20 Mio. t Lebensmittel landen in Deutschland jedes Jahr im Müll. Pro Haushalt sind das 400 Euro. Das hat Bundesagrarministerin Ilse Aigner jetzt in einem Aufruf angemahnt. "Was mich stört, ist der oft unachtsame Umgang mit Nahrungsmitteln", sagte Aigner gestern der Saarbrücker Zeitung. Die unglaubliche Menge von 20 Mio. t ist ihrer Meinung nach ein "ethisches Problem und eine Verschwendung von Ressourcen". Die CSU-Politikerin rief die Verbraucher zu einem Umdenken auf und verwies auf den Hunger in der Welt sowie die Umweltbelastung bei der Herstellung. "Wir sollten bewusster genießen, uns bewusster ernähren und auch bewusster einkaufen", appellierte die Ministerin. Sie will nun eine Studie in Auftrag geben, die genauere Zahlen liefern soll. Darüber hinaus arbeite die Reierung an einer Novelle des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes, wodurch Bund und Länder künftig zur Erstellung von Abfallvermeidungsprogrammen verpflichtet werden. Die Umweltschutzorganisation BUND ergänzt, dass Aigner zunächst dafür sorgen solle, dass die Überproduktion von Lebensmitteln in der EU nicht mit Steuermittel gefördert werde. Ebenso sieht der Verband die Lebensmittelindustrie in der Pflicht. Der Einzelhandelsverband HDE lehnt ein verringertes Angebot am Abend ab. "Der Verbraucher erwartet gefüllte Regale während der gesamten Öffnungszeiten", sagte HDE-Sprecher Kai Falk. Kein Händler könne es sich erlauben, seine Kunden mit leeren oder nur halb gefüllten Regalen zu empfangen. Falk verwies darauf, dass Bruch und Verderb nur etwa ein Prozent des Umsatzvolumens im Einzelhandel ausmachten. Dies sei ein "relativ geringer" Anteil. Nordrhein-Westfalens Agrarminister Johannes Remmel will nun untersuchen lassen, in welchem Umfang und an welchen Schnittstellen Lebensmittel unnötig vernichtet werden. "Ganz konkret halte ich es für sinnvoll, Rabatte vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums von Waren anzubieten", betonte Remmel. Kritisch sieht er das Aussortieren von Lebensmitteln, die nicht perfekt aussehen. "Wir möchten eine Diskussion anstoßen, ob Lebensmittel immer einer Norm entsprechen müssen", betonte Remmel.
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