Rund 30 200 Rinder und davon 12 200 Kühe gehören in Russland schon zur Firma Ekosem. Damit ist sie der drittgrößte Milchproduzent des Landes. Das Unternehmen mit Sitz im badischen Walldorf macht 38 Mio. Euro Jahresumsatz und beschäftigt 3 000 Menschen. Und aufgebaut hat das ganze ein deutscher Geoökologe.
Seit 20 Jahren schon ist Stefan Dürr, der aus dem Odenwald stammt, in Russland aktiv, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Angefangen als Praktikant auf einer Kolchose eröffnete er später in der Wendezeit einen Landmaschinenhandel - die heutige Tochtergesellschaft EkonivaTechnika -, stieg in den Saatguthandel ein und baute sich notgedrungen eine Milchviehherde auf, um Land erwerben zu dürfen. Das hat sich offenbar gerechnet. Pro Liter erhält er heute einen Auszahlungspreis von 44 Cent. „Russland ist ein Wachstumsmarkt, die Eigenversorgung mit Milch liegt bei 60 %, der Rest muss eingeführt werden“, sagt der 48-jährige Landwirt der Zeitung.
Diese Chance will er nutzen und weiter expandieren. Läuft alles nach Plan, dann wird Ekosem in zwei bis drei Jahren die Nummer eins in Russland sein. Das notwendige Kapital dafür beschafft er sich nun an der Stuttgarter Börse, mit einer Anleihe von 50 Mio. Euro. Im Bereich der Milchwirtschaft gilt das als Novum. Dürr ist der erste Milchbauer, der sich so Geld am deutschen Anleihenmarkt beschafft. Ein Weg, den bislang nur Molkereikonzerne eingeschlagen haben. Wie das Unternehmen jetzt bekanntgab, ist die Ekosem-Agrar-Anleihe mit einem festen Zinssatz von 8,75 % und einer Laufzeit von 5 Jahren ausgestattet. Die Zeichnungsfrist läuft voraussichtlich vom 12. bis 21. März 2012.
2009 erhielt Dürr das Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für herausragenden Verdienste bei der Gestaltung und Festigung der deutsch-russischen Beziehungen im Bereich der Landwirtschaft. (ad)