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Bauer Willi: Deutschlands Bauern gehen leise…

Ein Kommentar von Bauer Willi, zuerst veröffentlicht auf www.bauerwilli.com: "Donald Trump, Flüchtlingskrise, Brexit, Erdogan und der Syrienkonflikt sind derzeit die alles beherrschenden Themen in den Medien. Landwirtschaft interessiert, agrarisch gesprochen, im Moment „keine Sau“.

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Kommentar von Bauer Willi, zuerst veröffentlicht auf www.bauerwilli.com:


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"Donald Trump, Flüchtlingskrise, Brexit, Erdogan und der Syrienkonflikt sind derzeit die alles beherrschenden Themen in den Medien. Landwirtschaft interessiert, agrarisch gesprochen, im Moment „keine Sau“. Selbst das medienwirksam inszenierte Monsanto-Tribunal in Den Haag tauchte in Tagesschau und heute-Journal nicht auf. Es gibt wichtigeres.


Auch an den wöchentlich ausgestrahlten diversen „Lebensmittel-Checks“ hat kaum noch  jemand Interesse. Dass dort zum dreiundzwanzigsten Mal über Massentierhaltung und Nitrat berichtet und Bio „über den grünen Klee“ gelobt wird, entlockt dem Zuschauer vielleicht noch ein müdes Gähnen. Wenn er nicht schon vorher umgeschaltet hat. Auf eine Kochshow zum Beispiel.


Mehr oder weniger unbemerkt von der Öffentlichkeit findet aber im Land ein Wandel statt. Obwohl Parteien, Organisationen und Medien nicht müde werden, das hohe Lied vom „bäuerlichen Familienbetrieb“ zu singen, ist genau dieser derzeit dabei, von der Bildfläche zu verschwinden. Und dies hängt nicht vorrangig von niedrigen Preisen ab. Die hat es immer wieder einmal gegeben und wer unternehmerisch denkt, hat (hoffentlich) entsprechende Vorsorge getroffen.


Nein, diese „Agrarwende“ hin zu immer größer werdenden Einheiten ist (auch) ein Ergebnis der gesellschaftlichen Diskussion und der Kritik an der derzeit vorherrschende Produktionsweise. Dieser Kritik – unabhängig davon ob sie nun berechtigt ist oder nicht – wollen sich viele Bauern nicht mehr stellen.


Ihr Empfinden, ihr Gefühl ist so, dass sie als „Buhmann der Nation“ für alles Böse rund um Lebensmittel verantwortlich gemacht werden und zunehmend den Rückzug antreten. „Ich habe einfach keine Lust mehr, mich ständig zu rechtfertigen“ ist eine zunehmende Aussage auch von jungen Landwirten, die aber nie die Medien erreicht. Denen ist das schlichtweg egal, nicht wichtig und auch nicht quotenträchtig genug. Die paar Bauern…


Wie reagieren die Parteien?


Wenn denn überhaupt eine Aussage zur Landwirtschaft getroffen wird, so sind es Sprechblasen. Da ist dann auch kein wirklicher Unterschied zu erkennen. Nahezu das gesamte politische Spektrum, von ganz links bis ganz rechts, benutzen die gleichen Floskeln. Die einzige Partei, die sich (noch!) etwas mehr mit dem Thema Landwirtschaft auseinandersetzt, sind die Grünen. Aber ob die mit den Stimmen der Bauern rechnen können, ist wohl eher fraglich.


Mit immer neuen Forderungen und Gesetzesentwürfen, die von den Landwirten umgesetzt werden sollen, wird der Trend zu immer größeren Einheiten, zu der eben nicht erwünschten „Agrarindustrie“ nur noch beschleunigt. Und da ist es fast schon egal, wer diese Gesetze erlässt. Wählerstimmen? Die paar Bauern…


Wie reagiert der Lebensmitteleinzelhandel (LEH)?


Obwohl der LEH eigentlich die Drehscheibe zwischen Erzeuger und Endverbraucher sein sollte, hat er nur eine Seite im Blick: seine Kunden. Und die gilt es zufriedenzustellen. Das ist nicht einmal verwerflich, denn das macht ja schließlich jeder so. Der LEH verdient sein Geld mit dem Handel und das bedeutet: billig einkaufen, teuer verkaufen. Das ist der Erfolg von Reichtum und diesen Tipp hat mir schon meine Oma gegeben. 


Wenn etwas dem LEH vorzuwerfen ist, dann die kaum zu leugnende Tatsache, dass er mit seinen Forderungen und Ansprüchen über das gesetzliche Maß hinausgeht und so einen ungeheuren Druck auf die Erzeuger ausübt. Und zwar unabhängig davon, ob diese Forderungen überhaupt realistisch erfüllt werden können. Beispiele dafür gibt es genug. Und unter diesem Druck geben gerade die  kleinen, familiär geführten Betriebe auf, weil sie weder den Mut noch die finanziellen Mittel haben, diese Ansprüche erfüllen zu können. Und je weniger Betriebe es gibt, umso einfacher wird der Einkauf und die Preisgestaltung für die Einkäufer. Es gibt immer noch jemanden, der es noch billiger kann.


Wie reagiert der vor- und nachgelagerter Bereich?


Der vorgelagerte Bereich, also die Firmen, die die Landwirte mit Maschinen und Betriebsmitteln versorgen, stellen sich auf die sich ändernden Rahmenbedingungen ein. Größere Betriebe brauchen andere Technik und Technologien, weil sie mit weniger Arbeitskräften auskommen wollen und an ihrer Effizienz feilen. Wie anders ist der Erfolg von GPS und anderer Elektronik zu erklären? Warum kauft Bayer eine Firma wie Monsanto? Bestimmt nicht wegen des deutschen Marktes!


Sie sehen die wachsende Weltbevölkerung, die ernährt werden will und machen sich um die Befindlichkeiten der deutschen „Systemkritikern“ nicht wirklich Sorgen. Möglichst viele Kalorien von immer weniger werdender Fläche zu generieren ist deren Ziel. Und die Mittel dazu verkaufen sie. Gerne.


Der nachgelagerte Bereich, also Molkereien, Schlachthöfe, Mühlen und die Stationen dazwischen stehen zwar auch unter Druck, haben jedoch immer die Möglichkeit, die für sie notwendige Marge zu generieren. Und selbst Genossenschaften, auch wenn sie den Bauern gehören, können dieser Gesetzmäßigkeit nicht ausweichen. Ohne Gewinn wären auch sie zur Aufgabe gezwungen. Und damit wäre den Bauern auch nicht geholfen.


Zu den NGO´s und Kirchen habe ich jetzt keine Aussage getroffen. Was diese motiviert, ist im Kapitel „Lebensmitteleinzelhandel“ nachzulesen. Denn auch diese Gruppierungen haben „Kunden“ die zufriedengestellt werden wollen, damit sie auch „Kunden“ bleiben.


Was sich ändern wird!


Nichts.Weil eigentlich niemand ein ernstes Interesse daran hat, dass sich etwas ändert. Außer den Bauern, aber die gehen leise.


Euer Bauer Willi"

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