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Sauen oben, Ferkel unten

Lesezeit: 7 Minuten

Rudolf und Manuel Askemper haben aus Platz- und Kostengründen einen doppelstöckigen Stall gebaut. Oben sind die Sauen untergebracht, unten die Ferkel.


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Einen Stall auf zwei Etagen bauen – was für eine Schnapsidee!“, dachten sich Rudolf Askemper und sein Sohn Manuel, als sie ihr Bauunternehmer fragte, ob sie ihren neuen Stall nicht doppelstöckig bauen wollen. Knapp drei Jahre später wissen die beiden Sauenhalter jedoch, dass das die beste Entscheidung war, die sie treffen konnten. Doch der Reihe nach.


Anfang 2009 überlegten Rudolf Askemper (51) und Sohn Manuel, wie sie ihren Betrieb mit 100 Sauen und 600 Mastplätzen ausbauen könnten, damit künftig zwei Generationen davon leben können. Denn nach dem erfolgreichen Abschluss der Höheren Landbauschule entschied der 26-jährige Junglandwirt, den elterlichen Betrieb in Bottrop-Kirchhellen im westlichen Münsterland weiterzuführen.


Der erste Gedanke war, auf 250 Sauen im Geschlossenen System aufzustocken. „Doch ich bin lieber Ferkelerzeuger als Mäster“, gesteht Manuel Askemper. Er beschloss deshalb, auf 500 Sauen mit Ferkelaufzucht zu erweitern. „Damit haben wir alles ausgereizt, was auf der Hofstelle noch möglich war“, erklärt der junge Landwirt.


4,8 m Höhendifferenz:

Zunächst planten sie, zwei Ställe ganz klassisch nebeneinander zu setzen. Ihnen war allerdings bewusst, dass sie dafür eine Menge Erde bewegen müssten. Denn die Hofstelle liegt am Hang.


Beim Nivellieren stellte der Bauunternehmer eine beachtliche Höhendifferenz von 4,8 m fest. Er fragte Askempers deshalb, ob sie sich nicht vorstellen könnten, einen doppelstöckigen Stall zu bauen. „Die Idee fanden wir zunächst absurd“, erinnert sich Manuel Askemper. Dennoch machten er und sein Vater sich dazu Gedanken und kalkulierten die Kosten.


Klar war nämlich, dass Mehrkosten auf sie zukommen würden. Allein die Zwischendecke müsste rund 5 cm dicker betoniert werden, um das Gewicht der oberen Etage zu tragen. Die Abluft der unteren Etage würde zudem einen weiteren Weg zum Dach zurücklegen. Das macht die Lüftung aufwendiger. Und um die beiden Etagen miteinander zu verbinden, wäre ein Aufzug notwendig.


„Im Gegenzug lassen sich bei zweigeschossiger Bauweise aber auch Kosten sparen“, betont Rudolf Askemper. Schließlich benötigen sie für „beide“ Ställe nur ein Dach. Auch eine isolierte Decke im Ferkelaufzuchtstall wäre nicht nötig, weil die Güllekanäle von oben wie eine Wärmedämmung wirken.


Weil sich die beiden Landwirte nicht entschließen konnten, besichtigten sie schließlich einen Doppelstock-Stall in den Niederlanden. Die Aussage des niederländischen Eigentümers, künftig nicht mehr zwei-, sondern sogar dreistöckig bauen zu wollen, überzeugte Askempers restlos, ihr ungewöhnliches Stallprojekt zu realisieren.


In den Hang gebaut:

Der Startschuss fiel im Herbst 2010. Rudolf und Manuel Askemper hatten sich entschieden, den Stall treppenartig in den Hügel zu bauen. Weil dadurch die untere Etage nur halb so breit ausfiel wie die obere, sollten die Ferkel unten und die Sauen oben stehen (siehe Übersicht, Seite S 20). So ist auch eine hygienische Trennung beider Bereiche möglich. Das Gebäude ist 86 m lang, oben 32 m breit und unten 17 m.


In der unteren Etage entstanden 2 500 Ferkelaufzuchtplätze in zehn Abteilen. „Wir haben mit fünf Ferkeln je Sau und einem Platz von 0,4 m2 je Ferkel kalkuliert“, verweist Manuel Askemper auf den Platzbedarf der größeren Würfe.


In der oberen Etage sind die Sauen untergebracht. Dort entstanden sechs Deckabteile für je 30 Sauen, ein Wartestall für 252 Tiere mit Selbstfang-Fressliegebuchten sowie fünf Abferkelabteile für je 24 Sauen und zwei kleinere Reserveabteile für je acht Sauen. Zudem beherbergt das Gebäude ein Futterlager mit vier 16 t-Hochsilos, einen Abstellraum, ein Büro, eine Hygieneschleuse sowie einen Lastenaufzug.


Bei der Entscheidung, welche Technik im Stall zum Einsatz kommen soll, ließ Rudolf Askemper seinem Sohn freie Hand. Der junge Unternehmer beschloss beispielsweise, von der Trockenfütterung auf Flüssigfütterung zu wechseln. „Mir ist wichtig, dass die Sauen in der Säugezeit möglichst viel Flüssigkeit aufnehmen“, begründet Manuel Askemper.


Dank der Flüssigfütterung nehmen die Sauen zu Beginn der Säugezeit sehr viel Wasser auf. Ab dem 10. Säugetag werden sie zudem statt zweimal ganze viermal am Tag gefüttert. „Bis zu 110 MJ ME fressen die Tiere gegen Ende der Säugephase“, ist Manuel Askemper zufrieden mit der guten Futteraufnahme. Konditionsprobleme sind dadurch selten geworden.


In der Ferkelaufzucht wollte der junge Landwirt mit der Flüssigfütterung höhere Zunahmen erreichen. „Das ist mir auch gelungen“, freut sich Manuel Askemper. Die Zunahmen liegen im Schnitt bei 480 g, sodass die Ferkel nach knapp sieben Wochen ausgestallt werden können. Im alten Flatdeck war das erst mit acht bis neun Wochen der Fall.


Kühlklappen für den Sommer:

Während die Fütterung im ganzen Stall flüssig erfolgt, wurde die Lüftung im Ferkelaufzucht- und Sauenstall unterschiedlich gestaltet. Die Sauen in der oberen Etage werden über eine Porendecke mit Frischluft versorgt. Über der Porendecke liegt eine doppellagige Dämmwolle als Isolierung, das Dach selbst ist nicht isoliert.


Zudem haben Askempers Kühlklappen für die Sommerlüftung in die Decke jedes Abteils eingelassen. Vor jedem Deckenventil sitzt eine Düse, die Wasser in der Zuluft fein vernebelt. „Damit habe ich vergangenen Sommer bis zu 6 °C Temperaturdifferenz im Vergleich zur Außentemperatur erzielt“, beschreibt der junge Sauenhalter den beachtlichen Kühleffekt. Selbst an heißen Tagen haben die Sauen normal gefressen.


Im Flatdeck wurde dagegen eine Türganglüftung mit Unterflurabsaugung installiert. „Uns gefällt daran, dass die Schadgase direkt über der Gülle abgesaugt werden und die Wärme im Tierbereich bleibt“, begründet Rudolf Askemper die Entscheidung. Die Abluft aus dem Flatdeck gelangt zunächst in einen Querkanal, der unter der Decke in den Abteilen sitzt. Von dort strömt sie weiter in zwei senkrechte Abluftschächte. Diese führen die Luft zu den beiden zentralen Kaminen auf dem Stalldach.


Während die Abluft aus dem Flatdeck den Weg über den Sauenstall nehmen muss, durchquert die Gülle der oberen Etage zunächst das Erdgeschoss, um zur Güllegrube zu gelangen. Askempers haben sich hier für das Badewannensystem entschieden. Die Sauengülle wird in fünf 200er-KG-Rohren gesammelt, die die Zwischendecke passieren. Anschließend verlaufen sie in den Aufzuchtabteilen unterhalb der Decke und gelangen im Pumpenraum in ein zentrales 300er-KG-Rohr, das zum 1 500 m3 großen Güllebehälter führt.


Heizen mit Kohle:

Bei der Heizung sind Rudolf und Manuel Askemper ebenfalls neue Wege gegangen. Sie haben sich für eine Kohleheizung entschieden. „Ein be-nachbarter Gartenbaubetrieb hat uns auf die Idee gebracht“, erinnern sie sich.


Vergleicht man den Energiegehalt, kann man mit einer Tonne Steinkohle 850 bis 900 l Heizöl ersetzen. Während ein Liter Heizöl im Schnitt rund 70 Cent kostet, musste man für ein Kilogramm Kohle in den vergangenen Jahren durchschnittlich 20 Cent bezahlen.


Rund 80 t Anthrazit-Kohle mit einer Körnung von 5 bis 25 mm verbrauchen Askempers jährlich für die Ferkelheizplatten im Abferkelstall und die Deltarohre im Flatdeck. Insgesamt geben sie also 16 000 € für die Kohle aus und damit knapp zwei Drittel weniger als für Heizöl (47 600 €).


Demgegenüber stehen jedoch höhere Anschaffungskosten für die beiden 75 kW-Verbrennungsöfen mit Vorratsbehältern. Im Winter sind beide Öfen angeschaltet, im Sommer arbeitet einer allein auf Volllast. „Wichtig ist, dass der Ofen nie ausgeht“, betont Rudolf Askemper. Er befüllt deshalb wöchentlich den Vorratsbehälter mittels Schaufel und reinigt den Ofen vom Russ. „Wir bauen aber bereits eine automatische Beschickung der Öfen“, ergänzt Sohn Manuel.


Aufzug für die Tiere:

Eine Besonderheit im Stall von Rudolf und Manuel Askemper ist auch der Lastenaufzug, mit dem die Tiere zwischen den Etagen transportiert werden. Der TÜV-geprüfte Aufzug besteht aus einer 2,8 m x 7,5 m großen Hebebühne aus Ferkelrosten, die an Stahlseilen hängt. Darauf finden alle 300 bis 330 Ab-setzferkel einer Gruppe bzw. rund 100 verkaufsfähige Ferkel Platz.


Askempers gaben für den Aufzug rund 32 000 € aus. Insgesamt haben sie durch die doppelstöckige Bauweise jedoch rund 150 000 € eingespart. So verbauten sie beispielsweise weniger Grundfläche und brauchten nur ein Stalldach. Dadurch fielen auch die Ausgleichsmaßnahmen geringer aus. Ein Sauenplatz inklusive Ferkelaufzucht kostete den beiden Bauherren unter dem Strich 3 250 €. „Hier hat sich jedoch jeder Euro gelohnt“, ist Manuel Askemper überzeugt.


Regina Kremling

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