Gegen den früheren Vorsitzenden des Landvolks Diepholz, Lothar Lampe, kommen immer neue belastende Indizien ans Licht. Mittlerweile geht es um eine veruntreute Summe von 2,4 Mio. Euro, berichtet die Kreiszeitung aus Syke. Und weitere Ansprüche könnten noch dazu kommen, erklärte ein Anwalt diese Woche während einer Pressekonferenz in Groß Lessen, an der 250 Landwirte teilnahmen.

Nach internen Informationen von Landvolk-Mitgliedern summieren sich neue strittige Beträge auf 8 Mio. Euro oder mehr – unter dem Strich geht es also um mehr als 10 Mio. Euro, wobei 1,23 Mio. bereits zurückgezahlt worden sind.

Hintergrund sind die geschäftlichen Beziehungen zwischen der Landvolk-Dienstleistungsgesellschaft, für die damals allein Lothar Lampe als Geschäftsführer verantwortlich war, der Landvolk-Betriebsgesellschaft sowie dem Partner-Unternehmen Westwind und zwei weiteren Firmen. Demnach spielten auch familiäre Beziehungen eine Rolle.

In der Pressekonferenz sprach der Fachanwalt von Indizien für eine „Untreue, die sich gewaschen hat“. Zahlen jedoch nannten weder Große Vorholt noch Landvolk-Vorsitzender Theo Runge oder sein Stellvertreter Jochen Meyer. Nur soviel ließ der Anwalt wissen: Es habe Zuwendungen gegeben, „die für uns wirtschaftlich nicht erklärbar sind“.

Über drei Teilklagen versucht der Landvolk-Verband zurzeit, die strittigen Summen zurückzubekommen, schreibt die Kreiszeitung weiter. Allerdings läge die Verjährungsfrist bei fünf Jahren. Alle Verdachtsmomente seien zu den Akten gebracht und lägen der Staatsanwaltschaft in Kopie vor. Herrin des strafrechtlichen Verfahrens sei jedoch die Staatsanwaltschaft in Stade. Sie ermittelt gegen den ehemaligen Vorsitzenden Lothar Lampe, den ehemaligen Geschäftsführer Wilhelm Bergmann sowie den ehemaligen Buchstellenleiter und Steuerberater Johann-Lüken Gerdes.

Einer der Beschuldigten, so hieß es während der Pressekonferenz, habe mittlerweile erklären lassen, dass alles ordnungsgemäß gelaufen sei. „Wenn das das Beste ist, was die Verteidigung zu bieten hat, dann werden wir eine signifikante Klage erheben“, kündigte Große Vorholt an. 

Ungereimtheiten ohne Ende

Unter anderem soll es Beweise dafür geben, dass Lampe, der ehemalige Buchstellenleiter, seine Ehefrau sowie der Geschäftsführer Millionenbeträge aus dem Topf der Landvolk-Dienstleistungsgesellschaft erhalten haben. Außerdem geht es um ein „Beraterhonorar“ in Höhe von 2,4 Mio. Euro, das die Firma Westwind Lampe gezahlt hatte. Und was ist mit dem Verlust von 800 000 Euro beim Bau eines Windparks mit zwei Anlagen? Die Landvolk-Dienstleistung hatte sie für jeweils 2,85 Mio. Euro gekauft und für nur 2,45 Mio. Euro an die Landvolk-Betriebsgesellschaft verkauft – mit jeweils 400 000 Euro steuerlich relevantem Verlust.

Außerdem prüft die Staatsanwaltschaft, warum Westwind einer Firma, zu der Lampe familiäre Beziehungen hat, insgesamt 2,9 Mio. Euro gezahlt hat – und ob Landvolk-Anteile an einem Windpark möglicherweise weit unter Preis an eine Firma verkauft wurden, an der auch der ehemalige Vorsitzende beteiligt war. Und warum hat Lampe in einer Rahmenvereinbarung mit Westwind einen Gewinnaufschlag von 13 % zugunsten des Unternehmens festgeschrieben? (ad)

Hintergrund:

Landvolk Diepholz: Betrug größer als gedacht? (1.10.2013)