungsumschwung zu starkem Wachstum führt.


Problemfall Ackerfuchsschwanz:

Auf Standorten mit zunehmend resistentem Fuchsschwanz zeigen mittlerweile auch die Gräserherbizide im Mais Verschleiß-erscheinungen. Für hohe Wirkungsgrade empfehlen sich auf betroffenen Flächen unbedingt Spritzfolgen.


Setzen Sie gegen die hartnäckigen Kandidaten – ähnlich wie gegen Hirsen – bei feuchten Böden im Vorauflauf 4 l je ha Gardo Gold ein. Alternativ können Sie auch 3 l/ha Gardo Gold + 1 l/ha Laudis + 0,2 l/ha Buctril zum 1- bis 2-Blattstadium der Ungräser vorlegen.


Für die Nachbehandlung zum 6-Blattstadium des Maises sind dann 0,75 l/ha Motivell Forte oder 1,5 l/ha Maister flüssig am besten geeignet (Übersicht 3, Seite 83). Der Versuch zeigt, dass trotz gleicher Wirkstoffmengen je ha Motivell Forte, Kelvin und Nicogan unterschiedlich sicher gegen Fuchsschwanz wirken. Cato war bereits in 2012 wenig überzeugend. MaisTer flüssig schnitt zwar noch am besten ab, war auf einzelnen Standorten aber auch überfordert. In Übersicht 4 finden Sie die Leistungen von Gräserherbiziden.


Das ist neu:

Für 2014 kommen folgende Mittel auf den Markt: Die Kombination Clio + Dash ist wieder solo verfügbar. Anstelle von Milagro forte wird jetzt Motivell Forte angeboten. Der Vertrieb vom Milagro forte Peak Pack läuft aus. Der Arigo B Pack besteht aus Arigo + FHS + B 235. Beim Zintan Plus Pack steht das Plus für das enthaltene Peak.

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