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Bullenmast: Wachsen, aber zu welchem Preis?

Lesezeit: 6 Minuten

Von vier Euro können die Bullenmäster aktuell nur träumen. Viele haben allerdings zuletzt gut verdient und wollen wachsen. Aber es fehlen gute Kälber und günstige Flächen. Benedikt Ewigmann hat die Bullen-Profis deutschlandweit befragt.


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Mehr als zwei Drittel der Bullenmäster beurteilen ihre wirtschaftliche Lage als gut bis sehr gut. Das ist die schöne Nachricht. Die schlechte lautet: Viele Betriebsleiter sehen für ihren eigenen Betrieb kaum noch Entwicklungsmöglichkeiten. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der Masterarbeit von Benedikt Ewigmann, die gemeinsam von der Universität Göttingen und dem Braunschweiger Thünen-Institut begleitet wurde. Im Sommer 2012 hat Ewigmann insgesamt 348 Rindermäster in Deutschland zu ihrer Situation und ihren Perspektiven befragt.


An der Umfrage nahmen vor allem spezialisierte Bullenmäster teil. Die meisten kamen aus den typischen Mastregionen:


  • Nieder- und Oberbayern
  • Mittel- und Unterfranken
  • Münsterland
  • Weser-Ems
  • Küstenregion (Niedersachsens und Schleswig-Holsteins)


Mit deutlich über 200 Stallplätzen sind die befragten Betriebe in Nordwestdeutschland wesentlich größer als in Bayern, wo die Befragten im Schnitt weniger als 200 Bullen halten. Gleiches gilt auch für die Flächenausstattung der Betriebe (siehe Übersicht 1).


Wachsen ja, aber wie?

Mehr als jeder zweite der Befragten gibt an, in der Bullenmast weiter wachsen zu wollen. Doch viele Betriebsleiter befürchten, dass ihnen dann die Kosten aus dem Ruder laufen, weil insbesondere Bullenkälber und Pachtflächen jetzt schon knapp sind.


Mit fast 80 % wird vorzugsweise Fleckvieh gemästet (siehe Übersicht 2). Alle anderen Rassen spielen nur eine untergeordnete Rolle. Dabei ist der Fleckvieh-Anteil in Süddeutschland mit über 90 % in Bayern am höchsten. Aber auch im Münsterland haben 9 von 10 Bullen einen weißen Kopf. Nur in Norddeutschland werden noch verstärkt Holstein-Tiere gemästet. Deshalb ist der Fleckvieh-Anteil mit 60 % in Weser-Ems und 34 % in der Küstenregion deutlich niedriger.


Doch auch hier sind typbetonte Kälber bzw. Fresser auf dem Vormarsch, weil etliche Mäster in den letzten Jahren umgestellt haben. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Rasse Fleckvieh verspricht höhere Zunahmen und Ausschlachtungen sowie einen besseren Erlös. Das einzige Problem ist die Verfügbarkeit.


Fleckviehkälber sind knapp, sodass die Zukaufspreise in den letzten Jahren viel deutlicher gestiegen sind als bei HF- oder Braunviehtieren. 75 % der Umfrage-Teilnehmer gehen deshalb davon aus, dass es in Zukunft schwieriger sein wird, gute Tiere zu ergattern. Vor allem in Bayern verfolgen Mäster das schrumpfende Kälberangebot sowie die steigenden Preise mit Sorge, obwohl sie den Fleckvieh-Kälbermarkt vor der Tür haben. Nur die Küstenregion mit hohem Milchviehanteil macht sich weniger Sorgen um den Kälberzukauf.


Bei der Qualität wollen die meisten Mäster trotzdem keine Kompromisse machen. Fast 60 % der Betriebsleiter sind bereit, für gute Kälber auch mehr anzulegen. Sie glauben, dass sie die Kosten dafür durch bessere biologische Leistungen wieder einspielen. Wenn die Kälber zu teuer werden sollten, würde jeder zweite Mäster den Einstalltermin aber auch mal nach hinten verschieben. Die Entscheidung für oder gegen einen Kauf treffen die meisten Mäster aber wohl eher aus dem Bauch heraus, denn nur jeder vierte rechnet vorab genau aus, was er maximal für Kälber bzw. Fresser ausgeben darf.


Bevor die Mäster aber den Stall leerstehen lassen, erhöhen sie bei steigenden Zukaufspreisen lieber die Mastendgewichte. Ob das allerdings auf Dauer funktioniert, ist fraglich. Erste Schlachtunternehmen deckeln nämlich mittlerweile die Schlachtgewichte durch schmerzhafte Abzüge. Die Teilstücke würden sonst zu groß für den Abverkauf an den Lebensmitteleinzelhandel, so die Erklärung.


Kreuzungstiere eine Alternative?

Die Mast von Kreuzungstieren kann eine Alternative zum „knappen“ Fleckvieh sein. Dagegen spricht allerdings, dass Gruppen mit Kreuzungstieren oft nicht so homogen sind wie bei reinrassigen Tieren. Das bringt nicht nur in der Vermarktung Nachteile.


Den Kälbermarkt entlasten könnte ansonsten auf Dauer nur ein reduzierter Preisabstand zwischen den einzelnen Handelsklassen der Schlachttiere. Dann hätte die Mast von HF-Bullen wieder eine größere Chance. Diese müsste aber nachhaltig sein. Die Mäster möchten klare Marktsignale und kein „Hin und Her“. Ein Springen zwischen Kälberherkünften und Rassen lehnen die meisten Halter ab. Es ist sowieso schwer abzuschätzen, welche Erlöse am Ende der Mast zu erwarten sind, schließlich gehen dabei bis zu eineinhalb Jahre ins Land. Dann ist es ärgerlich, wenn sich in der Zwischenzeit der Markt wieder dreht.


Erster Ansprechpartner bei der Kälberherkunft ist für die meisten Mäster der Viehhändler. Da gibt es auch zwischen den Regionen kaum größere Unterschiede. Bullenmäster aus dem Münsterland beziehen fast ausschließlich auf diesen Weg ihre Kälber (90 %). In den bayerischen Regionen ist der Anteil etwas geringer. Hier spielen Nutzviehmärkte noch immer eine relativ große Rolle – immerhin ein Drittel der bayerischen Mäster nutzt sie. In der Küstenregion wird fast jedes dritte Kalb noch aus der eigenen Milchviehhaltung gezogen. Der Anteil der Viehhändler ist hier mit knapp 70 % am geringsten.


Neben guten Kälbern brauchen Mäster vor allem bezahlbare Ackerflächen. Die Abhängigkeit von Pachtflächen ist insgesamt recht hoch und bei fränkischen Betrieben am größten. Zwei von drei bewirtschafteten Hektar sind hier kein Eigenland (Übersicht 3). Aber auch die Bullenmäster in Nieder-/Oberbayern, Weser-Ems und an der Küste haben durchschnittlich knapp die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche zugepachtet. Den geringsten Pachtanteil mit 40 % weisen die Betriebe im Münsterland auf.


Zu hohe Pachtpreise?

Will ein Betrieb wachsen, braucht er zusätzliche Flächen. Abgesehen von der Frage, ob diese überhaupt verfügbar sind, ist das auch eine Frage des Pachtpreises. Am schwersten haben es in diesem Zusammenhang die Mäster aus den Veredelungsregionen Münsterland und Weser-Ems, die im Schnitt fast 900 €/ha für Neupachten auf den Tisch legen müssen. Deutlich günstiger ist da schon die Neupacht in Nieder- und Oberbayern mit weniger als 700 €/ha. Die niedrigsten durchschnittlichen Pachtpreise geben die fränkischen Mäster mit 491 €/ha an. Berücksichtigen muss man allerdings, dass die Spannbreite der Angaben sehr groß ist und von 140 €/ ha in Franken bis 1 500 €/ha in Weser-Ems reicht. Viele Betriebsleiter erwarten tendenziell weiter steigende Pachtpreise.


Etwas differenzierter ist hingegen die Einschätzung zu Nährstoffüberschüssen. Während Mäster in den Veredlungszentren Weser-Ems und Münsterland größere Probleme erwarten, machen sich Bullenmäster von der Küste und vor allem aus Süddeutschland deutlich weniger Sorgen. Die Formel ist einfach: Je mehr Vieh in einer Region, desto höher die Pachtpreise und ungünstiger die Entwicklungsmöglichkeiten für die Bullenmast.


Was das für die Zukunftspläne der Betriebsleiter bedeutet und wie sie ihre Mastbullen vermarkten, lesen Sie in der nächsten top agrar-Ausgabe.

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