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"Der Biogasmarkt zieht gerade an"

MT Energie zählt im Biogasgeschäft zu den führenden Anbietern und ist breit aufgestellt z.B. mit Gaseinspeisung oder der Stromdirektvermarktung. Trotzdem ist Ihr Unternehmen finanziell in Schieflage geraten, Sie erwarten einen Verlust nach Steuern von 20 Mio. Euro. Was hat dazu geführt?

Lesezeit: 6 Minuten

MT Energie zählt im Biogasgeschäft zu den führenden Anbietern und ist breit aufgestellt z.B. mit Gaseinspeisung oder der Stromdirektvermarktung. Trotzdem ist Ihr Unternehmen finanziell in Schieflage geraten, Sie erwarten einen Verlust nach Steuern von 20 Mio. Euro. Was hat dazu geführt?

 

Niedermayer: Die Nachfrage nach dem Neubau von Biogasanlagen hat sich schlechter entwickelt als noch vor einigen Monaten erwartet. Die Fertigstellung einiger Projekte verschiebt sich in das Jahr 2014. Auch die politischen Diskussionen im Rahmen der Energiewende haben die Nachfrage verschlechtert – insbesondere in Deutschland, unserem Hauptabsatzmarkt. Das Wachstum im Auslandsgeschäft konnte den Nachfragerückgang im Inland nicht kompensieren. Demnach müssen wir – wie viele unserer Wettbewerber – die Überkapazitäten anpassen, die wir in den vergangenen Jahren starken Branchenwachstums aufgebaut haben.

Dazu kommt, dass unsere Umsätze überwiegend in der zweiten Jahreshälfte entstehen, vor allem im vierten Quartal. Wir rechnen schon in diesem Jahr mit einer Belebung des Geschäfts. Wir erwarten bereits 2014 wieder ein positives Nachsteuerergebnis.


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Biogasfirmen der ersten Stunde wie Farmatic, Schmack Biogas, Haase Energietechnik und jetzt auch Biogas Nord mussten Insolvenz anmelden. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie das für Ihr Unternehmen verhindern?

 

Niedermayer: Wir haben zahlreiche Restrukturierungsmaßnahmen in die Wege geleitet, um die Kostenstruktur unseres Unternehmens an die geringeren Umsätze anzupassen und Überkapazitäten abzubauen. Im Jahr 2014 wollen wir damit 15 Mio. Euro einsparen. Strategisch richten wir unseren Fokus international klar auf unser Kerngeschäft und die wachsenden Märkte in Europa wie England, Frankreich, Polen und die baltischen Staaten, in denen die Bedingungen für den Ausbau der Biogastechnologie sehr günstig sind. Aus Märkten wie USA oder Kanada ziehen wir uns zurück, weil wir die Rahmenbedingungen für die Biogasproduktion als ungünstig einschätzen.




 

Im vergangenen Jahr haben Sie die strategische Partnerschaft zu dem internationalen Konzern Big Dutchman bekannt gegeben. Welche Früchte trägt diese heute?

 

Niedermayer: Wir haben im Rahmen dieser Kooperation Zugang zu zahlreichen lukrativen Märkten erlangen können – insbesondere in Russland, Brasilien und Asien. Unsere geschäftlichen Aktivitäten befinden sich in diesen Märkten noch in der Anlaufphase und sollen in den kommenden Jahren intensiviert werden. Hier war es zunächst einmal wichtig, den sprichwörtlichen „Fuß in die Tür“ zu bekommen und die Anforderungen der dortigen Kunden und den Markt insgesamt zu verstehen. Innerhalb der EU konnten wir in Märkten wie in Frankreich, Großbritannien und Italien dank der Kooperation schon jetzt Synergien im Vertrieb schöpfen.




 

Viele Landwirte fühlen sich häufig von den Herstellern ihrer Anlagen im Stich gelassen. In diese Servicelücke stoßen jetzt Firmen, die die Anlagen modernisieren.  Welchen Stellenwert hat das Servicegeschäft bei Ihnen?

 

Niedermayer: Es mag sein, dass dieser Eindruck bei vielen Anlagenbetreibern vorherrscht. Aber mit Sicherheit nicht bei unseren Kunden. Wir begleiten unseren Kunden vom Acker bis ins Gas- oder Stromnetz und darüber hinaus. Die Geschäftsbereiche Service, Repower und Gasaufbereitung tragen im Inland bereits mit 40 % zum Umsatz bei. Angesichts der vermehrt auslaufenden Gewährleistungen mit zunehmend steigender Tendenz. Dies betrifft nicht allein unsere rund 600 Kunden. Bereits heute betreuen wir 400 von Wettbewerbern erstellte Anlagen im Servicebereich.




 

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) als Motor für die Biogasbranche steht wieder einmal vor einer Reform. Allerdings stößt in vielen Regionen Deutschlands die Zahl der Biogasanlagen heute schon an ihre Grenzen. Kann ein neues EEG den Markt überhaupt wiederbeleben?


Niedermayer: Die Zeiten des extrem starken Zubaus von Biogasanlagen wie in den Jahren 2010 und 2011 werden wir sicherlich nie wieder erleben. Gleichwohl bietet der deutsche Markt immer noch interessante Perspektiven. Zum einen ist das der Bau von Kleinanlagen auf Güllebasis. Zum anderen bietet aber auch der gesamte Bereich der Abfallstoffe noch erhebliches Potenzial. Diese werden in Deutschland bislang völlig unzureichend für die Energiegewinnung in Biogasanlagen genutzt. Das liegt natürlich auch an dem Ausschluss mancher Stoffe im EEG. Hier sehen wir erheblichen Anpassungsbedarf. Darüber hinaus würden wir uns weitere gesetzliche Impulse beim Thema Gasaufbereitung wünschen.  

Energiemais ist politisch stark unter Druck geraten. Auch schießen die Preise in die Höhe. Inwieweit wird es ein neues Anlagenkonzept zur Vergärung alternativer Substrate wie Gras, Zwischenfrüchte usw. geben müssen?



Niedermayer: Mais war zwar in den vergangenen Jahren der Hauptinputstoff für Biogasanlagen, aber in den vergangenen Jahren haben ja durchaus auch schon andere Stoffe eine Rolle gespielt. Zu nennen sind hier insbesondere Grassilage oder auch Zuckerrüben. Von daher sind wir schon seit mehreren Jahren dabei, die Anlagentechnik auf neue Substrate umzustellen. Darüber hinaus haben wir in den vergangenen Jahren in Deutschland, aber insbesondere auch in den Auslandsmärkten den verstärkten Trend hin zum Einsatz von strohhaltigem Mist beobachten können. Auch diesen Inputstoff können wir mit unserer Einbringtechnik sehr gut verarbeiten. Nicht zuletzt hat MT-Energie bereits einige Anlagen gebaut, die Abfallstoffe, beispielsweise aus der Lebensmittelindustrie wie aussortierte Kartoffeln oder Möhren, verarbeiten können. 





Die Biogasbranche steht vor einem Umbruch, statt der Stromerzeugung rund um die Uhr sollen die Anlagen künftig Systemdienstleistungen übernehmen und Strom bedarfsgerecht erzeugen. Könnte das noch einmal eine neue Investitionswelle in Deutschland auslösen?


Niedermayer: Das ist durchaus zu erwarten. Für Anlagenbauer ist das Thema insbesondere interessant, weil bei vielen Anlagen der Einstieg in die Vermarktung mit Umbaumaßnahmen verbunden ist. Dazu zählen beispielsweise größere Gasspeicher, intelligente Steuerungen und Motoren mit höheren Wirkungsgraden. Vor diesem Hintergrund wäre es wünschenswert, wenn man auch für kleinere Anlagen entsprechende finanzielle Anreize schaffen würde.





Viele große Tierhaltungsanlagen mit viel Gülle auch in Westdeutschland haben heute noch keine Biogasanlage. Auf diesen Markt stürzen sich im Moment fast nur neue Anlagenhersteller mit speziellen Konzepten. Wie schätzen Sie diesen Markt ein?


Niedermayer: Das Potenzial auf diesem Markt ist sicherlich sehr groß. Die Zahl von 10.000 potenziellen Anlagen ist beeindruckend genug. Dazu kommt, dass die Nutzung der Gülle in einer Biogasanlage ökologisch viele Vorteile bietet. MT-Energie hat in den vergangenen Jahren reine Gülleanlagen in der Größenordnung von 75 kW, 190 kW bis hin zu 889 kW errichtet, die sehr wirtschaftlich laufen. 




 

Große Hoffnung liegt auf der Technik „Power-to-Gas“, bei der Windstrom über Hydrolyse in Wasserstoff umgewandelt wird. Dieser Wasserstoff könnte in bestehenden Biogasanlagen dazu dienen, den Methangehalt zu erhöhen. Auch Sie sind mit einem Projekt in diesem Bereich aktiv. Inwieweit sehen Sie hierin eine Chance für bestehende oder neue Biogasanlagen?

 

Niedermayer: Wir schätzen das Potenzial als sehr hoch ein. Eine Biogasanlage mit Gasaufbereitung mittels Aminwäsche ist eine optimale Quelle für das benötigte CO2. Eine intelligente Verschaltung von Methanisierung und Gasaufbereitung ist Basis eines hocheffizienten Anlagenkonzepts. Warum sonst sollte beispielsweise ein innovationsgetriebenes Unternehmen wie Audi dieser Technologie einen hohen Stellenwert einräumen? Die Audi AG hat MT-BioMethan mit dem Bau einer Aminwäsche beauftragt. Bis Ende dieses Jahres wird das Audi e-gas-Projekt in Werlte in Betrieb genommen. Insofern ist die Praxisreife vorhanden.

 

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