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Modul-Abwärme trocknet Heu

Lesezeit: 4 Minuten

Eine Heizung im eigentlichen Sinn gibt es auf dem Betrieb von Josef Braun nicht. Heutrocknung, Wohnhaus, Gastwirtschaft und Käserei heizt er ganz geschickt mit Abwärme aus verschiedenen Anlagen.


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Josef Braun betätigt den Kettenzug, der an der Decke seiner Lagerhalle hängt. Langsam zieht dieser den 20 Meter langen und 3 Meter breiten Deckel von der Heutrocknung. Darunter werden 17 runde Löcher mit einem Durchmesser von jeweils 80 cm sichtbar. „Auf die Löcher lege ich die Rundballen, durch die dann von unten Wärme strömt“, beschreibt der Landwirt aus Freising in Bayern das Prinzip.


Ist der Deckel geschlossen, trocknet Braun auf der leicht geneigten Fläche Hackschnitzel. In diesem Fall strömt die warme Luft gleichmäßig durch das Gitterrost, aus dem der Deckel besteht. Die Löcher der Ballentrocknung sind in diesem Fall von Holzdeckeln verschlossen. Neben dieser Lagerhalle hat der Biobetrieb mehrere Kammern, in denen er loses Heu trocknet. Auch hier strömt warme Luft von unten durch Gitterroste hindurch.


Viele Trocknungsgüter:

Das Heu benötigt der Käsereibetrieb mit Direktvermarktung zur Fütterung seiner 24 Milchkühe. Damit kann er das Gras noch feucht mit dem Ladewagen ernten, reduziert das Wetterrisiko und hat weniger Bröckelverluste. Auf die gleiche Weise erzeugt er auch Luzerne-Heu, das er u. a. an den Münchner Zoo verkauft. Und damit nicht genug: Braun trocknet zudem Getreide und verschiedene Saatgutmischungen, die er in seinem Betrieb erntet und vermarktet.


Die Trocknungsanlage spielt in seinem Betrieb also eine zentrale Rolle. Daher ist es für ihn wichtig, günstige Wärme zur Verfügung zu haben. Hierfür nutzt er ausschließlich Abwärme.


Modul-Hinterlüftung:

An sonnenreichen Tagen ist das vor allem die Wärme, die sich unter dem 750 m2 großen Dach der Trocknungshalle sammelt. Auf der Südseite des Daches ist eine Photovoltaikanlage mit 90 Kilowatt (kW) installiert. Die Anlage ist als Indachanlage, also anstelle einer normalen Dachhaut, installiert. Unter der Anlage befindet sich eine zweite Dachschicht aus Holz, sodass sich die Luft in der Zwischenschicht bei Sonneneinstrahlung erwärmen kann. Diese Zwischenschicht hat Braun an das Belüftungssystem für die Heutrocknung angeschlossen.


Über einen Ventilator saugt Braun die warme „Dachluft“ ab, die anschließend durch das Heu oder anderes Trocknungsgut geblasen wird. Dabei nimmt sie die Feuchtigkeit aus dem Trocknungsgut auf. Anschließend wird die feuchte Luft über eine Klappe nach draußen abgeführt.


Während die Luft von unten durch die Gitterroste des Heulagers geblasen wird, entsteht ein Sog, der die Luft aus dem Zwischenraum unter den Modulen mitzieht. Dadurch strömt Außenluft unter den Modulen nach. Das hat zwei Vorteile: Die Trocknungsluft erwärmt sich unter den Modulen um bis zu 20° C, wie eine Bachelor-Arbeit der TU München gezeigt hat (siehe Kasten auf S. 54). Dadurch sinkt der Wärmebedarf zum Trocknen des Heus. Gleichzeitig sorgt die Hinterlüftung der Module für einen Kühleffekt, wodurch diese um rund 5 % mehr Strom erzeugen als ohne Hinterlüftung.


Die so erzielten Mehrerlöse für die Solarstromeinspeisung übersteigen die Stromkosten für den Ventilator. Aber wenn es draußen regnet oder nachts feucht ist, saugt Braun keine Außenluft unter die Module. Dann entfeuchtet er die warme Luft, die aus dem Heu strömt, über einen Verdampfer. Mithilfe einer Luft-Luft-Wärmepumpe erwärmt er die Luft wieder und lässt sie dann erneut durch das Heu strömen.


Braun macht insgesamt vier Schnitte Heu im Jahr. Das Heu kommt mit einem Feuchtegehalt von ca. 45 % ins Lager und ist nach drei bis fünf Tagen auf 8 % Feuchtegehalt getrocknet. Wird die Wärme nicht zur Trocknung benötigt, leitet er die warme Luft der Modulbelüftung über einen Wärmetauscher in einen Pufferspeicher.


In diesem lagern ganze 86 m3 Warmwasser. Er ist unter einer 50 cm dicken Hackschnitzel-Isolierung sowie einer Schicht des Dämmmaterials Perlite dick eingepackt. Ebenfalls Wärme in den Speicher liefert das Block-heizkraftwerk der Holzgasanlage mit 30 kW elektrischer und 80 kW thermischer Leistung (siehe Kasten links)sowie die warme Luft aus dem BHKW-Raum.


Pufferspeicher ist Zentrale:

Mit der Wärme aus dem Pufferspeicher versorgt er die hofeigene Käserei sowie einen Schankraum, die beide einen hohen Wärmebedarf haben. Ebenfalls viel Wärme benötigt gerade im Sommer Brauns Trocknungsanlage, die die zusätzlich benötigte Wärme aus dem Pufferspeicher bezieht. Die Modulhinterlüftung trägt also zur Wärmeversorgung bei und sorgt dafür, dass er weniger Holz für die Holzgasanlage einsetzen muss. Die Kombination aus Agroforst, Holz­gaserzeugung, Photovoltaik und Heubelüftung ist für den Betrieb also ein sinnvolles Gesamtkonzept mit vielen Synergieeffekten. Hinrich Neumann

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