In Italien ist die Mafia weiterhin auch in der Agrar- und Lebensmittelbranche aktiv, und das mit steigender Tendenz. Wie die Junglandwirte im Landwirtschaftsverband Coldiretti mitteilten, lag das Gesamtgeschäftsvolumen der sogenannten Agrarmafia im vergangenen Jahr bei 21,8 Mrd Euro; das war gegenüber 2015 ein erneuter Sprung von 30 %.
Die kriminellen Aktivitäten reichen demnach in die gesamte Lieferkette hinein, von der Erzeugung über den Transport und die Weiterverteilung bis hin zum Verkauf. Zuletzt hatte die zuständige Finanzpolizei die Lieferketten und Verkaufsstellen des Discounters Lidl untersucht und zahlreiche Unregelmäßigkeiten entdeckt. Dabei ging es zum einen um Schwarzarbeit und Formen der Ausbeutung von Angestellten. Auf der anderen Seite gab es Preisabsprachen, außerdem die Produktion und den Verkauf von Produktfälschungen, auch ins Ausland.
Coldiretti-Präsident Roberto Moncalvo erinnerte mit Blick auf diese Vorgänge erneut an die große Bedeutung der von Coldiretti ins Leben gerufenen „Beobachtungsstelle der Kriminalität in der Land- und Ernährungswirtschaft“ und den dort jährlich herausgegebenen Bericht zu den Aktivitäten der Agrarmafia. Für Moncalvo tragen Bürokratie, lange Transportwege und mehrstufige Verteilungssysteme zu den Machenschaften „in dunklen Räumen“ bei. Hinter niedrigen Preisen versteckten sich oft geänderte Rezepte, Zutaten von niedrigerer Qualität oder veränderte Herstellungsverfahren.