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Pflanzenschutz 2012

Wann reicht eine Düse?

Lesezeit: 5 Minuten

Viele Betriebe setzen noch auf die Strategie „eine Düse für alles“. Wo die Grenzen liegen und was zu beachten ist, erklärt Werner Heller von der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising.


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Die Applikationstechnik muss sich immer größeren Herausforderungen stellen. So soll der Pflanzenschutz einerseits schlagkräftig mit optimaler Wirksamkeit erfolgen, andererseits steigen die Anforderungen von Umweltverbänden und Wasserwirtschaft. Vor allem die Abdriftminderungen zu Gewässern und Saumstrukturen geraten immer weiter in den Fokus – zudem sind sie CC-relevant!


Um alles unter einen Hut zu bekommen, ist die richtige Düsenwahl das A und O. Denn die Düse muss den jeweiligen Wirkstoff an die Zielfläche bringen. Dabei hat jede Anwendung ihre Besonderheit: So ist zunächst zu unterscheiden, ob bei der Behandlung reine Kontaktwirkstoffe zum Einsatz kommen oder systemisch wirkende Mittel. Kontaktwirkstoffe wirken nur dort, wo die Pflanze getroffen wurde. Bei systemischen Mitteln ist es dagegen von Bedeutung, ob sich der jeweilige Wirkstoff neben der getroffenen Zielfläche nur in den Pflanzenneuzuwachs verlagern lässt oder ob er auch in Wurzel oder Stängel transportiert wird.


Viele Landwirte verwenden für die vielfältigen Anforderungen Injektordüsen. Neben kurzen bzw. kompakten gibt es auch lange Bauformen. Beide Varianten werden mittlerweile auch als Doppelflachstrahldüsen angeboten. Wichtig beim Einsatz einer Düse ist es, dass sie in ihrem jeweils optimalen Druckbereich eingesetzt wird. Nur dann erzeugt sie ein ideales Tropfenspektrum. Je nach Bauart liegt er bei den kompakten Injektordüsen bei 2 bis 3,5 (4) bar, bei den langen zwischen 4 und 6 (8) bar.


Achten Sie auf die Tropfengröße!

Bei Vorauflaufanwendungen ist das von der Düse erzeugte Tropfenspektrum eher unwichtig. Hier ist für eine gute Wirkung vor allem die Bodenfeuchte entscheidend.


Anders ist das bei Nachauflauf-Herbiziden oder Kontakt-Fungiziden. Diese müssen die Zielfläche gut benetzen, um optimal zu wirken. Daher sollten Sie diese Mittel nicht zu grobtropfig spritzen. Nachteil: Ein Tropfenspektrum mit höherem Feintropfenanteil erzielt zwar eine bessere Anlagerung, allerdings sinkt die Bestandsdurchdringung und die Abdriftgefahr steigt.


Falls dagegen eine gute Durchdringung erwünscht ist, muss ein gröberes Tropfenspektrum her. Bei größeren Tropfen nimmt allerdings deren Anzahl ab, wodurch wiederum der Bedeckungsgrad sinkt. Daher sollten Sie für eine gute Bestandsdurchdringung die Wasseraufwandmenge nicht zu niedrig wählen!


Diese unterschiedlichen Ansprüche an die jeweilige Maßnahme sind mit nur einer Düse schwer zu erreichen. Deshalb wird es immer ein Kompromiss bleiben, wenn Sie viele Einsatzgebiete mit einer einzigen Düse abdecken wollen (Übersicht 1).


Auf Kompromisse einstellen?

Wer dennoch an der „Eine-Düse-Strategie“ festhalten will, kann das am besten in Fruchtfolgen mit Getreide, Mais und Raps. Hier kann eine Düse die meisten Anwendungsbereiche abdecken. Bei Rapsblütenbehandlungen empfiehlt es sich, langsamer zu fahren. Denn bei höherer Wassermenge je Hektar, kombiniert mit etwas gröberen Tropfen (Druck reduzieren), lässt sich eine bessere Durchdringung des Rapsbestandes erzielen.


Im Getreide sollten Sie dagegen bei Ährenbehandlungen den Spritzdruck nicht zu niedrig wählen, damit feinere und leichtere Tropfen entstehen, die auch im Ährenbereich bleiben. Zu empfehlen sind Doppelflachstrahldüsen, die in diesen Fällen die Wirkungssicherheit erhöhen. Vor allem bei senkrechten Zielflächen ermöglichen sie eine bessere Benetzung. Unter grenzwertigen Bedingungen, wie z. B. geringe Wasseraufwandmengen und/oder hohe Fahrgeschwindigkeit, können Doppelflachstrahldüsen auch das Risiko von Minderwirkungen senken. Denn sie verteilen die Spritzbrühe besser und vergrößern somit die Anlagerungsfläche. Zudem lassen sich Spritzschatten vermeiden, was z. B. bei NAK-Behandlungen in Rüben bei sehr grobscholligem Saatbett wichtig ist.


Betriebe, die neben Getreide zusätzlich Kartoffeln oder Gemüse in der Fruchtfolge haben, kommen mit nur einer Düse dagegen nicht klar. Denn sie benötigen z. B. für Fungizidmaßnahmen oder Sikkationen oft Wassermengen um 400 l/ha oder höher. Hier ist ein Wechsel in größere Düsenkaliber notwendig. Der Einbau eines Mehrfachdüsenträgers bietet dann arbeitswirtschaftliche Vorteile. Bei modernen Geräten sind auch elektronisch gesteuerte Einzeldüsenschaltungen erhältlich (mehr dazu auf Seite 136 in dieser Ausgabe).


Für die Auswahl einer geeigneten Düse ist der vorgesehene Wasseraufwand entscheidend. Wer beispielsweise 300 l je ha im optimalen Druckbereich ausbringen will, kann bei einer Geschwindigkeit von 6 bis 7 km/h eine kompakte Injektordüse (z. B. AirMix, IDK/IDKN, AIXR, MD) im Kaliber 04 auswählen.


Wollen Sie dann bei gleichem Tropfenspektrum die Wasseraufwandmenge auf 200 l/ha reduzieren, erhöht sich die notwendige Fahrgeschwindigkeit auf 9 bis 10 km/h. Alternativ können Sie auch den Druck auf 1,2 bis 1,7 bar reduzieren. Damit würden Sie zwar ebenfalls 200 l je ha ausbringen, allerdings verändert sich dadurch das Tropfenspektrum von optimal (300 bis 400 µm) auf grob bis sehr grob (500 µm oder größer). Grobe Tropfen kombiniert mit niedriger Wasseraufwandmenge führen zu deutlich schlechterem Anlagerungserfolg.


Alternativ können Sie auch lange Injektordüsen verwenden. Diese arbeiten jedoch erst im höheren Druckbereich ab 4 bar optimal. Deshalb empfiehlt es sich, hier kleinere Kaliber zu wählen wie z. B. ID/IDN 120-03, TurboDrop HiSpeed 110-03, AVI 110-03 oder TTI 110-03.


Welche Düse ist die richtige?

Wenn Sie die Düsen nicht ständig wechseln wollen, sind kompakte Injektordüsen gut einsetzbar. Je nach gewünschter Was-seraufwandmenge sind die Größen 04 oder 05 bei Fahrgeschwindigkeiten um 8 km/h universell einsetzbar.


So lassen sie sich bei einem Druck bis 2 bar grobtropfig und abdriftarm für reine Bodenherbizide im Vorauflauf verwenden. Ebenso können sie mitteltropfig (300 bis 400 µm) für Fungizidmaßnahmen in Getreide oder Raps mit 200 bis 300 l/ha Wasser und ca. 3 bar Druck eingesetzt werden. Im Ährenbereich oder bei Einsatz reiner Kontaktmittel lassen sie sich mit Drücken über 3 bar und höheren Wassermengen sowie schnellerem Tempo auch feintropfig nutzen. Die Benetzung ist dann noch zufriedenstellend.


Berücksichtigen Sie bei jeder Applikation die Abstandsauflagen! Die geforderten Abstände variieren abhängig von der eingesetzten Applikationstechnik (Düsen, Luftunterstützung). Verlustmindernd anerkannte Doppelflachstrahldüsen in den gängigen Größen mit Abdriftminderungsklassen bis 90 % finden Sie in Übersicht 2.

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