In Frankreich bereitet die seit Wochen anhaltende Trockenheit mittlerweile auch den Rinderhaltern große Sorge.
Nachdem schon in der vergangenen Woche für 44 Departements Einschränkungen bei der Wasserentnahme gelten und diese täglich weiter ausgedehnt werden können, hat der Präsident des Fachverbandes der Rinderhalter (FNB), Pierre Chevalier, in Paris davor gewarnt, dass nunmehr landesweit mit Notschlachtungen, insbesondere von Muttertieren, gerechnet werden müsse. Bereits im März sind dem FNB zufolge mit 165.000 Kühen und 41.000 Färsen 5 % beziehungsweise 2 % mehr Tiere geschlachtet worden als im Vorjahr.
Der Grund für diese Zunahme sei ein deutlich höherer Bestand an weiblichen Tieren im Alter von drei Jahren gegenüber dem Vorjahr gewesen. Der FNB geht davon aus, dass die Rinderhalter infolge ihrer prekären Finanzlage und mit Blick auf eine Futtermittelverknappung beziehungsweise hohe Kosten ihren Tierbestand „verjüngen wollen“. Zugleich beklagte Chevalier, dass die von der Rindfleisch-Interprofession Interbev seit längerem geplante Exportorganisation noch immer Makulatur sei.
Unterdessen hat die französische Regierung angesichts der anhaltenden Dürre beschlossen, die Landwirte mit Geldern aus dem Witterungsschadenfonds finanziell zu entlasten. In gut der Hälfte des Landes beziehungsweise in 44 Departements hat die Trockenheit bereits katastrophale Einbußen für die Produzenten zur Folge.
Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire sicherte vorige Woche zu, aus dem mit insgesamt 100 Mio. Euro dotierten Fonds Ende Juni erste Gelder bereitzustellen. Zugleich wolle er in den nächsten Tagen mit den Präfekten der Regionen „für jeden einzelnen Betrieb die Höhe der erforderlichen Mittel besprechen“.
Der Präsident des französischen Bauernverbandes (FNSEA), Xavier Beulin, reagierte mit der lapidaren Bemerkung, Gelder müssten gezwungenermaßen fließen, zumal mit Blick auf die aktuelle Situation bei Futtermitteln und in den Weidegebieten der meisten Regionen Frankreichs eine Unterstützung der Landwirte unerlässlich sei. Le Maire kündigte seinerseits an, unverzüglich das Abmähen von Brachflächen zu genehmigen, da in einer Krisensituation gehandelt werden müsse. Infolge der Trockenheit und der damit verbundenen deutlich niedrigeren Erträge im Ackerbau seien einzelne Viehhalter bereits gezwungen, aus Futtermangel einen Teil ihres Bestandes vorzeitig zu schlachten, bedauerte der Ressortchef. (AgE)