Dass die Mäster von einer Änderung der Abrechnungsmasken profitieren und nicht die rote Seite kommt äußerst selten vor. Dementsprechend fassungslos reagierten einige Schlachtunternehmen auf die ersten Auswertungen nach der Formel- und Maskenänderung für die AutoFOM-Klassifizierung am 4. Oktober. Denn Tönnies und Westfleisch mussten im Schnitt 1,5 Cent mehr pro kg Schlachtgewicht an die Landwirte auszahlen, als man vorher in wochenlangen „Trockenübungen“ mit der neuen AutoFOM-Klassifizierungsformel kalkuliert hatte. Allein bei Tönnies sind das bei 50 000 Schweineschlachtungen rund 75 000 € pro Tag bzw. eine halbe Million € pro Woche!
Als erstes zog die Westfleisch die Notbremse, behielt ab der 41. Kalenderwoche kurzerhand 2 Cent/kg SG ein und parkte das Geld auf einem Treuhandkonto. Auch Tönnies wollte zunächst 1 Cent/kg SG auf einem Sonderkonto deponieren. Das führte zu massiven Protesten bei den Mästern, die mit Abwanderung drohten.
Deshalb zog als erstes Westfleisch die Reißleine und präsentierte in einer Nacht- und Nebelaktion eine Maskenkorrektur, in der die 1,5 Cent über eine veränderte Schinken- und Bauchbewertung „eingepreist“ wurden. Die anderen Schlachtunternehmen werden ihre Masken vermutlich ebenfalls anpassen (Redaktionsschluss: 18.10.11).
Die genaue Ursache der Besserbewertung der Schlachthälften nach der Formelumstellung war bis Redaktionsschluss noch unklar. Es kann ein technischer Fehler an ausgetauschten Platinen der AutoFOM-Geräte sein. Möglich ist aber auch ein Masken- bzw. Gewichtseffekt. Die ersten Wochen lassen eine unerwartete Entwicklung bei den Teilstückgewichten erahnen. Bei leichten Schweinen steigen die Schinkengewichte überproportional an. Das scheint nicht in allen Abrechnungsmasken berücksichtigt zu sein. Möglich, dass dies einige Mäster durch gezielte Sortierung schon nutzen konnten.