An den internationalen Weizenmärkten hat sich der Anfang Juni einsetzende Kursrückgang nach Veröffentlichung der neuen Ernte- und Bilanzschätzung aus Washington beschleunigt. Im US-Agrarressort rechnet man für 2009/10 auf Weltebene weiterhin mit der zweitgrößten Weizenernte aller Zeiten, auch wenn die Schätzung gegenüber Mai jetzt um 1,6 Mio. t auf 656,1 Mio. t nach unten revidiert wurde. Private Analysten waren davon ausgegangen, dass sich die weltweiten Wetterkapriolen noch viel stärker in den amtlichen Statistiken niederschlagen.
An der Terminbörse von Chicago verlor der dort gehandelte Futterweizen nach Bekanntgabe der neuen Schätzung an nur einem Handelstag 3,3 % auf 5,95 $/bu (155,97 Euro/t). Gemessen am Ende Mai erreichten Jahreshoch von 6,75 $/bu (176,94 Euro/t) summieren sich die Kursverluste mittlerweile auf fast 12 %. Seine Ernteschätzung für die Europäische Union hat das amerikanische Landwirtschaftsministerium von bisher 138,2 Mio. t auf 136,0 Mio. t revidiert. Trotzdem ging es auch an der Pariser Matif mit den Notierungen weiter bergab, denn nach der Frühjahrsdürre in Südosteuropa hatten Marktexperten mit einer noch stärkeren Anpassung gerechnet. Neuerntiger Mahlweizen hat sich in der ersten Juni-Dekade um 8,2 % auf 151,50 Euro/t verbilligt. Zu Änderungen sah sich das US-Agrarressort auch bei der Produktionsschätzung für den Heimatmarkt genötigt.
Durch anhaltende Niederschläge im Norden des Landes konnten etliche Tausend Hektar Sommerweizen gar nicht erst gedrillt werden. Hatten die Statistiken vor einem Monat noch eine US-Weizenernte von 55,1 Mio. t ausgewiesen, sollen es jetzt nur noch 54,9 Mio. t sein. Für das benachbarte Kanada wurde die Prognose gleich um 1 Mio. t auf 25,0 Mio. t zurückgenommen. Vor allem in den südlich gelegenen Prärieprovinzen ist es verglichen mit Normaljahren zu trocken. Zusätzlich erschwert wurde die Frühjahrsbestellung durch Spätfröste. Dagegen haben sich die Ernteaussichten in Russland aufgehellt. Das dortige Weizenaufkommen wird jetzt auf 59 Mio. t taxiert, nachdem man bisher allenfalls 58 Mio. t für möglich gehalten hatte.