Der britische Bauernverband NFU hat beunruhigt auf die zuletzt bekannt gewordenen Pläne für die Agrarreform 2013 reagiert. Verbandspräsident Peter Kendall warnte in einem Brief an EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos vor sinkender Produktion und Rückschritten bei den Bemühungen, die Abhängigkeit von den EU-Zahlungen zu mindern. Ebenso würden die Pläne die Erfolge beim Umweltschutz zunichte machen. Die Pflicht zum Greening, um die vollen Direktzahlungen zu erhalten und die Verpflichtung zur Ausweisung von 5% ökologischer Ausgleichsflächen gefährde die Bereitschaft der Landwirte zur Teilnahme an freiwilligen Agrarumweltprogrammen, mahnte der Präsident weiter.
Kendall fürchtet, die Reformpläne könnten den Anstieg der Lebensmittelpreise weiter anheizen, falls sie in der bekanntgewordenen Form umgesetzt würden. Wenn die Landwirte 5% ihrer Flächen für den Naturschutz zur Verfügung stellen und in jedem Fall eine dritte Kultur anbauen müssten, werde das Angebot an Nahrungsmitteln darunter leiden, prognostiziert der Verbandspräsident und fragt den Kommissar, wie das in der Praxis aussehen soll: „Sollen etwa kleine viehhaltende Betriebe, die ein wenig Getreide anbauen, extra noch weitere Kulturen dazunehmen?“
Besorgt ist Kendall auch über neue, strengere Vorschriften zum Schutz von Dauergrünland. "Ciolos muss doch zwischen mehrjährigem Grasanbau und unkultiviertem oder natürlichem Dauergrünland mit hoher Artenvielfalt unterscheiden", mahnte er an.
Völlig inakzeptabel ist aus seiner Sicht schließlich die Absicht der Kommission, das Pflügen von besonders kohlenstoffreichen Böden zu verbieten. „Es ist unglaublich, dass die Kommission überhaupt daran denkt, den Pflug für bestimmte Bodentypen zu verbieten“, ärgert sich Kendall. Das würde Beschränkungen für die besten und produktivsten Böden Englands mit sich bringen.
Der NFU sei stets ein Unterstützer der Agrarreformen gewesen. Die Farmer würden auch die Entkopplung und den freien Markt unterstützen. Aber die jetzt bekannt gewordenen Pläne des Agrarkommissars seien ein klarer Schritt zurück. Die Landwirte würden damit abhängiger von Brüsseler Beihilfen. Kendall hofft nun, dass Ciolos die Pläne noch einmal überdenkt. (ad)
Hintergrund:
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Prämiendeckel soll stufenweise ab 150.000 € greifen (11.8.2011)
