Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Vom Steckling zum Hackschnitzel

Lesezeit: 7 Minuten

Nach vier Jahren hat Pappel-Pionier Gerd Gerdes seine Kultur beerntet und seine Erwartungen übertroffen. Wir fassen seine Erfahrungen zusammen.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Bereits seit 2011 begleiten wir die Pappel-Kultur von Gerd Gerdes aus der Nähe von Cloppenburg in Niedersachsen. Gerdes ist in der Gegend so etwas wie der Pionier in Sachen Energieholz. Er ist von der KUP (Kurz-Umtriebs-Plantage) als regenerative Energiequelle überzeugt. Und jetzt erhält die Diskussion rund um die KUP durch das Greening neuen Schwung.


Nach ersten Erfahrungen mit Weiden-Kulturen entschied sich Gerd Gerdes 2010, auf einer Fläche von 2,03 ha Pappeln zu pflanzen. Im Frühjahr 2014 hat der die Kultur beerntet und mittlerweile steht auch der Wiederaustrieb sehr gut da. Wir fassen die Erfahrungen von Gerd Gerdes zusammen.


Pflanzen mit der Maschine:

Die Stecklinge stammen vom Anbieter Wald21 aus der Nähe von Darmstadt. Die Fläche hatte Gerdes wie zur Ackerbestellung vorbereitet. Hier sieht er einen deutlichen Unterschied zu Forstkulturen. Die Pflanzmaschine brachten die Fachleute von Wald21 mit. Pflanztermin war im Mai 2010.


Die Pflanzdichte liegt normalerweise bei 10 000 bis 11 000 Stück pro ha. Die Bäume stehen in einer Doppelreihe (75 cm Abstand). Der Abstand zwischen den Reihen sollte mindestens 1,80 bis 2 m betragen. In jedem Fall müssen Häcksler und Abfuhrfahrzeuge ohne Umbauten durch die Reihen fahren können. Zum Umdrehen bei der Ernte muss das Vorgewende frei bleiben. Denn die Maschinen können nicht oder nur schlecht über die abgesägten Stümpfe fahren. Unter dem Strich lag die Zahl der gepflanzten Stecklinge auf der Fläche von Gerd Gerdes bei 19 700 Stück. Die Kosten für Stecklinge und Pflanzmaschine betrugen im Jahr 2010 rund 1 800 €/ha (alle Kosten-Angaben im Text ohne MwSt.). Dazu kamen die Bodenbearbeitung und die Kulturpflege.


Im ersten Jahr hat sich der Praktiker intensiv um die Pflege der Kultur gekümmert. Er ist sicher: Pflanzen und Vergessen funktioniert bei einer KUP nicht. Bis zum Reihenschluss muss das Unkraut mechanisch und/oder chemisch bekämpft werden. Da es sich um eine Ackerkultur handelt, stehen Herbizide zur Verfügung. Ab dem zweiten Jahr gibt es keine Probleme mehr mit dem Unkraut, die Kultur kommt ohne weitere Pflege aus. Die Gesamtkosten inklusive der Pflege setzt Gerd Gerdes mit rund 2 200 €/ha an.


Die Strategie scheint aufgegangen zu sein: Gerdes schätzt den Aufwuchs auf ca. 95 % der gepflanzten Stecklinge. Das macht 18 700 Bäume auf der Gesamtfläche oder 9 350 Stück pro ha.


Ernte mit dem Häcksler:

Wie geplant war im Februar 2014 der erste Erntetermin. Die Bäume hatten zu diesem Zeitpunkt einen Stammdurchmesser von 10 bis maximal 12 cm erreicht.


Gerd Gerdes hat bei der Ernte alle Transportfahrzeuge gewogen und auch das Volumen der fertigen Hackschnitzel ermittelt. Der Gesamtertrag Frischmasse lag bei 125,3 t. Das Gesamtvolumen betrug 454 srm (Schüttraummeter; 62 t/ha bzw. 227 srm/ha).


Die Häckslerkosten gibt Gerd Gerdes mit 350 € pro Stunde an. Die Maschine erntet je nach Aufwuchs und Flächenzuschnitt zwischen 0,7 und 1 ha in der Stunde. Gerdes hat festgestellt, dass man bei der Planung der Logistik schnell das anfallende Volumen unterschätzt. Fehlen Transportfahrzeuge, kommt es zu teuren Stillstandzeiten beim Häcksler. Zudem sollten die Transportfahrzeuge nicht zu schwer sein, also nicht komplett geladen werden. Denn bei kritischen Verhältnissen kommt es sonst zu Bodenschäden, die sich kaum beheben lassen.


Auch am Hof sollte ein Frontladerschlepper oder Radlader bereitstehen und die abgekippten Hackschnitzel direkt einlagern. Sonst türmen sich relativ schnell Berge vor dem Lager auf, die sich dann deutlich mühsamer aufschieben lassen. Gerd Gerdes bringt es direkt auf den Punkt: „Das Ganze muss wie beim Maishäckseln organisiert sein!“ Für seine Fläche summieren sich die Erntekosten inklusive der Transporte im Frühjahr 2014 auf 1 170 €. Das macht rund 570 €/ha bzw. ca. 2,60 € pro Schüttraummeter.


Neben den Engpässen bei der Logistik gibt es bei der Ernteplanung eine weitere Klippe: Steht in der Nähe überhaupt ein Häcksler bzw. Erntevorsatz zur Verfügung? Diese Maschinen sind noch selten und die Unternehmer fassen möglichst mehrere Kunden in der Umgebung zusammen. Deshalb sollte man möglichst früh mit der Planung beginnen und auch Hackschnitzel-Reserven vorhalten, sollte sich der Erntezeitpunkt verschieben.


Günstig trocknen!

Neben der Ernte und den Erträgen wollte Gerd Gerdes wissen, wie man die Hackschnitzel am besten trocknet und lagert. Er probierte zwei Verfahren aus: Die aktive Trocknung bei einer benachbarten Biogasanlage und das Lagern ohne besondere Belüftungs- oder Trocknungsmaßnahmen.


Die Trocknung bei der Biogasanlage war aufwendig. Die Hackschnitzel mussten jeweils auf den Anhänger mit Trocknungsboden verladen und zur Anlage gefahren werden. Dafür ließ sich der Feuchtegehalt innerhalb von 24 Stunden so um 25 bis 30 % senken. Das Ganze hat seinen Preis: Die Biogas-anlage berechnet rund 3 €/srm Trocknungskosten. Dazu kommt der Aufwand fürs Verladen und Transportieren. Außerdem muss genug Platz für die getrennte Lagerung von feuchten und trockenen Hackschnitzeln sein. Letztlich trocknete der Praktiker nur rund 100 srm per Biogasanlage.


Die überwiegende Menge lagerte Gerd Gerdes direkt in seiner Halle mit offener Front ein. Die Stapelhöhe lag bei 3 bis 3,50 m. Allerdings brauchte er für dieses Verfahren Nerven: „Nach einigen Tagen begann der Stapel stark zu dampfen, der „Qualm“ kam durch die Dacheindeckung.“ Gerd Gerdes rechnete jederzeit mit Selbstentzündung des Materials. Er überwachte regelmäßig die Temperatur, die sich zwischen 50 und 60°C bewegte. Letztlich passierte nichts.


Einen Teil der starken Dampfentwicklung führt Gerdes auf den Abbau des hohen Zuckergehalts in den Pappel- Hackschnitzeln zurück. Das haben ihm auch andere Pappelpioniere berichtet.


Interessant ist die Schimmelbildung an einigen Stellen. Laut Gerd Gerdes hat sich nur da Schimmel gebildet, wo er während der Dampfphase mit der Schaufel Kontroll-Löcher ausgehoben hatte. Er führt die Schimmelbildung hier auf das dann höhere Luftangebot zurück. Der Rest des Stapels weist nur geringe Schimmelbildung auf.


In Kunststoffwannen mit eingewogenen Proben hat Gerd Gerdes den Trocknungsverlauf über einen längeren Zeitraum beobachtet. Sein Fazit: In den ersten 60 bis 80 Tagen sinkt die Feuchte bis zu 0,5 % pro Tag. Danach ist der Trocknungsverlauf deutlich langsamer. Es stellt sich eine Restfeuchte von 20 bis 25 % ein (55 bis 60 % bei der Ernte).


Durch Kontakt mit anderen Pappel-Pionieren ist Gerdes auch auf die Freiluft-Lagerung unter Vlies aufmerksam geworden, die er bei der nächsten Ernte ausprobieren möchte. Das Vlies lässt den Wasserdampf nach außen passieren, leitet das Regenwasser aber ab. Das Verfahren ist deutlich günstiger als die Lagerung in einer Halle. Das stabile Abdeckvlies (200 Gramm/m2) kostet je nach Abnahmemenge im Internet um 2 bis 2,20 €/m2.


Verkaufen und Verheizen:

Die eigene Hackschnitzel-Feuerung ist noch in Planung. Zurzeit vermarktet Gerd Gerdes die eingelagerten Hackschnitzel. Er bietet sie u. a. auch über Ebay-Kleinanzeigen an. Hier kaufen besonders Privatleute, z.B. für ihre Gärten.


Bei kleineren Mengen berechnet Gerd Gerdes 30 €/srm. Ab 10 srm liegt sein Preis bei 28 € und bei großen Mengen ab 50 smr bei 26 bis 28 €. Bei der Vermarktung kleinerer Mengen haben sich BigBags bewährt. Die Bags fassen einen srm und laufen im Pfandsystem bzw. werden zusätzlich berechnet. Weil die Hackschnitzel weitgehend trocken sind, stehen immer ein paar gefüllte BigBags zum Verkauf bereit.


Wie erholt sich die Kultur?

Nach der Ernte haben Gerdes die teils gespaltenen Stümpfe der Pappeln Sorgen gemacht. Mittlerweile sieht er das eher als Vorteil: „Pro Stumpf treiben seitlich zwei neue Triebe aus und der gespaltene Stumpf kann sich schneller zersetzen.“


Der Wiederaustrieb war gut. Die neuen Triebe profitierten direkt vom etablierten Wurzelwerk der Kultur. Ende Oktober waren die Reihen bereits wieder geschlossen. Die Bäume hatten eine Höhe von 2,70 bis 3 m. Probleme mit Verunkrautungen gab es nicht.


Gerd Gerdes rechnet damit, dass er jetzt vielleicht schon nach zwei Kulturjahren den gleichen Ertrag wie nach der ersten Ernte erreicht. Aus seiner Sicht haben sich die Erwartungen an die Pappel-Power vom Acker mehr als erfüllt.Guido Höner

Die Redaktion empfiehlt

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.