Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Weniger Abdrift durch richtige Düsenwahl

Lesezeit: 7 Minuten

Abdriftmindernde Düsen helfen, den Mitteleintrag in Oberflächengewässer zu verhindern. Geeignete Düsen stellt Harald Kramer, LWK Nordrhein-Westfalen, vor.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Mit der richtigen Düsenwahl schützen Sie Gewässer vor Abdrift. Zudem lässt sich dadurch das Ergebnis einer Pflanzenschutzmaßnahme im Randbereich deutlich verbessern. Die gängigen Pflanzenschutzmittel besitzen Abstandsauflagen zu Gewässern, um diese vor potenziellen Einträgen zu schützen. Ohne abdriftreduzierende Düsen müssten Sie oft 20 m breite Streifen zum Gewässer hin unbehandelt lassen. Dieser hohe Flächenanspruch ist betriebswirtschaftlich undenkbar.


Welche Düsen-Strategie?

Abhilfe schaffen hier die Injektordüsen, da sie unschlagbare Vorteile bieten: Diese Düsentechnik erzielt nicht nur vergleichbare oder oft sogar bessere biologische Erfolge bei einer Pflanzenschutz-Maßnahme. Durch einfaches Absenken des Druckes und der Fahrgeschwindigkeit lässt sich diese Düsentechnik zudem entsprechend abdrift-reduzierend einsetzen.


Ob dabei ein Düsenwechsel notwendig ist oder nicht, hängt von der verwendeten Düse und somit auch von der entsprechenden Strategie ab. Als Praktiker träumt man davon, alles mit einer Düse erledigen zu können. Doch bei der Vielzahl der unterschiedlichen Kulturen und den damit zusammenhängenden Wasseraufwandmengen wird schnell klar: Je mehr angebaute Kulturen im Betrieb sind, desto eher sollte man zu einer Mehrdüsenstrategie wechseln.


Das Julius Kühn-Institut (JKI) veröffentlicht regelmäßig eine Liste, in der abdriftreduzierende Düsen beschrieben sind. Hierbei handelt es sich im Ackerbau ausschließlich um die Injektor-düsen. Unabhängig davon, ob man eine Flachstrahl- oder Doppelflachstrahldüse verwenden möchte, sind weitestgehend zwei Bauformen dieser Düsen zu unterscheiden:


  • Die kompakten Injektordüsen (z. B. IDK(N), AirMix, AIXR usw.) sind meist etwas kleiner (ca. 2 bis 3 cm). Sie werden bei einem Arbeitsdruck von 2 bis 3 bar gefahren, um eine gute biologische Wirkung zu erzielen.
  • Die langen Injektordüsen (ID3, AI, TD usw.) fangen oft erst bei 3 bis 4 cm Baulänge an. Sie benötigen einen höheren Arbeitsdruck als die kompakten Düsen. Hier muss man mindestens 4 bar anlegen, um entsprechende Wirkungen zu erzielen.


Doch nicht nur die Düse ist entscheidend, um abdriftreduzierend zu arbeiten. Auch die Bedingungen sind wichtig, bei denen die Düsen die entsprech-ende Abdriftminderungsklasse erreichen. Hierzu ein Beispiel:


Behandelt man einen 20 m breiten Streifen mit einer IDKN 120 03-Düse bei einem Druck von 3 bar, beträgt die Abdriftreduzierung 50 %. Senkt man den Druck jedoch auf 1 bar ab, besitzt dieselbe Düse eine 90 %ige Driftreduktion, ohne dass eine Düse gewechselt werden muss. Sie ist eine gute Lösung für viehhaltende Betriebe, die mit einer Düse auskommen möchten.


Zudem bestimmt die Fahrgeschwindigkeit die Größe der Düse. Wenn Sie durchschnittlich 6 bis 8 km/h fahren und 200 l/ha ausbringen möchten, können Sie eine 03er-Größe (blau) wählen. Fahren Sie ein wenig schneller, das heißt mehr als 8 km/h, dann kommt eher die rote 04er-Größe infrage (s. Übersicht 1). Diese Eindüsenstrategie nutzen neben Viehhaltern meist kleinere Ackerbaubetriebe mit Getreide, Raps, und Mais in der Fruchtfolge. Wenn Sie viele Einsatzgebiete mit einer einzigen Düse abdecken wollen, wird dies allerdings immer ein Kompromiss bleiben (s. Übersicht 2).


Mehrfachdüsen-Strategie:

Kommen weitere Kulturen wie Kartoffeln, Rüben usw. hinzu, sollte man über eine Mehrdüsenstrategie nachdenken, um den Einsatzbereich der Düsen optimal auszunutzen. Hierbei sollte man sich für eine Bauform (kompakt oder lang) entscheiden, um Fehlanwendungen zu vermeiden. Denn eines ist klar: Wer eine lange Injektordüse mit zu niedrigem Druck fährt, hat vielleicht eine hohe Abdrift­sicherheit, aber die Wirkung kann je nach Einsatzgebiet erheblich leiden.


Ob Doppelflachstrahldüsen an eine Spritze gehören, hängt auch von der Philosophie bzw. den angebauten Kulturen des Betriebes ab. Mit diesen Düsentypen erhält man jedoch mehr Sicherheit bei allen senkrechten Zielflächen, wie z. B. Ähren- und Herbizidbehandlungen auf extrem klutigen Böden, Sonderkulturen usw. Über die Schattenbildung beim Spritzen in extremen Jahren muss man sich damit keine Gedanken mehr machen. Die Bedenken vieler Praktiker, dass diese Düsen schneller verstopfen, gehören meist der Vergangenheit an. Denn durch die Injektordüsentechnik finden die Dosierung und Tropfenaufbereitung an unterschiedlichen Orten statt. Außerdem besitzt eine 03er-Doppelflachstrahldüse nicht mehr zwei 015er-Mundstücke. Immer mehr Hersteller bieten auch abdriftsichere Doppelflachstrahldüsen an.


Ob die Spritzwinkel 10° bzw. 30° nach vorne und 50°, 30° bzw. 70° nach hinten gerichtet sein müssen, hängt von der Spritzentechnik und dem Düsenhersteller ab. Denn bei einer kompakten IDKT (30°/30°) kann es bei hubmastgeführten Gestängen ab einer gewissen Bestandeshöhe zum Anspritzen des Gerätes kommen. Hier kann der Landwirt hinter der Spritze entsprechende kurze Injektorflachstrahldüsen einbauen.


Welche Kombinationen möglich sind, ohne dass man die Abdriftminderungsklasse verliert, sollten Sie vorab mithilfe der vom JKI geführten Liste der abdriftmindernden Geräte abklären. Setzt ein Betrieb zudem noch entsprechende Mengen an Flüssigdünger ein, lässt sich die Mehrdüsenstrategie durch spezielle Flüssigdüngerdüsen (SJ7, FD, Pre etc.) abrunden.


Möchten Sie nicht auf den Einsatz Clomazone-haltiger Mittel verzichten, sollten Sie die speziellen Clomazone-Düsen Syngenta 130 05 bzw. Lechler Pre 130 05 verwenden. Denn diese erlauben, den maximalen Einsatzbereich an Tempo und Abdriftminderungsklasse (mind. 90 %) auszuschöpfen. Denn auch eine IDKN 120 03 besitzt zwar bei 1 bar eine 90 %-Eintragung, um damit 300 l/ha auszubringen, man darf dann aber nur maximal 2,8 km/h fahren. Das kommt einem Ausschlusskriterium gleich. Mit Clomazone-Düsen lassen sich auch sehr gut Flüssigdünger ausbringen.


Randdüse zu Gewässern:

Unabhängig von der jeweiligen Düsenstrategie empfiehlt es sich, im Randbereich zu Gewässern eine Randdüse (IDKS, IS, AirMix OC, AIUB usw.) einzusetzen, um einen Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in den länderspezifischen Randstreifen zu vermeiden. Ein weiterer Vorteil: Sie können die volle Mittelaufwandmenge fast bis an den Rand ausbringen. Sie handeln sich also keine Minderwirkung bzw. Resistenzprobleme durch zu geringe Wirkstoffmengen ein.


Man muss nur daran denken, die Randdüse durch eine symmetrische Düse in der nächsten Bahn auszutauschen, um eine Streifenbildung in der Fläche zu vermeiden. Am einfachsten geht das durch eine elektrische bzw. pneumatische Randdüsenschaltung von der Kabine aus.


Wer seine Spritze nachrüsten möchte, kann dies bei den Düsenherstellern mit moderaten Kosten realisieren. Je nach Ausstattung der Spritze entstehen Kosten von ca. 150 €. Diese fallen z. B. für eine Variante an, die sich vor allem bei kleinen Strukturen anbietet, die ein häufiges Zu- und Wegschalten notwendig machen.


Eine kostengünstigere Variante kommt für die Spritzen ohne Mehrfachdüsenkörper infrage. Hier reicht es z. B. aus, einen Düsenträger im Randbereich durch einen Dreifach-Düsenträger auszutauschen. Denn dann lässt sich die Randdüse durch einfaches Verdrehen leicht zu und wegschalten. Man muss zwar absteigen, dadurch lassen sich aber ca. 120 € sparen. Wenn man wenig Flächen hat, ist dies durchaus eine Lösung.


Um Abdrift möglichst zu vermeiden, sollten Sie auch andere Maßnahmen ergreifen. Eine Gestängeabsenkung auf etwa 40 cm sowie eine Geschwindigkeits- und Druckreduktion gehören zu den Standardmaßnahmen, nicht nur am Rand von Gewässern. Beachten Sie auch den Wind. Wenn dieser direkt von der Seite kommt und zum Gewässer hin weht, gelangen eventuell mit dem Sprühnebel Pflanzenschutzmittel ins Gewässer. Letztlich dienen all diese Maßnahmen dazu, dass die Mittel nur dorthin gelangen, wo sie hingehören. Nur so lässt sich eine gute Wirkung in den Pflanzenbeständen erzielen.

Die Redaktion empfiehlt

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.