Andreas Sentker von der „ZEIT‘‘ schätzt die Lage der Landwirtschaft richtig ein. Jeder Bauer im Verband fühlt, dass eine ganze Menge falsch läuft. Dennoch hält die Verbandsspitze an ihrem über fünfzig Jahre alten Slogan: ,,Wachsen oder Weichen‘‘ fest!
Der große Nachteil der immer größer werdenden „sauber geführten“ Fleischproduktionsanlagen ist die Ausbringung großer Güllemengen. Es dauert nicht mehr lange, dann werden Jagdgewehre nur noch an Silvester gebraucht, weil es von Februar bis Mai nach Gülle und Dieselresten stinkt.
Wenn wir mehr Wertschätzung für unsere Lebensmittel und die Arbeit der Bauern wollen, dann müssen erst mal weltweite Standards in der Nutz- und Masttierhaltung definiert und eingehalten werden. Tiere, die nicht nach solchen Standards gehalten werden, dürften dann nicht verkauft werden!
Wenn wir den Tieren ein besseres Leben zugestehen wollen, darf ihnen kein Körperteil entfernt werden. Nur die Kastration der männlichen Schweine ist unverzichtbar. Bei diesem Eingriff leiden die kleinen Ferkel sogar ohne Betäubung fast gar nicht. Wer alternativ unkastrierte Eber wochenlang quälen oder mit Chemie vollstopfen möchte, verzichtet auf die Kastration und geht obendrein das Risiko ein, dass das Fleisch der unkastrierten Tiere die Küche zum Stinken bringt.
Wenn die Schweine ihre Ringelschwänze behalten dürfen, die Rindviecher ihre Hörner und Schwänze sowie die Federtiere ihre Schnäbel samt Flügelspitzen, dann müssen ihre Stallungen automatisch tiergerechter gebaut werden. Wird dabei die Tierhaltung wieder mehr an die verfügbaren Ackerflächen gebunden, nimmt die Artenvielfalt von selber wieder zu.
Werden hingegen weltweit weiterhin nur noch Fleischproduktionsanlagen gebaut, sehe ich schwarz für die Tiere, die Umwelt, die Verbraucher, die Bauern und sogar für die zukünftige Menschheit.
Den Start in eine wirklich moderne, bäuerliche tierfreundliche und menschenfreundliche Landwirtschaft muss man wollen, alles andere kommt dann von selber!
Martin Ramschulte,
48624 Schöppingen