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Wenn die Heizung zum Arzt muss

Lesezeit: 5 Minuten

Wenn ältere Heizungen mehr Brennstoff verbrauchen als sie dürften, ist es Zeit für einen Heizungs-Check. Wir haben einem Experten über die Schulter geschaut.


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Oliver Schlering aus Rinkerode ist nicht einfach nur ein Heizungsinstallateur. Man könnte ihn auch als Heizungs-Doc bezeichnen. Wenn er oder einer seiner Mitarbeiter zum Kunden ausrücken, haben sie hochsensible Technik im Gepäck, schließen unzählige Sensoren an die Anlage an und blicken damit in das Innere der Feuerungen. Am Ende flimmern wie bei einem EKG in einer Arztpraxis Diagramme über die Bildschirme, anhand derer sie ihre Diagnose stellen.


Bezeichnenderweise heißt der Service auch „Heizungs-EKG“. Und wie bei einem Patienten-Check geht es dem Ingenieur darum, ob das Herz der Anlage (die Feuerung) und die Blutbahn (der Wasserkreislauf) intakt sind, und vor allem darum, ob beide optimal zusammenarbeiten.


Auf die ungewöhnliche Dienstleistung kam Schlering vor rund acht Jahren. Ihm fiel auf, dass viele Feuerungen deutlich mehr verbrauchten als sie eigentlich müssten.


Wartung kommt zu kurz:

Die Gründe dafür sind vielfältig. Hier nur ein paar Beispiele:


  • Die Räume in der Nähe der Heizung sind meist zu heiß, die weiter entfernten hingegen zu kalt. Reflexartig stellen viele Installateure in solchen Fällen dann die Temperatur des Heizwassers höher ein oder bauen eine größere Umwälzpumpe ein. Zwar sind die Kunden danach zufrieden und alle Räume werden meist ausreichend warm. Doch das hat seinen Preis: Der Energiebedarf der Heizung schießt in die Höhe.


Schlering kann dagegen anhand des EKG genau erkennen, wo in einer Wohnung oder einem Stall wie viel Wärme benötigt wird und mit wenig Aufwand den Heizkreislauf darauf einstellen. Dabei berücksichtigt er auch, dass beispielsweise Schlafzimmer weniger Wärme benötigen als Wohnzimmer mit vielen Außenwänden. Deshalb misst Schlering bei seinem Check auch die Außen- und Innenwandtemperaturen der Wände und berücksichtigt die Ergebnisse in der Analyse der Daten.


  • Ältere Heizungskessel kennen oft nur zwei Betriebszustände: aus oder an. Wenn die Heizung in Betrieb ist, ruft sie ihre maximale Leistung ab. Dabei ist genau das sehr ineffizient. Denn nur sehr selten wird die komplette Leistung einer Heizung benötigt und in der Regel springen diese Anlagen für ein paar Sekunden an und schalten sich dann direkt danach wieder aus. Moderne Anlagen modulieren dagegen. Das heißt, die Feuerungsleistung passt sich stufenweise oder sogar stufenlos dem aktuellen Wärmebedarf an. Diese Anlagen arbeiten somit überwiegend im Teillastbereich und takten auch sehr viel weniger als ältere Modelle.


Nicht immer können oder wollen die Betreiber sich aber eine neue Heizung zulegen. Wenn Schlering daher feststellt, dass die Heizungen zu oft zwischen an und aus wechseln, lässt sich oftmals auch mit ein paar Tricks das ungünstige Verhalten abstellen. So kann der Heizungsprofi beispielsweise einen Pufferspeicher in das System einbauen. Die Heizung würde dann die-sen zunächst aufheizen und erst dann wieder anspringen, wenn die Temperatur im Wassertank abgekühlt ist. Das häufige Takten gehört danach der Vergangenheit an. Der Speicher kann im Übrigen bei einem späteren Heizkesseltausch weiter verwendet werden. Die Investition war somit nicht um-sonst.


  • Heizungen arbeiten oft nach sogenannten Heizkurven. Das sind Programme, die die Arbeitsweise der Kessel bestimmen. Dabei orientieren sich die Hersteller an Durchschnittsbedingungen, die in der Regel nicht dem tatsächlichen Heizverhalten der Verbraucher entsprechen. Schlering passt daher die „Fahrpläne“ entsprechend an und kann so oft den Verbrauch der Heizung senken.
  • Die Umwälzpumpe pumpt das heiße Wasser zu schnell durch die Heizungsrohre. Deshalb wird zu wenig Wärme an die Räume abgegeben und das Wasser kommt viel zu heiß wieder in der Feuerung an. Das ist besonders ineffizient, weil das Heizungswasser vereinfacht dargestellt nur im Kreis gepumpt wird. Mit ein paar wenigen Handgriffen kann Schlering auch das abstellen. Dadurch wird auch der Wirkungsgrad der Heizungsanlage verbessert. Denn grundsätzlich gilt die Faustformel bei modernen Heizkesseln: Je kälter das Rücklaufwasser, desto besser der Wirkungsgrad und desto niedriger die Energiekosten.


EKG bringt Klarheit.

„Leider kann ein Laie kaum abschätzen, ob seine Anlage optimal arbeitet oder nicht“, erklärt Schlering. Schließlich verbrauchen Heizungen im Laufe der Zeit je nach Witterung unterschiedlich viel. Es gibt somit keinen Vergleichsmaßstab, an dem man einen zu hohen oder zu niedrigen Wert feststellen könnte. „Und genau hier kommt unser Heizungs-EKG ins Spiel“, fügt er hinzu.


Das Prozedere dauert etwa 24 Stunden. Ein Techniker installiert dazu die Messgeräte an der Heizung und holt diese dann einen Tag später wieder ab. Nach der Auswertung bespricht Schlering die Ergebnisse dann mit dem Auftraggeber. Außerdem erhält dieser eine Zusammenfassung der Ergebnisse mit Empfehlungen, wie und wo Fehler, Mängel oder Optimierungsbedarf bestehen.


„Der Kunde entscheidet, was er davon in Auftrag geben will und was nicht“, erklärt Schlering den Ablauf.


Aus seiner Sicht lohnt sich die Messung. Zwar müssen seine Kunden mit Kosten von mindestens 1 100 € rechnen, allerdings lässt sich fast immer der Verbrauch um 15 % (Einfamilienhaus) bis 35 % (größere Betriebe) reduzieren. Diethard Rolink

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