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Trockenschäden – so sollten Sie jetzt reagieren

Lesezeit: 8 Minuten

Handeln Sie jetzt, damit sich Ihre Bestände nicht weiter verschlechtern. Wie Sie am besten vorgehen, erklärt Dr. Clara Berendonk, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Fehlende Niederschläge haben in vielen Regionen Deutschlands Grünlandflächen in braune Steppen verwandelt. Ist auch Ihr Grünland davon betroffen, sollten Sie jetzt alles daran setzen, dass sich die Bestände rechtzeitig regenerieren und sich nicht weiter verschlechtern. Gehen Sie dabei wie folgt vor:


Verhindern Sie Samenreife von Ampfer & Co.


In Perioden mit Wachstumsstillstand sollten Sie besonderes Augenmerk auf Problemunkräuter richten. Achten Sie darauf, dass diese nicht noch zusätzlich in ihrer Konkurrenzkraft gefördert werden. Gerade tiefwurzelnde Arten wie Ampfer, Distel, Brennnessel oder Jakobskreuzkraut profitieren von der Situation. Der Grund: Sie können aus tieferen Schichten noch länger Wasser ziehen als die flach wurzelnden Gräserarten.


Besonders in Trockenperioden, in denen die Schnittintervalle wegen des geringen Zuwachses größer sind, kommen sie leichter zur Samenreife. Die Samen finden anschließend in der lückigeren Grünlandnarbe auch Raum zum erneuten Auskeimen.


Die wichtigste Maßnahme auf dem Grünland ist es daher, jetzt zu verhindern, dass die Unkräuter zur Samenreife gelangen. Mähen Sie betroffene Bestände ab, und fahren Sie das Mahdgut ab. Ist darüber hinaus eine chemische Behand-lung notwendig, sollte diese aber erst mit dem Wiederaustrieb im späten Roset-tenstadium erfolgen. Im jetzt meist fortgeschrittenen Blühstadium ist sie wegen mangelnder Assimilateinlagerung wenig effektiv.


Bekämpfen Sie jetzt die Gemeine Rispe!


Ein besonders Problem vieler, zur Verdichtung neigender Böden ist die Ge-meine Rispe. Diese flach wurzelnde, ausläufertreibende Art breitet sich bevorzugt auf Standorten, die zeitweilig zur Staunässe neigen, aus. Sie verhindert mit ihrer dichten, verfilzenden Narbe, dass sich wertvollere Arten entwickeln. Weitere Nachteile von Beständen mit Gemeiner Rispe:


Sie neigen sehr schnell zum Pilz-befall,


werden von den Weidetieren gemieden und


bringen nach rascher Anfangsentwicklung auch in Jahren mit gleichmäßiger Niederschlagsverteilung keinen weiteren Nachwuchs mehr.


In Trockenjahren sind diese Flächen die ersten, die Trockenschäden erkennen lassen. Besonders in Betrieben mit vornehmlicher Schnittnutzung ist die Ausbreitung der Gemeinen Rispe ein zunehmendes Problem.


Mit ihrem dichten Narbenfilz verhindert sie darüber hinaus auch den Erfolg von Nachsaatmaßnahmen zur Bestandsverjüngung. Erfahrungen aus dem Trockenjahr 2006 zeigen jedoch, dass eine gewisse Chance besteht, dennoch Nachsaaten erfolgreich durchzuführen. Voraussetzung ist, dass Sie während der Trockenheit den abgestorbenen Narbenfilz durch scharf gestellten Striegel oder auch mit gewöhnlicher Egge auskämmen und damit Lücken geschaffen haben, so dass eine Nachsaat Platz zum Keimen findet.


Nachsaat im August


Trockenperioden hinterlassen in der Regel eine lückige Grünlandnarbe. Dies sind günstige Vorraussetzung für das Gelingen einer nachfolgenden Nachsaat. Durch den Einsatz eines scharf gestellten Striegels können Sie die Bedingungen noch verbessern. Mit der Nachsaat sollten Sie aber erst nach einem Wetterumschwung, zweckmäßigerweise erst bei einsetzenden Niederschlägen im August, beginnen, damit keimende Pflanzen nicht gleich wieder vertrocknen. Für den Einsatz von Egge oder Striegel ist aber schon vorher der richtige Zeitpunkt. Bei scharf gestelltem Striegel kämmen Sie reichlich Material aus, das Sie abräumen müssen, damit die wertvolleren Gräser später Raum finden, sich auszubreiten.


Mulchen Sie durch- geschosste Bestände!


Grünlandbestände, deren Aufwuchs ausschließlich aus durchgeschossten Samentrieben besteht, haben nur einen geringen Energiewert. In futterknappen Zeiten mögen sie in der Jungviehfütterung verwertbar sein, für die Hochleistungskuh lohnt die Ernte in der Regel nicht. Günstiger ist es dann, die Halme bei trockener Witterung abzumulchen, um bei einsetzenden Niederschlägen einen gleichmäßigen qualitativ hochwertigeren Nachwuchs zu gewinnen. Das Mulchen fördert zudem die Bestockung der wertvollen Untergräser.


Nachsaat statt Neuansaat


Beim Anblick vertrockneter Grünlandflächen ist man leicht geneigt, als Radikalkur gleich eine Neuansaat zu empfehlen. Die Hoffnung dabei ist, durch den Grünlandumbruch schnell wieder eine leistungsfähige Grünlandnarbe zu etablieren und so dem befürchteten Ertragsausfall zu entgehen.


Gerade auf Trockenstandorten verdienen aber die umbruchlosen Nachsaatverfahren den Vorzug. Der Grund: Die am Standort selektierten wertvollen Ökotypen bleiben erhalten. Das gewährleistet langfristig eine höhere Ertragssicherheit auf dem Grünland. Auch in Trockenpe-rioden gilt daher, dass der Grünlandumbruch nur zur Bekämpfung von anders nicht zu regulierender Verunkrautung mit Problemunkräutern gerechtfertigt ist.


Welche Arten oder Mischungen?


In lang anhaltenden Trockenperioden kommt immer wieder die Frage aus der Praxis, ob es für diese Wachstumsbedingungen nicht besonders trockenheitsresistente Arten gibt. Von den ansaatwürdigen Arten sind das Knaulgras, der Rohrschwingel und die Wiesenrispe relativ gut trockenresistent. Wie sind sie einzuschätzen und unter welchen Bedingungen kommen diese Gräser für die Grünlandverbesserung in Frage?


Knaulgras: Es liefert als ertragsstarkes Obergras auf Trockenstandorten sichere Erträge. In der knaulgrasrei-chen Qualitätsstandardmischung G?IV wird es von der Arbeitsgemeinschaft der norddeutschen Landwirtschaftskammen und der Mittelgebirgsländer empfohlen.


Knaulgrasmischungen sind aber nur wenig nutzungselastisch. Das Gras wird sehr schnell überständig. Die Energiekonzentration im Aufwuchs ist daher nur bei hoher Nutzungsfrequenz befriedigend. Im Mittel fallen Mischungen mit Knaulgras gegenüber weidelgrasreichen Mischungen stets deutlich in der Energiekonzentration ab.


Knaulgras empfiehlt sich daher nur auf Standorten, auf denen die übrigen wertvollen Grasarten tatsächlich keine Chance haben.


Rohrschwingel: Er zeichnet sich durch eine besondere Trockenresistenz aus. Dies ist verknüpft mit einer stärkeren Kieselsäureeinlagerung im Blatt. Bei den Tieren ist der Rohrschwingel daher mit seinem harten Blatt nicht sehr beliebt. Die Züchter versuchen, den Kieselsäuregehalt im Blatt des Rohrschwingels zu verringern und damit den Futterwert zu erhöhen. Es bleibt abzuwarten, ob dadurch nicht die Trockenresistenz leidet. Sicherlich liegt hier noch ein Potenzial für die Zukunft.


Ein ähnliches Zuchtziel verfolgt die Entwicklung des Wiesenschweidels, der Kreuzung aus Schwingel und Weidelgras. Wenn auch die bisher zugelassenen Sorten mehr für den Ackerbau empfohlen werden, sind diese Kreuzungen unter dem Blickwinkel Trockenresistenz verstärkt zu beachten.


Wiesenrispe: Sie ist, wenn sie sich erst einmal im Bestand etabliert hat, ein sehr wertvolles Untergras mit hohem Futterwert. Dieses Gras verdient in Zukunft mehr Beachtung. Da es in der Jugendentwicklung sehr konkurrenzschwach ist, hat es allerdings in Nachsaatmischungen keine Chance.


Bei Neuansaaten tut sich die Rispe in der Anfangsentwicklung auch sehr schwer. Der Aufgang ist aber deutlich besser, wenn sie, wie z. B. bei Rasenansaaten üblich, sehr flach und bei ausreichend feuchten Keimbedingungen in gut rückverfestigtes Saatbett gesät wird. Dies wird in der Praxis meist nicht genug beachtet.


Frühes Weidelgras für trockene Lagen


Auf intensiv bewirtschaftetem Dauergrünland hat dennoch in Trockenperioden der Erhalt des Deutschen Weidelgrases Priorität. Selbst wenn in der Trockenperiode ein Schnitt ausfällt, liefert es über das Jahr gesehen am sichersten Futter in guter Qualität. Un-ter dem Gesichtspunkt der Sommertrockenheit stellt sich allerdings die Frage, wel-cher Sortentyp geeignet ist.


Spät schossende Sorten werden heute zunehmend in Grünlandmischungen angeboten. Der Grund: Sie altern im 1. Aufwuchs erheblich langsamer als frühe Sorten. Dadurch sind sie erheblich nutzungs­elastischer. Dieser Aspekt ist für den kurzlebigen Feldgrasanbau sehr wichtig. Im nicht umbruchfähigen Dauergrünland und auf Trockenstandorten erweisen sich aber Mischungen mit frühen Sorten des Deutschen Weidelgrases aus zwei Gründen überlegen:


Sie nutzen das Wasserangebot der ersten Vegetationsperiode besser aus als späte Sorten. Der Grund: Sie sind im Frühjahr ein bis zwei Wochen früher schnittreif und treiben nach frühem erstem Schnitt auch zügiger nach als späte Sorten nach spätem erstem Schnitt. Frühe Sorten liefern dadurch einen höheren Ertrag in der ersten Vegetationshälfte, in der ohnehin das Energiepotenzial höher ist.


Der frühe Nutzungstermin des ersten Schnittes mit dem nachfolgend kürzeren Schnitt­intervall zum zweiten Schnitt fördert generell die Untergräser, speziell das Deutsche Weidelgras in der Grünlandnarbe. Die Obergräser und auch die Gemeine Rispe werden dagegen zurückgedrängt. Auch wenn der dritte Schnitt in Trockenjahren häufig ausfällt, ist die Narbe dann dennoch soweit gekräftigt, dass sie bei einsetzenden Herbstniederschlägen meist sehr schnell regeneriert und noch eine Herbst-nutzung gewährleistet.


Eine geeignete Nachsaatmischung ist daher die von den norddeutschen Landwirtschaftskammern und der Arbeitsgemeinschaft der Mit-telgebirgsländer empfohlene Standardmischung G?V in der klassischen Zusammensetzung mit frühen, mittelfrühen und späten Sorten. Diese sollten Sie bei einsetzenden Niederschlägen ab August nachsäen. Wichtig ist, dass Sie die Flächen auch nach der Nachsaat frühzeitig nutzen und dass diese vor allem kurz in den Winter gehen. Überständige Neuansaaten sind besonders auswinterungsgefährdet.

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