BVA-Präsident Konrad Weiterer warnte mit Hinweis auf voraussichtlich hohe Endbestände und vergleichsweise gute Ernteaussichten 2016 vor der Überlagerung alter Getreidebestände in die neue Saison. Allerdings sieht Weiterer ausgehend vom aktuellen Preisniveau beim Getreide auch nur noch wenig Luft nach unten.
Nach Darstellung Weiterers haben die europäischen Weizen- und Gerstenexporte in den vergangenen Wochen an Schwung gewonnen, reichen in diesem Wirtschaftsjahr im Falle Deutschlands mit bislang 4,7 Mio t Weizen und 2,1 Mio t Gerste jedoch nicht an das Niveau der letzten beiden Kampagnen heran. Trotzdem seien die lagerhaltenden Landwirte jetzt gut beraten, die aktuelle Dynamik aufzugreifen und sich sukzessive vor allem von alterntigem Weizen zu trennen, erklärte der BVA-Präsident. Die Vermarktung der neuen Ernte läuft ihm zufolge in dieser Saison nur schleppend an. So seien bislang schätzungsweise nur 8 % der neuen Weizenernte und weniger als ein Fünftel der erwarteten Rapsernte gebunden, was mehrjährigen Tiefständen entspreche. Auch wenn das derzeitige Preisniveau im Vergleich zu den vergangenen Jahren niedrig ist, rät Weiterer auch hier dazu, Teilmengen zu verkaufen. Er gibt zu bedenken, dass die hohen globalen Endbestände selbst bei einer etwas kleineren Ernte preisdämpfend wirken dürften. Eine erneut gute Ernte könne sogar zusätzlichen Druck auf die Preise ausüben, wenngleich mit den Interventionspreisen in Sichtweite nur noch wenig Spielraum nach unten bestehe.
Warenterminbörsen immer wichtiger
In Deutschland sind nach Überzeugung des BVA-Präsidenten nach dem milden und regenreichen Winter derzeit alle Voraussetzungen für eine gute Ernte 2016 gegeben, wenn auch das Wetter noch für Überraschungen sorgen könne. Nicht zuletzt wegen solcher Unwägbarkeiten wächst Weiterer zufolge die Bedeutung der Warenterminbörsen als Absicherungsinstrument gegen Marktschwankungen. Die Börsen schüfen für Landwirte, Handel und Verarbeiter Markttransparenz und böten die Möglichkeit, frühzeitig Preise abzusichern und so das Risiko zu senken, erläuterte der BVA-Präsident. Dazu müssten die Börsen aber verlässliche und planbare Rahmenbedingungen schaffen. Das plötzliche Einstellen des Euronext-Premium-Weizenkontrakts Nummer 3 sei deshalb im Agrarhandel mit Bedauern zur Kenntnis genommen worden.
Geringerer Düngereinsatz
Wie der BVA außerdem berichtete, werden die deutschen Ackerbauern in dieser Saison trotz der unbefriedigenden Marktsituation auch wegen eines relativ großen Unkrautdrucks nicht am Pflanzenschutz sparen. Der Verband rechnet hier mit 1 % bis 2 % höheren Produktpreisen als im letzten Jahr, womit sich der Preisanstieg der letzten Jahre etwa halbiert hätte. Einen deutlichen Einbruch registrierte der BVA allerdings beim Düngemitteleinsatz in Deutschland. Nach seinen Angaben dürfte der Absatz 2015/16 beispielsweise bei Harnstoff um rund ein Fünftel unter dem Vorjahresniveau und bei Kalkammonsalpeter bis zu 12 % unter dem Vergleichswert liegen. Die Zurückhaltung der Landwirte begründet der Verband einerseits mit den niedrigen Getreidepreisen, die eine intensivere Düngung unwirtschaftlich erscheinen ließen. Zudem habe auch die Witterung die Düngearbeiten in den letzten Monaten eher gebremst. AgE