Die EU-Kommission sieht weiterhin keinen Handlungsbedarf, die derzeitige Regelung zur Einzeltierkennzeichnung mit elektronischen Ohrmarken bei Schafen erneut zu ändern und auf die frühere Bestandskennzeichnung umzustellen.
Wie die Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) berichtet, verlief das jüngste Treffen mit Kommissionsvertretern Ende Mai in Brüssel ohne Ergebnis. Man habe keine Rückmeldung aus den Mitgliedstaaten erhalten, dass es ein Problem gebe, betonten die EU-Beamten laut VDL. Lediglich die deutschen Branchenverbände sprächen von Umsetzungsschwierigkeiten.
Dieser Darstellung widersprach der Sprecher des Berufsschäferausschusses in der VDL, Günther Czerkus, vehement. Neben technischen Problemen mit Lesegeräten führte der Berufsschäfer Verträglichkeitsprobleme und Schwierigkeiten bei der Chipentfernung im Schlachthof an. Die Branche benötige eine funktionierende Rückverfolgbarkeit von Tierbewegungen im Seuchenfall, die jedoch mit der elektronischen Einzeltierkennzeichnung nicht zu erreichen sei. Sie gelinge bereits „in Friedenszeiten“ nicht und erzeuge höchstens eine Scheinsicherheit. Die neue Kennzeichnung sei nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) 2001 und den BSE-Skandalen gewünscht und verständlich gewesen. Da es aber nicht praktikabel sei, müsse es überdacht werden.
Ungleichbehandlung der Tierhalter
Damit die EU-Kommission aktiv wird, müssen Mitgliedstaaten und Europäischer Rat Handlungsbedarf in Brüssel anmelden. Verschiedene EU-Parlamentarier sicherten bereits von Parlamentsseite ihre Unterstützung zu. Der CDU-Abgeordnete Dr. Peter Jahr betonte, das Preis-Leistungsverhältnis der Methode sei unangemessen und stelle eine Ungleichbehandlung zu anderen Tierhaltern dar.
Kürzlich hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, die Einzeltierkennzeichnung von Rindern auf freiwilliger Basis zu zulassen, unter anderem deshalb, weil die Bestimmungen hierfür zu zu viel Bürokratie in den Mitgliedstaaten führe. Für Schweine gilt nach wie vor die Bestandskennzeichnung. Bezüglich der Schaffhalter soll es demnächst ein Treffen zwischen EU-Parlament und dem EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik, John Dalli, geben. (AgE)