Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Serie:Kooperationen - Die Kosten im Schraubstock

Lesezeit: 5 Minuten

Kooperationen rechnen sich fast immer – heißt es. Doch was bedeutet das in Euro und Cent? Und in welchen Bereichen lohnt es sich besonders?


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Ackerbauern Müller, Meier und Huber (Namen von der Redaktion geändert) wollen kooperieren. Bisher hat jeder von ihnen mit seinem ­Betrieb (100, 120 und 150 ha) vollständig alleine gewirtschaftet. Deshalb ist ­alles dreifach vorhanden: Mähdrescher, Drille, Pflug, Spritze und jeweils zwei Schlepper zwischen 80 und 150 PS.


Die drei sind überzeugt: Würden sie die gleiche Fläche nur mit einem Maschinenpark bewirtschaften, ließen sich Technik und Kosten einsparen. Potenzial haben sie genug. Das zeigt Übersicht 1 eindrucksvoll.


Doch ist es richtig, nur die Maschinenauslastung und die Kosten in den Blick zu nehmen? Schließlich geht es auch um Schlagkraft. Das haben die Wetterkapriolen der Ernten 2010 und 2011 deutlich gezeigt.


Diese Frage lässt sich nur mit einer tiefergehenden Kostenanalyse beantworten. Erst dann können die Ackerbauern beurteilen, ob sich eine Kooperation wirklich lohnt.


Die Arbeitserledigung im Blick:

Die wichtigsten Kostentreiber im Ackerbau sind:


  • Direktkosten (Dünger, Pflanzenschutz, Saatgut, …),
  • Arbeitserledigungskosten (Maschinen, Personal) und
  • Flächenkosten (Übersicht 2).


Den drei kooperationswilligen Landwirten ist klar, dass sie an den Flächen- und Direktkosten kaum etwas drehen können. Die Pachten werden natürlich nicht billiger und Saatgut, Dünger und Pflanzenschutz werden sie nur unwesentlich günstiger einkaufen können, selbst wenn sie in Zukunft etwas höhere Rabatte herausholen können.


Das heißt, es geht vor allem um die Arbeitserledigungskosten, die allerdings mit einem guten Drittel an den Gesamtkosten deutlich zu Buche schlagen. Davon machen die Lohnkosten mit knapp 40 % wiederum den Löwenanteil aus (siehe Übersicht 3). Mit wachsender Tendenz, denn im Zuge des steigenden Fachkräftemangels dürfte sich dieser Bereich künftig zu einem noch stärkeren Kostentreiber entwickeln, als das bislang schon der Fall ist. Deshalb liegen in diesem Bereich durch Effizienzsteigerungen und größere Technik noch erhebliche Einsparreserven.


Spitzenbetriebe kommen heute im Ackerbau mit weniger als 10 Arbeitsstunden je ha aus. Die Spanne zwischen den Betrieben ist allerdings enorm. Sie reicht von unter 8 bis über 20 Stunden je ha. Aber: Größere Betriebe brauchen in der Regel weniger Zeit für die Arbeitserledigung als kleinere. Die Größenvorteile können bis zu 200 €/ha ausmachen.


Mit der zunehmenden Betriebsgröße wächst nach der Kooperation auch die Schlagkraft. Arbeitsspitzen müssen dann nicht mehr oder in geringerem Maße teuer zugekauft werden. Bei unterstellten 2 000 Arbeitsstunden pro Arbeitskraft und Jahr kann 1 AK zwar theoretisch 200 ha schaffen. In der Praxis scheitert dies im Einzelbetrieb jedoch häufig an den Arbeitsengpässen. Hier sind Kooperationen klar im Vorteil, denn die Arbeitsspitzen verteilen sich auf mehrere Schultern und durch die größere Technik ist die Flächenleistung deutlich höher.


Übermechanisiert war gestern:

Die zweite große Stellschraube sind die Festkosten für die Maschinen. Übermechanisierte Betriebe verschenken bares Geld durch unnötige Abschreibungen und Zinsen (siehe Übersicht 4, Seite 36). Denn ob ein Schlepper 200, 400 oder sogar 1 000 Stunden pro Jahr läuft, wirkt sich erheblich auf die Kosten aus. Das zeigt Übersicht 4 sehr deutlich: Die größeren Betriebe haben einen 700 €/ha niedrigeren Anschaffungswert als kleinere Einheiten.


Die Ersparnis ist umso größer, je teurer die Maschine ist. Kooperationen machen deshalb vor allem bei Maschinen Sinn, die viel Kapital binden (Mähdrescher und Schlepper) und im eigenen Betrieb nicht oder schlecht ausgelastet werden können. Das klassische Beispiel hierfür ist der Rübenroder. Der ist so teuer, dass er heute fast nur noch gemeinsam gekauft wird.


Mehr als 100 € pro ha mehr!

Über Kooperationen lassen sich also vor allem die Personal- und Maschinenkosten drücken. Insgesamt kann das in größeren Betriebseinheiten mehr als 100 €/ha Kostenvorteil bringen (siehe Übersicht 5). Wenn Müller, Meier und Huber auch eine solche „Kooperations-Rendite“ erwirtschaften würden, hätte am Ende jeder Partner im Durchschnitt rund 15 000 € mehr in der Tasche.


Und bei der Veredlung?

Diese Win-Win-Situation gilt grundsätzlich auch für die Milchvieh- oder Schweinehaltung. Hier kommt zusätzlich noch ein Spezialisierungsvorteil zum Tragen: Viele Beispiele aus der Beratungspraxis zeigen, dass breit aufgestellte Betriebe durch den Schritt in eine Kooperation ihre Leistung zum Teil deutlich steigern können, weil sich jeder Partner auf bestimmte Be­rei­che konzentrieren und diese optimieren kann. Er muss sich nicht mehr mit so vielen kleinen Einzelbaustellen aufhalten.


Gerade in der Tierhaltung sind die Lohnkosten außerdem immer im Bezug zur Leistung zu sehen. Ob ein Betrieb einen Arbeitsaufwand von 12 Stunden pro Sau oder 50 Stunden pro Kuh hat, wird erst dann aussagekräftig, wenn klar ist, ob er 7 000 oder 11 000 kg/Kuh melkt.


Anders als im Ackerbau kommt in der Veredlung aber auch bei der Biogaserzeugung noch ein weiterer Aspekt hinzu: Hier machen die Direktkosten einen deutlich größeren Anteil an den Gesamtkosten aus (siehe Übersicht 2, Seite 34). Allein in der Schweinemast sind 80 bis 85 % aller Kosten Direktkosten. Deshalb schlagen bessere Einkaufskonditionen stärker ins Gewicht. Schon Cent-Beträge im Futtereinkauf haben so eine große Hebelwirkung auf den Unternehmensgewinn.


Ab jetzt gemeinsam:

Die finanziellen Vorteile einer Kooperation überzeugen Müller, Meier und Huber. Weil sie auch persönlich gut miteinander zurechtkommen, gehen sie den nächsten Schritt an. Ein unabhängiger Berater soll prüfen, wie sie Einsparpotenziale heben können. Infrage kommen vor allem eine Bruchteilsgemeinschaft für wichtige Maschinen oder eine Vollfusion (siehe auch top agrar 2/2011, Seite 38).


Um für den Fall der Fälle abgesichert zu sein, wollen sie aber von Anfang an Vorkehrungen treffen, wie sie die Zusammenarbeit wieder auflösen können, wenn es Streit gibt. Darüber lesen Sie im übernächsten Teil unserer top agrar-Kooperationsserie.

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.