Wenig erfreut ist Österreichs Saatgutwirtschaft über die für nächstes Jahr vorgesehene Anhebung der Steuern von 10 % auf 13 % auf ihre Produkte, und auch das „seit Jahrzehnten verschleppte Nachbauproblem“ und die damit fehlende Züchterentschädigung ist der Branche ein Dorn im Auge.
Michael Gohn, Obmann von Saatgut Austria, der Vereinigung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Österreichs, forderte vergangene Woche in einem Interview mit AGRA-EUROPE eine EU-weite Harmonisierung der Umsatzsteuer auf Saatgut.
Die im Zuge der nächsten Steuerreform der Wiener Regierung geplante Anhebung des Steuersatzes sei zwar politisch vereinbart, stelle aber „eine weitere Marktbenachteiligung für die Landwirte im Vergleich zu Ländern wie Deutschland mit 7 % oder Italien mit nur 4 % dar“, erklärte Gohn, der als Geschäftsführer der Probstdorfer Saatzucht tätig ist.
Das Thema betreffe in erster Linie den Maisanbau. „Wir befürchten künftig Kofferraumimporte im größeren Stil, vor allem in Oberösterreich oder auch in Kärnten“, sagte der Obmann. Die Mehrbelastung für einen Ackerbaubetrieb mit einer Größe von 50 ha durch die höhere Saatgutabgabe bezifferte er auf rund 200 Euro pro Jahr.
Fortschritt nicht genug Ausmaß honoriert
Mit Blick auf das Nachbauproblem berichtete Gohn, bei Getreide gebe es in Österreich bis zu 60 % Nachbau. „Da wird uns der Fortschritt nicht in gleichem Ausmaß honoriert“. Eine Lösung für dieses Problem sei weiterhin nicht in Sicht. Die über den Sortenschutz vorgesehene Züchterentschädigung beim Nachbau sei schon vor vielen Jahren von der EU geregelt worden, unterstrich der Obman. Das diesbezügliche Internationale Übereinkommen zum Schutz von Pflanzenzüchtungen (UPOV-Abkommen) des Jahres 1991 habe Österreich auch unterschrieben, allerdings bis heute nicht umgesetzt. Daran werde sich wohl so bald auch nichts ändern. (AgE)