Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

News

AbL wirft Bauern Sabotage der Luftfilter vor

Manipulieren einige niedersächsische Tierhalter bewusst die Rieselbettfilter ihrer Ställe, so dass sie zur Prüfung funktionieren, die übrige Zeit aber nicht? Das vermutet zumindest die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft nach dem Vortrag von LUFA-Mitarbeiter Lars Broer bei einer KTBL-Tagung.

Lesezeit: 4 Minuten

Manipulieren einige niedersächsische Tierhalter bewusst die Rieselbettfilter ihrer Ställe, so dass sie zur Prüfung funktionieren, die übrige Zeit aber nicht? Das vermutet zumindest die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft nach dem Vortrag von LUFA-Mitarbeiter Lars Broer bei einer KTBL-Tagung.

 

Broer berichtete dort über aktuelle Prüf-Ergebnisse bei Rieselbettfiltern, die laut Zertifizierung eigentlich Emissionen (Ammoniak, Staub und Gerüche) um mindestens 70 % vermindern sollten. Stattdessen hätten in den letzten Monaten von insgesamt 61 geprüften Luftwäschern nur 21 % die Funktionsprüfungen und Check-ups  bestanden. Bei 26 % seien deren Messwerte zwar zum Zeitpunkt der (angemeldeten) Kontrollen in Ordnung, nicht aber deren vorhergegangenen Langzeitmessungen  laut Betriebstagebüchern. Weitere 53 % der Filter seien demnach sowohl bei der Kontrollmessung als auch bei der Langzeitmessung durchgefallen, zitiert die AbL den Redner.  


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Als wesentliche Ursache dieser nicht funktionsfähigen Abluft-Reinigungsanlagen nannte Broer laut AbL die mangelnde Wartung, den Fehlbetrieb und den Einbau von kostengünstigen, aber nicht zertifizierungskonformen Luftwäschern. Wenn man die teuren Filter-Zusatzstoffe (Säure, Puffer, Lauge) einfach weglasse, dann könne der Betreiber pro Jahr etwa 2.800 Euro sparen, beim Ausschalten der Pumpe für die Benetzung des Filters zusätzliche 3.000 Euro. Offenbar seien die Kontrollmöglichkeiten bei den Betriebstagebüchern und auch hinsichtlich wirklich effektiver Wartungsverträge bisher unzulänglich gewesen.


AbL: Schärfere Kontrolle und Bußgelder


Die AbL weist darauf hin, dass der Filtererlass der Landesregierung für die etwa 350 emissionsstarken Schweinehaltungsanlagen (mit mehr als 2.000 Mastschweinen, 750 Sauen oder 6.000 Ferkelaufzuchtplätzen) den bei solchen Tierkonzentrationen unbedingt erforderlichen Schutz von Anwohnern, Natur und Klima sichern solle. Diese Filterpflicht für Agrarfabriken liege auch im Interesse der allermeisten Schweinehalter unterhalb dieser „Agrarindustrie-Grenzen“, weil durch die teuren aber emissions-angemessenen Filter die externen Kosten von „Agrarfabriken“ berücksichtigt würden und so das weitere Vordringen von Agrarfabriken und die damit verbundenen Verdrängung mittelständischer Strukturen entscheidend gehemmt werde.


Für die Arbeitsgemeinschaft ist es deshalb ein Skandal, wenn viele Agrarindustrielle - offenbar systematisch - diese Schutzziele zu unterlaufen suchten: Schon in den Jahren 2008, 2009 und 2010 hätten Überprüfungen im Landkreis Vechta nur bei 35 % der Filter eine ordnungsgemäße Funktion ergeben.


Der AbL-Agrarindustrie-Experte Eckehard Niemann forderte die zuständigen Landesbehörden auf, die Kontrollen rasch zu verschärfen: Die Bußgelder müssten künftig deutlich oberhalb der durch das Abstellen der Filter einsparbaren Kosten liegen - zusätzlich sollten die von Agrarindustriellen zu Unrecht gemachten Zusatz-Gewinne nachträglich voll abgeschöpft werden.


Nachgefragt: Das sagt Lars Broer


top agrar online hat bei LUFA-Mitarbeiter Lars Broer nachgefragt. Hier seine Antwort:


"Kein Landwirt stellt die Pumpe der Benetzung einfach aus, sondern stellt sie in Intervallschaltung, d. h. die Pumpe geht im Wechsel an und aus. Dies haben die Landwirte nicht aus Eigeninitiative gemacht, sondern weil die Herstellerfirma lange davon ausgegangen ist, das die Biologie dann besser arbeitet. Es hat sich aber gezeigt, dass diese Fahrweise zu Stickoxidbildung führt und die Ammoniakabscheidung nicht gewährleistet ist.


Das Hauptproblem besteht aber darin, das bei Rieselbettreaktoren oft keine Säure und Lauge zur pH-Regelung eingesetzt wird. Dies geschieht aus zwei Gründen. Zum einen wird von einigen Herstellern behauptet, das Rieselbettreaktoren keine Säure und Lauge brauchen. Zum anderen sahen die Zertifizierungen einiger Hersteller noch keine Laugen- bzw. Pufferdosierungen vor.


Die Dosiereinheiten wurden in den letzten Jahren bei einigen Landwirten nachgerüstet. Die bereitgestellten Gebinde sind bei einigen Herstellern allerdings so klein, dass der Landwirt die Säurekanister mehrmals am Tag wechseln muss oder mehrmals am Tag ein Sack Puffer nachfüllen muss. Das ist arbeitstechnisch kaum zu leisten. Das rechtfertigt zwar nicht, dass er dies nicht macht, macht es aber verständlich.


Ich möchte an dieser Stelle ein Vergleich bringen: Wenn man auf der Fahrt von Oldenburg nach München mit dem Auto zehnmal Öl und dreimal die Kühlflüssigkeit nachkippen müsste, dann würde man auch versuchen dies zu vermeiden und nicht fahren."





Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.