Der Deutsche Bauernverband (DBV) wertet die aktuelle Situation am Biomarkt als Chance für umstellungsinteressierte Landwirte. Rund 10 Prozent der konventionell wirtschaftenden Betriebe erwägen laut DBV einen Wechsel zum Ökolandbau. Herausforderung ist auch im Ökobereich der Wettbewerb mit Importware.
Der DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken sieht derzeit deutlich mehr Chancen als Barrieren für umstellungsinteressierte Landwirte. Das äußerte er auf dem DBV-Perspektivforum „Mehr Bio von hier“ anlässlich der Biofach in Nürnberg. Schon seit einigen Jahren würden sich bei der Konjunkturbefragung im Auftrag des DBV etwa 10 Prozent der deutschen Landwirte als interessiert am Ökolandbau bezeichnen. Dieses Potenzial gelte es mit einer wirtschaftlich nachhaltigen Perspektive für ein stetiges, organisches Wachstum auszustatten, so Krüsken weiter. Er will dafür die Vermarktungspartner in die Pflicht nehmen.
Die Umstellung auf den Ökobetrieb stelle für jeden Betrieb eine investive Herausforderung dar, machte der DBV-Generalsekretär klar. Als eine zentrale Herausforderung bezeichnete er den Wettbewerb der deutschen Öko-Anbaustandards mit Importware nach EU-Standards und aus Drittländern. Deshalb müsse die Verbindung von Öko und Regionalität gestärkt werden. Der stellvertretende Vorsitzende des DBV-Fachausschusses Ökolandbau, Carsten Niemann betonte in Nürnberg, der DBV habe mit seinem jüngsten Positionspapier auf Präsidiumsebene ein starkes Signal für eine nachhaltige Stärkung des Ökolandbaus in Deutschland gegeben.
Der Landwirtschaftsminister aus Nordrhein-Westfalen, Johannes Remmel, vertrat bei der Veranstaltung die Ansicht, dass die Grenzen der Regionalisierung in seinem Bundesland bei weitem nicht erreicht seien. Im Schwerpunkt seiner Ökolandbaustrategie stehe das Ziel eine Ausdehnung der regionalen Öko-Erzeugung zu erreichen. Er forderte, im Ausbau des Ökolandbaus eine Perspektive für Landwirte anstelle der Exportorientierung zu entwickeln. „Gelsenkirchen ist unser Markt“, sagte der Minister wörtlich.
Öko-Schweinefleisch sei derzeit extrem knapp, erläuterte auf der Veranstaltung Sven Euen als langjähriger Einkäufer in der Öko-Fleischbeschaffung. Es fehlten vielen konventionellen schweinehaltenden Betrieben jedoch die finanziellen Polster und Perspektiven für eine Umstellung. Die Landwirte hätten nicht vergessen, dass es auch im Ökomarkt vor einigen Jahren eine Talsohle im Schweinezyklus gab. Fleischverarbeiter und Lebensmitteleinzelhandel müssten daher investitionsbereiten Landwirten mehr Sicherheit bieten.