Die Gesamtmenge der im Jahr 2012 abgegebenen Menge von Antibiotika – rund 1.619 t – ist gegenüber dem Vorjahr um 87 t oder 5 % gesunken. Das ergab die neue Auswertung der im Jahr 2012 ermittelten Abgabemengendaten für Antibiotika durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).
Mit 2 t leicht angestiegen ist dagegen der Einsatz von Fluorchinolonen, das als sogenanntes Reserveantibiotika in der Humanmedizin wichtig ist. Der Fokus der Antibiotikaabgabe in der Veterinärmedizin betrifft aber grundsätzlich eindeutig ältere Wirkstoffe wie Penicilline (501 t) und Tetrazykline (566 t), gefolgt von Sulfonamiden (162 t), Makroliden (145 t) und Polypeptidantibiotika (124 t). Des Weiteren wurden rund 10,4 t Fluorchinolone und rund 3,8 t Cephalosporine der 3. und 4. Generation abgegeben.
Eine Zuordnung der gemeldeten Wirkstoffmengen zu einzelnen Tierarten ist nicht möglich, da die Mehrzahl der Wirkstoffe für die Anwendung bei verschiedenen Tierarten zugelassen ist. Von den abgegebenen 1.619 t Wirkstoffen entfallen 1.611 t auf Präparate, die für mindestens eine Tierart zugelassen sind, die Lebensmittel liefert. Nur 8 t entfallen auf Präparate, die ausschließlich für nicht Lebensmittel liefernde Tiere (also Sport- und Freizeittiere) zugelassen sind.
Bei der regionalen Zuordnung der Abgabemengen sind keine nennenswerten Veränderungen zwischen 2011 und 2012 zu verzeichnen. Ein Großteil der Antibiotika wurde den amtlichen Angaben zufolge weiterhin von Tierärzten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verabreicht. Allein in den Postleitzahlenbereich 49, der Kreise beider Nachbarländer vereint, gingen mehr als 500 t. Dort gibt es eine intensive Veredelung.
Hähnchen bekommen das meiste Antibiotika
Nach einer BfR-Studie werden Masthähnchen am häufigsten mit Antibiotika behandelt. In ihrem 39 Tage dauernden Leben bekommen sie an durchschnittlich zehn Tagen Antibiotika. Milchkühe bekamen die Medikamente innerhalb eines Jahres an 3,5 Tagen und Kälber an 1,2 Tagen. Bei Tieren in Gruppenhaltung werden laut BfR meist sowohl kranke als auch gesunde Tiere behandelt, um die Ausbreitung von Krankheiten auf die gesunden Artgenossen zu verhindern.
"Wo Antibiotika eingesetzt werden, nehmen Resistenzen zu", sagte BfR-Präsident Andreas Hensel. Die unempfindlichen Bakterien könnten auch auf den Menschen übergehen. Allerdings seien bislang nur Einzelfälle bekannt geworden, in denen Menschen erkrankt seien, die beruflich mit Tieren oder vom Tier stammenden Lebensmitteln zu tun hätten.
"Trotz des Rückgangs gehört Deutschland im europäischen Vergleich noch immer zu den Spitzenreitern", erklärte Ministerialdirektor Bernhard Kühnle vom Bundeslandwirtschaftsministerium am Rande einer Konferenz in Berlin. Der breite Antibiotika-Einsatz müsse deutlich eingeschränkt werden. Neue Regelungen ab 2014 sollen dabei helfen. (ad)