Martin Häusling, Agrarsprecher der Grünen im Europaparlament, begrüßt die schnelle Hilfe der EU-Kommission für die vom russischen Importstopp betroffenen Obst- und Gemüsebauern. Zugleich warnt er jedoch vor falschen Schlussfolgerungen und Konsequenzen.
„Erst die jahrelang forcierte, einseitige Ausrichtung der Agrarindustrie auf Masse statt Klasse hat die europäische Landwirtschaft in gefährliche Abhängigkeiten von Agrarexporten getrieben. Diese Politik hat eine auf Qualität, Ressourcenschutz und gewachsene Strukturen orientierte europäische Lebensmittelerzeugung und Agrarpolitik verhindert. Dieser Kurs wurde leider mit der jüngsten Agrarreform bestätigt“, so Häusling.
Ein bloßes Ersetzen der Absatzmärkte ist seiner Meinung nach der falsche Weg. Die EU müsse stattdessen die derzeit notwendigen Stützungen konsequent an eine Neuausrichtung der europäischen Agrarpolitik binden. „Sie muss auf nachhaltige und diversifizierte Erzeugungs- und Vermarktungsstrukturen setzen. Ein Zurück in einen Mechanismus vorsintflutlicher Exporterstattung, die die Nahrungsmittelerzeugung und Märkte in weniger entwickelten Ländern belasten, darf es dabei keinesfalls geben“, so der Grünen-Politiker.
Bereits heute sei absehbar, dass vor allem die bäuerlichen Produzenten - weltweit, aber auch in Europa - unter den Folgen fallender Preise zu leiden haben. Weniger betroffen aber seien diejenigen Großerzeuger, die sich vor ihrer Verantwortung für die entstandene Situation wegducken, aber jetzt von der EU Hilfen verlangen, meint der Landwirt. „Dabei waren sie es, die solchen Kriseninstrumenten über Jahre ihre Notwendigkeit abgesprochen und maximale Marktliberalisierung eingefordert haben. Eine Forderung, die nicht nur für gute Zeiten gelten kann und diese Unternehmen dazu verpflichten sollte, jetzt auch das Risiko für Fehlinvestitionen und Wetten aufs falsche Pferd zu tragen.“
Ähnlich äußerten sich Kirsten Tackmann sowie Maria Heubuch:
Tackmann: „Exportorientierte Agrarwirtschaft nicht zukunftsfähig“ (4.9.2013)
Heubuch: Exportorientierung schadet Entwicklungsländern (20.8.2014)