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Raps: Die Spitzensorten für den Süden

Lesezeit: 6 Minuten

Der Anbau von Winterraps ist wirtschaftlich derzeit sehr interessant. Wie Sie die optimale Sorte für Ihren Standort finden, sagt Dr. Herbert Siedler vom Landwirtschaftsamt in Würzburg.


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Pflanzenbaulich sind beim Raps viele Herausforderungen anzupacken. So treten Pyrethroidresistenzen bei den wichtigsten Schädlingen auf und die zunehmend engeren Fruchtfolgen sorgen für ungelöste Fragen bei pilzlichen Krankheitserregern.


Ertrag und Qualität bestimmen die Marktleistung


Die Züchter arbeiten daher neben höheren Erträgen und besseren Qualitäten der Sorten auch an verbesserten Resistenzeigenschaften und an agronomischen Merkmalen wie Winterhärte, Pflanzenlänge und Standfestigkeit. Hierbei ermöglicht die moderne Hybridzüchtung schnelle Zuchtfortschritte (siehe Kasten auf Seite 50).


In Übersicht 1 finden Sie die mehrjährigen Kornerträge der im letzten Jahr in den Landessortenversuchen geprüften Rapssorten auf Basis der süddeutschen Anbaugebiete. Auf die Darstellung der Ergebnisse für die Anbauregionen Rhein­ebene und Nebentäler wird verzichtet, weil für diese Gebiete nur einortige Ergebnisse des frühen Sortiments vorliegen. Die Ergebnisse zeigen Folgendes:


Als ertragsstärkste Sorten im süddeutschen Raum erweisen sich momentan die MSL-Hybriden Visby und Dimension. Zudem ist Visby in puncto Vitalität zurzeit das Maß für alle Rapssorten. Auf Standorten, auf denen eine gute Bestands­etablierung schwierig ist (ungünstige Aussaatbedingungen, kalte Lagen, tonige Böden), kommt dies besonders zur Geltung.


Dicht gefolgt werden die beiden Sorten von den Hybriden NK Petrol, Exocet, Hammer und PR46W15.


Auf ähnlichem Niveau dreschen aber auch die ertragsstärksten Liniensorten Vision, Goya und Adriana.


Schlusslicht bilden die älteren MSL-Hybriden, die Liniensorte Ladoga und schließlich die älteren Liniensorten.


Neben dem Ertrag zählt aber vor allem die Qualität: Nachdem die Züchter auch im Ogura/INRA-Züchtungssystem die Glucosinolat-Gehalte minimieren konnten, unterscheiden sich die gängigen Rapssorten nur wenig in diesem Inhaltsstoff. Somit ist jetzt der Ölgehalt bestimmender Faktor für die Qualität. Ölgehalte über 40 % sollte der Handel gemäß Musterabrechnung unbedingt mit Qualitätszuschlägen honorieren.


In Übersicht 2 auf Seite 50 finden Sie daher die Ölgehaltseinstufung der Rapssorten. Die ertragsstarken Sorten Dimension und PR46 W15 zeichnen sich zusätzlich durch sehr hohe Ölgehalte aus, die durchaus deutlich über 45 % liegen können. In der Marktleistung ziehen sie daher mit Visby gleich.


An der Kombination Kornertrag und Ölgehalt lässt sich der Zuchtfortschritt der aktuellen Hybriden am deutlichsten ablesen. Allerdings wurden die Ergebnisse bei den Liniensorten Adriana, Ladoga und Celebration im letzten Jahr durch die physiologische Knospenwelke beeinträchtigt. Grund dafür war der steile Temperaturanstieg Ende März/Anfang April.


Zur Leistung der Halbzwerg-Hybride sind noch keine Aussagen möglich. Sie standen im letzten Jahr nicht in den LSV-Prüfungen.


Wegen enger Fruchtfolgen bei gleichzeitig konzentriertem Anbau in den Rapsgebieten nehmen die pilzlichen Krankheitserreger im Raps zu. Die Hauptkrankheiten sind Wurzelhals- und Stengelfäule (Phoma lingam), Weißstängeligkeit (Sclerotinia sclerotiorum) und Rapswelke (Verticillium longisporum). Als Spezialproblem auf sauren Böden kommt die Kohlhernie (Plasmodiophora brassicae) hinzu.


Welche Resistenzen bieten die Sorten?


Phoma wird von infiziertem Rapsstroh durch Sporenflug mit Wind übertragen. Es gibt zwar zahlreiche Fungizide mit guter Wirkung gegen Phoma, der Bekämpfungserfolg hängt jedoch entscheidend vom richtigen Termin ab (am besten zurzeit der Infektion). Leider kann derzeit kein Prognosemodell den optimalen Zeitpunkt befriedigend vorhersagen, so dass viele Behandlungen ins Leere laufen.


Besonders in Gebieten mit hoher Anbaudichte und in wärmeren Lagen empfehlen sich daher Sorten mit guter Phoma-Resistenz. Bei den Hybridsorten haben sich Exocet und Visby, bei den Liniensorten Adriana, Favorite, Vision und Komando bewährt. Weil in den Genpools viele gesunde Genotypen vorhanden sind, lassen sich mit der modernen Hybridzüchtung künftig schnell Sorten mit verbesserter Phoma-Resistenz entwickeln.


Wesentlich schwieriger gestaltet sich das bei der Weißstängeligkeit (Sclerotinia). Denn hier sind keine Resistenzgene bekannt. Weil die kürzeren Sorten meist anfälliger sind, besteht offensichtlich eine Beziehung zwischen Pflanzenlänge und Sclerotinia-Befall. Bei feuchter Witterung in der Blüte bleibt somit als einzige Bekämpfungs-Maßnahme der Fungizideinsatz.


Weder gute Resistenzen noch Fungizide können Verticillium wirksam eindämmen. Um den Schaden gering zu halten, sollten Sie befallsfördernde Faktoren wie Erdflöhe oder Kleine Kohlfliegen bekämpfen. Es bleibt zu hoffen, dass sich künftig mit den modernen Zuchtmethoden rasch Resistenzen in Hochleistungssorten einbauen lassen.


Gelungen ist das bereits bei Kohlhernie. So kann die Sorte Mendel bei zufrieden­stellendem Ertrag die Kohlhernie gut abwehren.


Auf die Winterhärte achten!


Abhängig von der Härte des Winters und den Wuchsbedingungen im Frühling sind die Eigenschaften Winterhärte und Standfestigkeit wichtig (Übersicht 2, Seite 50). In diesem Jahr konnte man noch bis Anfang März von einer guten Überwinterung der Bestände ausgehen. In der ersten Märzdekade verursachten dann aber wenige Kahlfrosttage erhebliche Schäden.


Die Winterhärte von Raps wird von vielen Faktoren bestimmt. Besonders wichtig ist die Pflanzenentwicklung vor Winter. Zu kleine Bestände sind frostempfindlicher als Pflanzen mit kräftigen Pfahlwurzeln und voll ausgebildeten Rosetten. Allerdings ist ein Überwachsen – die Ausbildung von Stängeln vor Winter – auf jeden Fall zu vermeiden. Um das richtige Überwinterungsstadium des Rapses zu treffen, helfen Aussaatzeit, Sortenwahl, N-Versorgung und Wachstumsreg-lereinsatz.


Allerdings besteht auch ein Sorteneinfluss: So zeigen die Sorten auch bei gleicher Vorwinterentwick­lung eine unterschiedliche Frosthärte. Die meisten Rapssorten sind mittel bis gut eingestuft. Nur wenige Sorten wie Lorenz, NK Fair, Ladoga, Cindy CS und Vision erreichen nicht ganz dieses Niveau.


Im Süden steht nicht generell ein Wachstumsreglereinsatz im Frühling an. Vor allem bei Trockenheit kann der Ertrag darunter sogar leiden. Im aktuellen Sortiment reicht die Einstufung der Sorten in der Beschreibenden Sortenliste von sehr gering/gering bis zu gering/mittlere Lageranfälligkeit (Ausprägungsstufen 2 bis 4). Falls Sie nicht von vornherein Wachstumsregler einplanen, sollten Sie standfeste Sorten bevorzugen.


Weiterhin beeinflusst die Pflanzenlänge die Standfestigkeit der Sorten in hohem Maße (Ausprägungsstufen 1 bis 6). Allerdings ist eine kurze Sorte nicht per se besser als eine längere Sorte. Vielmehr bestimmt die Summe ihrer Eigenschaften den landeskulturellen Wert.


Das leisten neue Sorten


Neben den in Übersicht 2 darge­stellten Sorten werden in den aktuellen Lan­des­sor­ten­versuchen noch PR 46 W 20 als längere Ogura/INRA-Hybride und PR 45 D 04 als Ogura/INRA-Halbzwerg-Hybride geprüft. Die Vorzüge der Halb­zwerg-Hybride liegen vor allem in ihrer Wuchsform. Dagegen weist die neue Hybride PR 46 W 20 ein höheres Ertrags­potenzial bei höherem Ölgehalt auf. Vor einem großflächigen Anbau empfiehlt es sich, zunächst die Ergebnisse aus den Versuchen abzuwarten.


Das Bundessortenamt hat sieben neue Sorten zugelassen. Neben den Liniensorten NK Diamond, King 10 und Digital sind das die Hybrid-Sorten ­Artoga, Xenon, Compass und Treffer. Sie durchlaufen zunächst bundesweite Sortenversuche und gelangen bei gutem Abschneiden in die Landessortenversuche 2011. Für breite Praxisempfehlungen ist es aber zu früh.

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