Die Gentechnikkritiker des so genannten "Umweltinstituts München“ werfen der KWS Saat AG vor, illegal gentechnisch verändertes Maissaatgut in Polen zu verkaufen. Auf 3 000 ha hätten die Bauern den KWS-Mais angebaut, obwohl er gar nicht in Polen verkauft werden darf.
Dagegen wehrt sich das Saatguthaus vehement. „Selbstverständlich hält sich KWS an alle jeweils gesetzlich geltenden Bestimmungen“, heißt es in einer Antwort aus Einbeck. Der Anbau von gentechnisch verändertem Mais in Polen sei erlaubt. Nur der Handel mit gentechnisch verändertem Mais sei untersagt. KWS vermutet daher, dass sich einzelne polnische Landwirte in den vergangenen Jahren im Rahmen des freien EU-Warenverkehrs entsprechendes Saatgut aus anderen Ländern besorgt hätten, in denen die Kommerzialisierung von gentechnisch verändertem Saatgut erlaubt ist, wie z.B. Spanien oder der Tschechischen Republik. „Das auf diesem Wege in Polen eingesetzte Saatgut der KWS kam in den vergangenen drei Jahren auf Anbauflächen in der Größenordnung von 90 bis 180 ha zum Anbau“, so KWS.
KWS habe sich in Kenntnis der politischen Situation in Polen verantwortungsbewusst und korrekt verhalten, heißt es in einer zweiten Erklärung. Gleichwohl werde KWS darauf hinwirken, dass bis zu einer eindeutigeren Klärung der Situation in Polen kein gentechnisch verbessertes Maissaatgut der KWS in Polen ausgesät wird.
KWS Mitarbeiter Henning von der Ohe: „Wir können und wollen uns nicht in innerpolnische Angelegenheiten einmischen. Aber wir sind zuversichtlich, dass es im Sinne der polnischen Landwirte bald zu Klarstellungen durch die polnische Regierung kommen wird.“
Umweltinstitut: "KWS stiftet Bauern an"
Das „Umweltinstitut“ reagierte prompt und bezeichnete die KWS-Stellungnahme als „dreist“. „Damit sich die KWS nicht offiziell die Finger schmutzig macht werden polnische Bauern angestiftet, das Saatgut, das in Polen nicht gehandelt werden darf, in Tschechien zu kaufen“, erklärt Aktivistin Anja Sobczak. Auf der Internetseite der KWS/Polen würden klar die Vorzüge der Gentechnik beworben. Auch im Produktkatalog sei der Gen-Mais unter all den herkömmlichen Sorten aufgelistet. Nur kaufen könne man ihn offiziell nicht. „Mit diesen Werbemitteln werden die Landwirte geködert und dann offensichtlich an den Handel in Tschechien oder Spanien verwiesen“, so Sobczak.
„Mit dieser Stellungnahme macht die KWS deutlich, dass sie nach wie vor nicht willens ist, die Ablehnung der europäischen Bevölkerung zu akzeptieren, sondern jeden Winkelzug unternimmt, um auch noch durch das letzte Schlupfloch ihre Gen-Saat auf den Acker zu bringen“, ergänzt Harald Nestler, Vorstand im Umweltinstitut München. „Die Pressemitteilung der KWS belegt den offenkundigen Vorsatz, das bestehende Handelsverbot in Polen trickreich zu umschiffen, gleichzeitig die Kritiker zu verunglimpfen und die Schuld an der Rechtsbeugung den polnischen Bauern in die Schuhe zu schieben.“ (ad)