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Neue Werte für Phosphor-Ausscheidungen

Lesezeit: 5 Minuten

Die Höhe der Nährstoffausscheidungen entscheidet darüber, wie viel Güllenachweisfläche nötig ist. Jetzt hat die DLG die Richtwerte aktualisiert. Über die Folgen sprach top agrar mit Dr. Gerhard Stalljohann, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Die DLG hat neue Werte für die Nährstoffausscheidungen bei landwirtschaftlichen Nutztieren ver­öffentlicht. Warum?


Dr. Stalljohann: Die Nährstoffausscheidungen der Schweine sind Grundlage für den Nährstoffvergleich gemäß Düngeverordnung und den qualifizierten Flächennachweis. Wie viele Nährstoffe ein Schwein ausscheidet, hängt maßgeblich von der Fütterung und vom Leistungsniveau der Tiere ab. Steigende biologische Leistungen und neue Fütterungsstrategien haben in der Schweinehaltung in den letzten Jahren zu veränderten Ausscheidungen bei Stickstoff, Phosphor und Kalium geführt. Daher war die Überarbeitung der Werte überfällig, zumal die derzeit noch gültigen Standardwerte aus dem Jahr 2005 stammen.


Hinzu kommt, dass die Fütterungs- bzw. Versorgungsempfehlungen bereits 2008 (Sauen) bzw. 2010 (Mast) geändert wurden. Auch deshalb bestand jetzt dringender Handlungsbedarf.


Welche Leistungen werden in den neuen Zahlen berücksichtigt?


Dr. Stalljohann: Für die Ferkelerzeugung liegen nun die Nährstoffausscheidungen für 22, 25 und 28 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr vor. Die bisherigen Werte berücksichtigten nur Leistungen von 20 und 22 abgesetzten Ferkeln, die leistungsstarken Betriebe finden sich bislang also gar nicht wieder.


In der spezialisierten Ferkelaufzucht von 8 bis 28 kg Lebendmasse werden Leistungen von 450 und 500 g Tageszunahmen berücksichtigt. In der Schweinemast existieren gleich vier Leistungsklassen: 700, 750, 850 und 950 g Tageszunahmen. Auch hier sind jetzt die Spitzenbetriebe berücksichtigt.


In allen Produktionsverfahren werden zusätzlich drei Fütterungsstrate­gien berücksichtigt. Neben der Universalfütterung findet man in den Tabellen die Ausscheidungswerte für die N/P-reduzierte Fütterung sowie stark N/P-reduzierte Versorgungsstrategien.


In allen Futterrationen wurde der Zusatz des Enzyms Phytase unterstellt. Dadurch wird die relativ schlechte Verdaulichkeit von Phosphor in pflanzlichen Komponenten deutlich verbessert. Sie liegt aufgrund des enthaltenen Phytinphosphors zum Teil nur bei 30 %.


Ein Schweinemastbetrieb erreicht 850 g Tageszunahmen im Stall. Mit welchen Phosphor-Ausscheidungen muss der Mäster künftig kalkulieren?


Dr. Stalljohann: Bei der Universalmast liegt der P2O5-Anfall künftig bei 5 kg pro Platz/Jahr. Bei N/P-reduzierter Fütterung sinken die Nährstoffausscheidungen um 12 % auf 4,4 kg und bei einer starken N/P-Reduktion auf 3,9 kg P2O5.


Im Vergleich zu den derzeit noch gültigen Werten aus dem Jahr 2005 liegen also die neu kalkulierten P2O5-Ausscheidungen je Mastplatz und Jahr niedriger bzw. maximal auf dem gleichen Niveau. Beispiel: Bislang verbucht ein Mäster bei 800 g Tageszunahmen und N/P-reduzierter Fütterung 4,8 kg P2O5 je Platz/Jahr. Künftig erreicht er bei 850 g Tageszunahmen 4,4 kg P2O5 je Platz/Jahr und damit 8,3 % weniger.


Wie ist das möglich?


Dr. Stalljohann: Den Landwirten gelingt es immer besser, bedarfsgerecht zu füttern, weil die Futterrationen viel exakter kalkuliert werden. Sicherheitszuschläge können entfallen. Die Fütterung auf Basis des verdaulichen Phosphors und der Phytaseeinsatz funktionieren mittlerweile so sicher, dass mit deutlich niedrigeren Brutto-P-Gehalten kalkuliert werden kann.


Die Phasenfütterung und der Einsatz von verdaulichen Aminosäuren ermöglichen weitere Nährstoffabsenkungen. Natürlich spielte in der Vergangenheit auch der steigende Phosphorpreis eine Rolle. Je teurer Phosphor wurde, desto zurückhaltender wurde er eingesetzt.


Gelten die neuen Werte bei Schweinen als allgemein verbindlich, und stellen sie die absolute Untergrenze dar?


Dr. Stalljohann: Nein, im Einzelfall kann von diesen Vorgaben abgewichen werden. Das setzt aber eine betriebsindividuelle Nährstoffkalkulation (Stallbilanz) voraus, die z. B. in NRW nur von ausgewählten Beratern der Landwirtschaftskammer durchgeführt werden darf. Ob sich der Aufwand lohnt, muss einzelbetrieblich entschieden werden.Beim Reduzieren der Ausscheidungen ist sicherlich noch mehr möglich. Das Problem ist aber, dass dann immer weniger Futterkomponenten zur Verfügung stehen. Weizenkleie oder Rapsschrot, die viel Phosphor liefern, sind dann kaum noch einzusetzen.


Werden die neuen Zahlen dazu führen, dass sich die Gülleüberschussproblematik entschärft?


Dr. Stalljohann: Bezogen auf die Phosphor-Ausscheidung kann man in der Mast von einer gewissen Entspannung sprechen. Ganz anders sieht es jedoch in der Ferkelerzeugung aus. Bislang kalkulierte man bei 22 abgesetzten Ferkeln je Sau/Jahr und N/P-reduzierter Fütterung mit 15,6 kg P2O5-Ausscheidungen je Sauenplatz und Jahr. Dieser Wert steigt bei 25 Ferkeln um 2,5 % auf 16,0 kg P2O5. Bei 28 Ferkeln erhöht er sich sogar um 7 % auf 16,7 kg P2O5!


Das liegt daran, dass mehr Ferkel aufgezogen werden und auch die Sauen mehr Futter für die höhere Leistung benötigen. Wobei heruntergerechnet auf das einzelne Ferkel sich die Phosphor-Ausscheidungen auch hier verringern.


Wie sieht es bei den Stickstoffausscheidungen aus?


Dr. Stalljohann: Durch den vermehrten Einsatz von Aminosäuren und dadurch abgesenkten Proteingehalten konnten die N-Ausscheidungen je Einzeltier gesenkt werden. Weil aber durch höhere Tageszunahmen die Zahl der Umtriebe steigt, fällt der N-Anfall je Mastplatz und Jahr insgesamt wieder höher aus. Beispiel: Aktuell fallen bei 800 g Tageszunahmen und N/P­-redu-­zierter Fütterung 11,2 kg N je Platz/Jahr an. Bei 850 g Zunahmen steigt der N-Anfall in der Neubewertung um 4,5 % auf 11,7 kg N je Platz/Jahr.


Auch in der Sauenhaltung erhöhen sich bei N/P-reduzierter Fütterung die N-Ausscheidungen je Sauenplatz und Jahr um 5 % (25 abgesetzte Ferkel) bzw. 10 % (28 abgesetzte Ferkel). Das könnte in den Nährstoffvergleichen der Betriebe problematisch werden, besonders dann, wenn im Rahmen der Novellierung der Düngeverordnung geringere gasförmige Verlustraten bei der Stickstofflagerung eingeführt werden.


Ab wann kann man mit den neuen Werten kalkulieren?


Dr. Stalljohann: Die neuen Faustzahlen sollen in der neuen Düngeverordnung Anwendung finden. Da die aber noch nicht verabschiedet ist, muss man davon ausgehen, dass die neuen Werte frühestens für den Nährstoffvergleich 2015/2016 genutzt werden können. Bis dahin kann aber jeder Betrieb mit individuellen Stallbilanzen arbeiten.

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