"Dass Leguminosen heute trotz der unbestreitbar vielen Vorteile kaum noch angebaut werden liegt schlicht daran, dass sich für die Betriebe der Anbau anderer Kulturen mehr lohnt. All die Förderprogramme der letzten Jahre haben daran nichts entscheidendes geändert, und auch noch so viele teure Forschungsvorhaben werden das nicht schaffen", meint Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) im Vorfeld der heutigen Vorstellung der Eiweißpflanzenstrategie durch das Bundesagrarministerium.
Um die erwünschte starke Ausdehnung des Eiweißpflanzenanbaus zu erreichen, sei betriebswirtschaftlich eine klare relative Vorzüglichkeit für den Anbau notwendig, so der AbL-Vorsitzende. Im Zuge der aktuellen EU-Agrarreform müssten deshalb die Direktzahlungen daran gebunden werden, dass die Betriebe auf ihren
Ackerflächen mindestens alle fünf Jahre Leguminosen anbauen. „Es ist das Bundesministerium, das davon bisher nichts wissen will“, so der Landwirt. „Solange das Ministerium diesen entscheidenden Hebel aber ausschlägt, läuft die ganze Eiweißpflanzenstrategie ins Leere.“
Graefe zu Baringdorf rechnet vor: Werden in Deutschland auf den Ackerflächen alle fünf Jahre Leguminosen angebaut, würde das für die Folgefrüchte über 120.000 t Rein-Stickstoff in den Boden legen. Die Ersparnis chemischer Mineraldünger würde somit umgerechnet pro Jahr 400 Mio. Litern Diesel entsprechen. „Der Eiweißpflanzenanbau ist die entscheidende Maßnahme zur Ökologisierung der Landwirtschaft. Je früher wir
diesen Übergang von der ölgesteuerten hin zur solargestützten Lebensmittelerzeugung schaffen umso besser", stellt er fest.
Für die Blockade macht Graefe zu Baringdorf die chemische Industrie und die Futtermittelindustrie verantwortlich. (ad)