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Österreich: Energiewende auf Berg- und Talfahrt

Lesezeit: 5 Minuten

Auch in Österreich geht die Energiewende voran. Vieles läuft vorbildlich – manches aber auch nicht. Wir haben die Tops und Flops unter die Lupe genommen.


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Wälder und Berge sind die Aushängeschilder für den Tourismus in Österreich. Doch nicht nur dort: Die beiden Naturräume prägen auch die Energieerzeugung. Denn Holzenergie und Wasserkraft sind die wichtigsten erneuerbaren Energien in der Alpenrepublik. Doch Österreich bietet noch mehr interessante Trends und Technologien. Wir haben die wichtigsten der erneuerbaren Energien analysiert.


Holz ist Brennstoff Nr. 1:

Mit knapp 50 % Waldanteil gehört Österreich zu den holzreichsten Ländern Europas. Insgesamt 24 Mio. m3 Holz haben unsere Nachbarn im Jahr 2012 verfeuert. Pro Kopf sind das 2,8 m3. Im Vergleich dazu nutzt Deutschland mit 0,6 m3/Einwohner weniger als ein Viertel.


Bei den Holzbrennstoffen dominieren mit 6,8 Mio. t die Hackschnitzel. Die häufigste Technologie ist in Österreich dagegen der Pelletkessel. Im Jahr 2012 haben rund 12 000 Haushalte so eine Heizung einbauen lassen (siehe Übersicht). Im Jahr 2007 gab es einen starken Einbruch bei Pelletkesseln, der auf die europaweite Verknappung und den damit verbundenen Preisanstieg von Holzpellets zurückzuführen war. Teures Heizöl bewirkte aber schon ein Jahr später einen neuen Boom.


Zusätzlich haben die Österreicher im Jahr 2012 auch knapp 32 000 Öfen gekauft. Der Markt für Einzelraumöfen ist aber rückläufig.


Viele der großen Kesselhersteller kommen aus Österreich wie z. B. Fröling, Gilles, Guntamatic, Herz, Hoval, Hargassner, Köb, KWB, Mawera oder Ökofen. 70 % der Pelletkessel, die die meisten dieser Firmen im Programm haben, gehen in den Export. In der Biobrennstoffbranche arbeiten 19 000 Beschäftigte, sie machen 2,5 Mrd. € Umsatz. Es ist die umsatzstärkste Branche im Energiesektor.


Biogas unter Druck:

Heute gibt es rund 300 Biogasanlagen in Österreich. Die Anlagen sind über das ganze Land verteilt, wobei mit rund 90 die meisten in dem flächenstärksten Land Niederösterreich stehen. Die durchschnittliche Leistung beträgt 270 kW.


Die Biogasbranche in Österreich erlebt einen dramatischen Umbruch. Der letzte große Boom ist zehn Jahre her (siehe Übersicht 2). Seitdem ist nicht mehr viel passiert. Grund: Die Förderung für die Anlagen ist nur auf 13 Jahre festgelegt. Außerdem ist man bei Festlegung der Einspeisetarife von deutlich niedrigeren Rohstoffpreisen ausgegangen. Eine Anlage erhält im Schnitt zwischen 13 und 16 ct/kWh. Dazu kommt ein Betriebskostenzuschlag von bis zu 4 ct/kWh, den die Regierung im Jahr 2012 eingeführt hat. Doch für den wirtschaftlichen Betrieb bräuchten die Anlagen nach Berechnung der ARGE Kompost & Biogas eine Einspeisevergütung von 22 bis 25 ct je kWh. Erste Anlagen sind deswegen schon pleite.


Viele Betreiber versuchen, alternative und z.T. günstigere Rohstoffe wie Gras, Zwischenfrüchte oder Maisstroh einzusetzen. Aber dafür müssten die Anlagen technisch aufgerüstet werden, was bei der ohnehin schon knappen Wirtschaftlichkeit nicht immer möglich ist. Deswegen suchen die Landwirte auch neue Erlösmöglichkeiten. Eine Nutzung der Wärme ist heute schon eine Mindestvoraussetzung für den wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen. Zudem speisen immer mehr Anlagen aufbereitetes Biogas ins Erdgasnetz ein oder vermarkten es als Kraftstoff.


Das neue Ökostromgesetz dürfte den Markt nach Ansicht von Experten nicht neu beleben. Denn dafür sind die Einspeisetarife immer noch zu gering. Außerdem haben sich viele Firmen aus dem Land zurückgezogen, Ersatzteile müssen die Betreiber häufig selbst aus Deutschland holen, weil der Kundendienst sonst zu lange dauert. Auch ist die Frage der Anschlussförderung nach Ende der 13-jährigen Förderzeit nicht geklärt.


Das Potenzial wäre dagegen enorm. Nach Ansicht der ARGE Kompost & Biogas könnte sich die Leistung ohne Weiteres auf das 2,5-fache vergrößern.


Potenzial für Wasserkraft:

In Österreich gibt es derzeit rund 2 800 Wasserkraftwerke. Die Anlagen lassen sich in drei Gruppen einteilen: 56 % des im Jahr 2012 erzeugten Stroms stammte aus Anlagen über 10 Megawatt (MW) Leistung, hiervon gibt es 158 Anlagen. Sie sind in der Hand der Energieversorger. 33 % stammte aus Speicherkraftwerken und 11 % aus Laufwasserkraftwerken bis 10 MW Leistung. Insgesamt gibt es 2 640 Kleinwasserkraftwerke bis 10 MW. Das Umweltministerium sieht das Potenzial für weitere Wasserkraftwerke aus technischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Sicht begrenzt, allerdings gibt es für Neubau und Modernisierung ein interessantes Restpotenzial.


Die wirtschaftliche Situation einiger Betreiber ist sehr angespannt. Das trifft vor allem diejenigen, die sich für einen Investitionszuschuss entschieden haben und daher keine Ökostromvergütung erhalten. Ihnen macht der sehr niedrige Marktpreis für Strom von 3,5 bis 4 ct/kWh zu schaffen.


Boom bei Photovoltaik:

Solarstrom spielt in Österreich noch eine untergeordnete Rolle. Allerdings wächst der Markt stark: Im Jahr 2012 lieferten die Anlagen 93 % mehr Strom als im Vorjahr (Übersicht 3). Das Interesse von Investoren ist groß. Doch wegen der Deckelung der Fördermittel bekamen viele Dachbesitzer keine Förderzusage, weil der Topf jeweils Anfang des Jahres leer war. Der Ansturm auf die Abwicklungsstelle für Ökostrom AG (Oemag) lässt regelmäßig das Online-System zusammenbrechen. In diesem Jahr klappte die Vergabe erst beim zweiten Termin reibungslos.


Erst 2008 löste sich die Warteliste dank einer neuen Förderung auf. Im Jahr 2012 kamen 176 MW neu dazu, im Jahr 2013 sogar 250 MW. Heute gibt es 75 000 Photovoltaikanlagen in Österreich. Die Förderung lag 2013 bei 18,12 ct/kWh zuzüglich eines Investitionskostenzuschusses. In Summe hat der Anlagenbetreiber damit 20,20 ct pro kWh erhalten.


Starke Solarthermie:

Bei der Solarwärme ist Österreich dagegen dank der Förderung sehr weit. Das Umweltministerium förderte die Technik im Jahr 2012 mit 9 Mio. €. Mit 5 Mio. m2 hat Österreich gemessen an der Bevölkerungszahl die dritthöchste Dichte an Sonnenkollektoren. Bis zum Jahr 2020 soll die Fläche auf 10 Mio. m2 verdoppelt werden. Stark im Kommen sind Großkollektoren mit über 100 m2 Fläche.


Österreich ist auch in der Herstellung von Solarthermieanlagen stark: von den 1,1 Mio. m2, die jedes Jahr produziert werden, gehen 81 % in den Export. Die Branche mit 4 000 Beschäftigten macht im Jahr 420 Mio. € Umsatz. Hinrich Neumann

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