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top agrar- SYSTEM-VERGLEICH - Zweieiige Zwillinge

Lesezeit: 7 Minuten

Claas bietet zwei komplett eigenständige Feldhäcksler-Baureihen an und hat den „kleineren“ 800er Jaguar dazu überarbeitet. Wir wollten wissen, wo die Unterschiede zwischen der großen und der kleinen Raubkatze liegen.


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Mit insgesamt zehn verschiedenen Grundmodellen haben die Harsewinkler von allen Häcksler-Herstellern die meisten Modelle im Programm. Auch wenn Deutschland weltweit der größte Absatzmarkt für Feldhäcksler ist, bedeutet das aber „nur“ etwas über 500 Maschinen. Weltweit sind es jährlich etwa 2 500. Und diesen Markt müssen sich auch noch fünf Hersteller teilen. Was bringt diese Modellvielfalt dem Kunden?


Bereits 2007 hat Claas die großen Jaguar 900-Modelle mit neuer V-Max- Trommel und Motorleistungen von 455 bis 884 PS eingeführt. Der Vertrieb der 800er-Häcksler bis 653 PS und altbekannter Technik lief parallel aber weiter und bot eine günstige Alternative zum modernen 900er Jaguar.


Das bleibt auch in Zukunft so. Denn zur letzten Agritechnica stellte Claas eine komplett neue 800er-Baureihe mit insgesamt vier Modellen vor, die die bisherige Serie endgültig ablöste. Diese preiswertere Häcksler-Baureihe bis 598 PS hat bei Claas die interne Typenbezeichnung 496 und ist eine Mischung aus dem alten 800er (Typ 492) und dem bisherigen 900er (Typ 494). Der große 900er Jaguar trägt jetzt die Typenbezeichnung 497.


In der Motorleistung identisch sind jeweils die Modelle 850 und 930, 860 und 940 sowie 870 und 950. Da sich die beiden Baureihen auch optisch ähneln, wollten wir wissen, wo die Unterschiede im Detail liegen und haben über die letzte Saison einen Jaguar 860 und einen 940 begleitet.


Gleich stark:

Beide Häcksler arbei-ten mit dem gleichen 15,9 l-Mercedes-V8-Motor, der bei 1 800 U/min seine maximale Leistung von 510 PS erreicht. Claas-typisch sind die Triebwerke quer eingebaut, damit sie ihre Kraft möglichst direkt über das Powerband auf die Häckselaggregate geben.


Die 8-Zylinder-Triebwerke werden bei der Umstellung auf die Abgasstufe Tier 4 final übrigens Reihen-6-Zylindern weichen, die dann aber wieder die gleiche Leistung in beiden Baureihen erreichen, wie ihre Vorgänger mit zwei Töpfen mehr.


Und damit ist auch schon die Frage nach dem Durchsatz beantwortet: Unterschiede zwischen dem 800er und 900er Jaguar mit gleicher Motorleistung bei identisch eingestellter Schnittlänge gibt es nicht! Deshalb haben wir die Durchsätze nicht gemessen. Und auch beim Dieselverbrauch sind keine Unterschiede zwischen beiden Baureihen zu erwarten.


Zwei Trommeln:

Der Hauptunterschied findet sich bei den beiden Häckselaggregaten. Während der 800er Jaguar weiter mit der seit über 20 Jahren bewährten V-Classic-Trommel unterwegs ist, schneidet der 900er mit der V-Max-Trommel. In erster Linie unterscheiden sich beide Konzepte durch ihre Messerform und die Montage der Messer. Beide Trommeln sind mit 750 mm Breite und 630 mm Durchmesser in ihren Abmessungen identisch.


Die Messer der V-Classic-Trommel sind mit je vier Schrauben mit der Trommel verschraubt. Zum Ausrichten der Messer holt man sich mit einer Abstandslehre die Distanz zwischen Messer und Gegenschneide und zieht die Schrauben dann dementsprechend an. Der Messerwechsel ist beim 800er sicherlich etwas anspruchsvoller als beim 900er mit seiner V-Max-Trommel. Auf diesem Trommelkörper sitzen vier Sterne, auf denen die gewölbten Messer verschraubt sind. Mithilfe einer Lehre, die wie ein Distanzstück zwischen Schraube und Messer kommt, passt das nur einmal, sodass man die Messer nicht mehr ausrichten muss. Durch die gewölbte Schaufelform und Einbettung der 900er-Messer übertragen ausschließlich die Trommelsterne die Kraft, nicht mehr die Schrauben. Deshalb sind die V-Max-Messer auch nur noch mit zwei Schrauben befestigt.


Ein weiterer Vorteil für den 900er: Mit der gewölbten Schaufelform ist auch das Nachstellen der Messer Geschichte. Die Gegenschneide wird einfach bis zum Endanschlag nachgestellt, bevor man die Messer tauscht. Insgesamt gibt es je nach Messerzahl vier Trommelvarianten (V20, V24, V28 und V36). Das bringt dem 900er mit V-Max-Trommel einen Schnittlängenbereich von 3,5 bis 53 mm. Bei der V-Classic-Trommel gibt es die Varianten V20, V24 und V28 und damit einen Schnittlängenbereich von 3,5 bis 42 mm (je nach voller oder halber Messerbestückung).


Bei beiden Trommelvarianten sind die Messer V-Förmig angeordnet, das bringt einen ziehenden Schnitt und das Futter wird eher zur Mitte geführt. Bei beiden Baureihen ist das automatische Schleifen der Messer von der Kabine aus Serie. Das automatische Einstellen der Gegenschneide gibt es dagegen beim 800er nur optional. Wir würden das aber immer empfehlen. Ein Plus an Sicherheit bringt eine neue Scheibenbremse, die beim Ausschalten des Häckselaggregates jetzt auch die 800er-Trommel in etwa 2 Sekunden aktiv abbremst. Beim 900er bremst Claas die Trommel beim Abschalten durch den Hydroantrieb des Schnittlängengetriebes ab.


Unterschied Einzug:

Bei beiden Jaguar-Baureihen pressen vier Walzen das Futter vor. Die Schnittlängengetriebe sind aber unterschiedlich. Beim 800er Jaguar ist Claas dem mechanischen, sechsstufigen Schnittlängengetriebe des Typs 492 treu geblieben, hat es für die neue Generation allerdings etwas verstärkt. Um die Schnittlänge zu verstellen, muss man also absteigen und der Einzug muss stillstehen.


Der 900er Jaguar ist mit einer verstärkten unteren Vorpresswalze unterwegs und bietet mit insgesamt 180 mm etwa 28 % mehr Auslenkung der Walzen für größere Futtermengen. Dafür ist die Position der Gegenschneide etwas tiefer. Der hydraulische Antrieb des Getriebes ermöglicht das Verstellen der Schnittlänge während der Fahrt. Das ist zwar komfortabel, bietet aber noch eine wichtigere Option: Wenn der 900er mit einer kontinuierlichen Feuchtemessung ausgestattet ist, kann er die Schnittlänge automatisch anpassen. Dazu lässt sich im Terminal ein Regelbereich festlegen. Vor allem bei Flächen mit sehr ungleichmäßigen Trockensubstanzen bringt das gleichmäßigeres Futter ins Silo.


Bei beiden Baureihen, egal ob mechanisch oder hydraulisch angetrieben, lässt sich der Vorsatz auf Wunsch mit dem Steindetektor „Stop Rock“ ausrüsten. Unser Rat: Das System ist vor allem im Graseinsatz absolut Pflicht! Damit auch alle Vorsatzgeräte vom 900er an den 800er passen (bis auf das Direct Disc 610), hat man in Harsewinkel übrigens alle Schnittstellen inklusive der automatischen Klauenkupplung für den Antrieb vereinheitlicht.


Im Maiseinsatz ist der Jaguar 800 serienmäßig mit dem Intensiv Cracker M mit 196 mm Durchmesser unterwegs. Optional gibt es aber auch für diese Baureihe den Multi-Crop-Cracker M (Serie beim 900er) mit gleichem und für den 870 sogar den Multi-Crop-Cracker L aus den beiden größten 900er-Modellen 970 und 980 mit 250 mm Durchmesser.


Der letzte feine Unterschied zwischen beiden Baureihen findet sich beim Auswurfbeschleuniger. Beim 900er lässt sich das Spaltmaß zwischen Gebläseschaufeln und Rückwand stufenlos von 2 mm für hohe Wurfleistungen (z. B. beim Anhäckseln oder trockenem Erntegut) bis 10 mm für geringere Leistungen (weniger Kraftbedarf und Verschleiß) einstellen. Beim 800er kann man das Spaltmaß einfach mechanisch über ein Spannschloss anpassen.


Etwas günstiger:

Die Kabine und alle möglichen elektronischen Zusatzaustattungen (Easy-Paket), wie Ertragserfassung, automatische Wagenbefüllung (Autofill) sind identisch. Damit muss man beim 800er also keineswegs auf Komfort verzichten und kann den Feldhäcksler ebenso komplett ausrüsten wie seinen größeren Bruder. Lediglich die Dimension der größtmöglichen Bereifung fällt beim 800er kleiner aus.


Bleibt natürlich die alles entscheidende Frage, wie viel günstiger der 800er Jaguar im Vergleich zur größeren Baureihe tatsächlich ist: Der Jaguar 940 steht als Grundmaschine mit 354 420 € in der Claas-Preisliste (zzgl. MwSt.). 328 950 € verlangt der Hersteller für den Jaguar 860 in vergleichbarer Ausstattung – das sind immerhin gut 25 000 € Differenz laut Liste. Natürlich handelt es sich bei diesen Summen noch nicht um endverhandelte Preise – da dürfte zumindest noch die Pick-up drinsitzen!


Jan-Martin Küper

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