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Mehr Maisertrag durch Fungizide

Lesezeit: 8 Minuten

Fungizide in Mais bremsen den Krankheitsdruck und versprechen Mehrerträge. Über erste Versuchsergebnisse berichtet Hermann Hanhart, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Mit meist nur einer Herbizid-Behandlung zählt Mais bislang zu den wenig intensiven Kulturen. Durch die Klimaveränderung, vor allem aber wegen des verstärkten Maisanbaus, nehmen allerdings Schaderreger wie Maiszünsler oder Wurzelbohrer zu. Im Norden ist zudem ein erhöhter Infektionsdruck mit Pilzkrankheiten festzustellen.


So treten Helminthosporium-Arten unterschiedlich stark auf. Stärkerer Befall war in 2007 und 2011 zu beobachten. Nach genauer Bonitur konnten wir im Mais 4 Krankheiten bestimmen:


  • Helminthosporium turcicum,
  • Helminthosporium carbonum,
  • Kabatiella zeae und
  • Puccinia sorghi.


Meistens ist H. turcicum am stärksten verbreitet. Als Mischinfektion – manchmal auch mit dominantem Befall – kann H. carbonum auftreten (Details dazu lesen Sie ab Seite 62). Müssen wir gegen diesen verstärkten Krankheitsdruck künftig auch Fungizide in Mais einsetzen?


Fungizideinsatz getestet:

Die Pflan­zenschutzindustrie hat bereits für das Fungizid Retengo Plus (Strobilurin-Azolkombination) einen Antrag auf Zulassung im Mais gestellt. Um die Leistung von Fungiziden in Mais zu prüfen, haben wir ein Versuchsprogramm auf 4 Standorten angelegt. Die meisten Versuche haben wir im Körnermais durchgeführt, so dass sich nachfolgende Aussagen immer auf Körnermais beziehen. In eigenen Demoversuchen haben wir neben Retengo Plus auch weitere Strobilurin-Kombinationen zu 3 unterschiedlichen Einsatzterminen geprüft. Hier die wichtigsten Ergebnisse (siehe Übersicht 1):


  • Mit leicht reduzierter Aufwandmenge von 1,25 l/ha Retengo Plus ließen sich im Durchschnitt der Jahre 2007 bis 2011, auch bei frühem Einsatz, rund 5 bis 6 dt/ha Mehrertrag erzielen.
  • Auffällig ist, dass die Mehrerträge über die Jahre sehr unterschiedlich waren. Hohe Mehrerträge erzielten wir in 2007 und 2009, die geringsten in 2010.
  • Die Mehrerträge in den Einzeljahren korrelierten nicht mit dem Auftreten von Krankheiten. Somit sind in Mais neben der Kontrolle von Krankheiten auch weitere Effekte durch Fungizide möglich.


Maisblätter länger grün:

Dass im Jahr 2009 keine Krankheiten auftraten, aber dennoch der höchste Mehrertrag erzielt wurde, zeigt, dass über die fungizide Leistung hinaus physiologische Effekte zum Mehrertrag beitragen. Diese sind aber nicht auf weniger Stress zur Zeit der Behandlung zurückzuführen. Vielmehr hält das Fungizid auch ohne Krankheiten den Blattapparat länger grün.


Dieser „Grüneffekt“ bringt aber nicht in jedem Jahr Mehrerträge, sondern nur dann, wenn der Mais früh in die Abreife wechselt. Typisch dafür war das Jahr 2009. Hier führte Trockenheit im August, kombiniert mit anhaltend sonniger, warmer Witterung im September, zu schneller Reife und zum vorzeitigen Verlust grüner, produktiver Blattfläche. Unter solchen Bedingungen bringt die durch das Fungizid länger erhaltene Blattfläche eine um einige Tage verlängerte Korneinlagerung. Das erhöht die Erträge (siehe Übersicht 2).


Falls aber – wie in 2010 – im August hohe Niederschläge fallen und dem Mais genügend Nährstoffe sowie Wasser zur Verfügung stehen, bleibt der Blattapparat naturgegeben lange grün. Das „Mehr an grüner Blattfläche“ bringt dann keine bzw. geringere Zusatzeffekte, weil der Mais bereits unter optimalen Bedingungen wächst. Dies sind typische Hochertragsjahre.


Außerdem haben wir festgestellt, dass die fungizide Leistung auch von der Bodenart abhängt. Regelmäßig ließen sich auf leichten Sandböden höhere Mehrerträge erzielen als auf guten Lehmböden, wie Übersicht 3 zeigt. Während wir auf den beiden Lössböden in den Kreisen Soest und Wesel kaum Mehrerträge erreichten, waren auf den Sandstandorten in Warendorf und Coesfeld (alle Standorte in NRW) Mehrerträge von 7,5 dt/ha mit der späten Behandlung möglich.


Die günstigeren Wachstumsbedingungen auf den besseren Standorten spiegeln sich im deutlich höheren Ertragspotenzial wieder. Dagegen kompensiert die physiologische Leistung des Fungizids die ungünstigeren Wachstumsbedingungen auf den Sandstandorten, was hier die Maiserträge erhöht.


Waffe gegen Krankheiten?

Doch wie stark wirken Fungizide gegen die 4 bonitierten Krankheiten? Mit nur 6 % zerstörter Blattfläche durch H. turcicum trat in 2011 in den Versuchen nur ein geringer Krankheitsbefall auf. Dennoch gelang eine aussagekräftige Bonitur zur Wirkung von Retengo Plus und einer weiteren Strobi-Azolkombination (siehe Übersicht 4 auf Seite 59).


Theoretisch kann man von einer Wirkungsdauer der Fungizide von etwa 4 Wochen ausgehen. Erstbefall trat in den Versuchen in der ersten Septemberwoche nach tropischer Infektionswitterung in der letzten Augustwoche auf. Dementsprechend ließen sich mit der Behandlung zur Maisblüte, die um den 20. Juli appliziert wurde, noch gute Wirkungsgrade um 70 % erreichen. Die Maßnahmen bei 120 cm Wuchshöhe des Maises, die wir 3 Wochen früher als die Blütenbehandlung durchgeführt haben, erzielten deutlich geringere Wirkungsgrade. Gleiches gilt für sehr frühe Behandlungen um Anfang Juni bei 50 cm Wuchshöhe.


Entwickelt sich die Krankheit erst später, ist die Wirkung oft schlechter, weil die Leistung der Fungizide nachlässt. Dann ist die Krankheit aber auch nicht mehr so ertragsrelevant. Denn Starkbefall ist nur bei frühem Epidemiestart möglich.


Ähnlich wie bei der Bekämpfung von Sklerotinia im Raps oder Halmbruch im Getreide ist die Helminthosporium-Bekämpfung mit Fungiziden im Mais immer eine vorbeugende Maßnahme. Die Behandlungs-Entscheidung lässt sich daher nicht nach Schadschwellen treffen. Vielmehr gilt es die Risikofaktoren, wie Anfälligkeit der Sorte oder Vorbefall mit Helminthosporium, zu bewerten.


In Versuchen, in denen H. carbonum dominanter vorhanden war, ließen sich in 2011 vergleichbar gute Wirkungen wie gegen H. turcicum erreichen. Trat die Krankheit allerdings verspätet auf, wie z. B. in den Vorjahren, fielen die Wirkungsgrade auf nur noch 30 bis 50 % ab.


Gegen Kabatiella zeae konnten wir die Fungizidleistung bisher nur in 2007 prüfen. Hier erreichten Behandlungen zur Blüte sehr gute Wirkungen von ca. 85 %, obwohl stärkerer Befall erst um den 10. September auftrat. Diese Krankheit hat bisher zwar weniger Bedeutung als Helminthosporium, sie scheint aber mit Fungiziden effektiver kontrollierbar zu sein. Das bestätigen auch Versuche aus Dänemark. Hier ließen sich bei Starkbefall mit Einfachbehandlungen bereits sehr gute Wirkungen mit hohen Mehrerträgen erzielen.


Die Wirksamkeit von Fungiziden gegen Maisrost konnten wir in 2 Versuchen in 2011 überprüfen. Bei relativ hohem Endbefall von 9 % Rost zeigten die Strobi-Kombinationen eine differenzierte Leistung. So lagen die Wirkungsgrade bei 20 bis 74 %. Je näher wir an der Infektion behandelt haben, umso besser war die Wirkung. Bedeutende Ertragsverluste durch Maisrost sind unter norddeutschen Klimabedingungen kaum zu erwarten. Im Süden ist der Rost dagegen wegen höherer Strahlungsintensität ertragsrelevanter.


Wirkung auf Fusarium:

Angestoßen durch das weit verbreitete Vorurteil „Strobilurine fördern Fusarium und erhöhen die Toxingehalte“, haben wir in 2010 und 2011 einige Ernteproben auf Toxine untersucht. Die Ergebnisse sind in Übersicht 5 auf Seite 60 dargestellt.


Nach feuchter Witterung in der Abreife konnte man im Herbst 2010 Fusariumbefall bereits am Kolben erkennen und im Vorfeld auch entsprechende Toxinwerte erwarten. Tatsächlich ließen sich dann mit dem ELISA-Test an den Standorten unterschiedliche, zum Teil sogar extrem hohe Werte von 7,5 mg DON/kg Mais (Standort in Soest) nachweisen. Nicht dargestellt und nur für die Kontrollparzellen untersucht, traten zudem hohe Werte für das Toxin Zearalenon (ZEA) auf. Das im Mais oft vorhandene Toxin Fumosin konnten wir dagegen in unseren Versuchen nicht nachweisen. Hier die wichtigsten Ergebnisse der Tests:


  • Im Durchschnitt der 4 Versuche lag der DON-Gehalt in der Kontrolle bei 3,0 mg/kg Körnermais.
  • Die Blütenbehandlung mit Retengo Plus blieb nahezu ohne Einfluss.
  • Überraschend war die deutliche Toxinreduktion um 50 % mit der Behandlung bei 120 cm Wuchshöhe des Maises. Denn zum Behandlungstermin war der Maiskolben noch nicht zu erkennen.
  • In 2011 traten in allen Ernteproben Toxine auf, allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Genau wie in 2010 zeigte die Behandlung bei 120 cm Wuchshöhe wiederum die beste Reduktion. So ließ sich der Toxingehalt bei der Sorte Bombastic um 57 % senken, bei der Sorte Sulexa um 36 %.


Auf der Suche nach einer Erklärung haben wir nachfolgende Zusammenhänge beobachtet: Wenn man im August die Blätter unterhalb der Kolben vom Maisstängel trennt, findet man in den nicht behandelten Parzellen bräunlich bis rötlich durch Dreck und Wasser verfärbte Blattscheiden. Grund dafür sind Blütenblättchen, die nach der Blüte über die Blätter in die Blattachseln gelangen und dadurch in die stängelumfassenden Blattscheiden. Bei ausreichender Feuchtigkeit in der Pflanze bilden sich dann vermutlich verschiedene Fusariumarten, die durch den Stängel bis in den Kolben wachsen.


Auf die Blätter appliziertes Fungizid wird, wie die Blütenblättchen, mit Tau und Regen über die Blattachseln in die Blattscheiden gewaschen. Dort verhindert bzw. mindert es die Entwicklung von Fusarium. In den behandelten Parzellen sind vor allem zum Stadium EC 37/39 bei 120 cm Wuchshöhe fast ausschließlich saubere Blattscheiden zu finden. Der geringere Fusariumbefall führt dann zu deutlich reduzierten Toxingehalten.


Projektbezogene Untersuchungen an der Uni Kiel zeigen auch für Silomais, abhängig von der Jahreswitterung, massive Toxinbelastungen im Erntegut. Auch hier gelang mit Behandlungen zu unterschiedlichen Terminen eine deutliche Toxinreduktion. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen dazu sind erforderlich.


Mehr zu den wichtigsten Maiskrankheiten lesen Sie auf den folgenden Seiten.

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