„Die Vertreibung der niedersächsischen Tierhalter ins Ausland ist nicht unser Ziel. Wir wollen aber eine andere Produktion, die auf Qualität statt billiger Massenware setzt.“ Das sagte Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung.
So werde es auch künftig Fleischerzeugung im Agrarland Nr. 1 geben, erklärte der Grünen-Politiker weiter. „Dennoch muss sich etwas ändern: Wir wollen mehr tierschutzgerechte Ställe und eine artgerechte Tierhaltung, wo die Schweine ihren Schwanz und Hühner ihren Schnabel behalten können.“ Meyer will dazu die Ziele des niedersächsischen Tierschutzplans, die schon sein Amtsvorgänger Gert Lindemann vorgelegt hat, Schritt für Schritt umsetzen und dabei auch die Verbraucher und den Handel mitnehmen.
Bestätigt sieht sich der Minister in dem Absatzplus von Biofleisch um 15 % im letzten Jahr. Jedes dritte Bio-Ei komme aus Niedersachsen. „Hier leben mittlerweile mehr Legehennen in Freiland- als in Käfighaltung, das ist ein Anfang“, so Meyer.
Grundsätzlich ist dem Politiker aber der hohe Fleischkonsum nach wie vor ein Dorn im Auge. "So viele Futteranbauflächen hat unser Planet gar nicht.“ Meyer möchte daher Anreize geben, damit Fleisch nicht zu billig wird. „Wir wollen qualitatives Wachstum und einen fairen Preis für das Lebensmittel Fleisch, von dem Landwirte leben können“, erklärte er im Interview.
Antibiotika: Im Schlimmsten Fall droht Stallschließung
Als ein weiteres wichtiges Ziel nannte Meyer eine „massive Antibiotika-Reduzierung in der Tierhaltung, um unser Fleisch sicherer zu machen“. Dazu müsste es nicht mehr Kontrollen geben, sondern eine auf Gesundheit orientierte andere Tierhaltung.
Meyer verweist in diesem Zusammenhang auf die neue Antibiotika-Datenbank, die den Mitteleinsatz stallgenau erfasst. „Dort, wo er zu hoch ist, werden entschiedene Maßnahmen ergriffen. Schlimmstenfalls kann es zur Stallschließung kommen“, droht der Grünen-Politiker.
Zur Verdeutlichung führt er die bekannten Zahlen an, wonach von den rund 1620 t Antibiotika, die pro Jahr in Deutschland eingesetzt werden, rund 500 t in den Postleitzahlbereich 49 (also Osnabrück, Vechta, Grafschaft Bentheim, Emsland, Diepholz und Cloppenburg sowie Steinfurt in NRW) geliefert wurden. „Das ist für die menschliche Gesundheit höchst bedenklich.“
Strikt gegen Entschärfung der Fleischbeschau
Erfreut zeigte sich der Minister darüber, dass der Landtag einstimmig bestätigt hat, dass eine nur noch visuelle Kontrolle auf dem Schlachthof falsch wäre. „Man darf die Kontrollen jetzt nicht für einige wenige große Schlachtkonzerne erleichtern, damit die Bänder schneller laufen. Ich nehme die Sorgen der amtlichen Fleischbeschauer sehr ernst, die sagen: Wenn man nur noch guckt und das Fleisch nicht mehr anschneidet, dann könnten bestimmte Krankheiten nicht entdeckt werden“, so Meyer.
Parallel dazu will er mit anderen Bundesländern versuchen, einen möglichst hohen Standard zu wahren und vorzuschreiben, dass beim kleinsten Verdacht eines Risikos auch weiter angeschnitten wird.
Zum Abschluss des Interviews stellte Meyer klar. „Billiges Fleisch ist eine Illusion. Die fetten Jahre sind vorbei. Es ist höchste Zeit für faire Preise, die den Landwirten als Erzeuger mehr Wertschätzung zugute kommen lassen.“ Mit weniger Schwein mehr verdienen, muss seiner Meinung nach das Ziel sein. Dann könnten die Landwirte auch auskömmlich wirtschaften.